Goethe fragt, unsere Wissenschaftler*innen antworten: die Soziologin Daniela Grunow

Goethe fragt, unsere Wissenschaftler*innen antworten. Zum Beispiel, warum sie Wissenschaftlerin bzw. Wissenschaftler geworden sind. Und was sie unbedingt noch herausfinden wollen. In der Reihe „Goethe fragt“ stellen wir fortlaufend kluge Köpfe der Goethe-Universität vor. Uns interessiert, woran sie forschen – und wer die Menschen hinter der Forschung sind.  

Name: Daniela Grunow
Profession: Soziologin
Arbeitsplatz: Institut für Soziologie

Warum sind Sie Wissenschaftlerin geworden?

Weil mir früh in meiner Arbeit als angehende Soziologin bewusstgeworden ist, dass ich persönlich die intellektuelle Freiheit und Wahrheitssuche in der Wissenschaft stärker gewichte als die Vorzüge eines nine-to-five-Jobs.

Woran arbeiten Sie gerade?

An Fragen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt im Kontext der multidimensionalen sozialstrukturellen Verschiebungen der letzten Jahrzehnte. Globalisierungsprozesse, darunter die Migration, Bildungsexpansion und die zunehmende Gleichstellung der Geschlechter haben die Sozialstruktur Deutschlands gehörig verändert. Das führt teilweise zu mehr Gleichheit, aber auch zu neuen Ungleichheiten und Konfliktlinien, die wir besser zu verstehen versuchen.

Was wollen Sie unbedingt noch herausfinden?

Eine Schlüsselfrage, die mich umtreibt, ist warum soziale Ungleichheiten in der Gesellschaft so persistent sind, obwohl sich gleichzeitig so vieles „zum Guten“ verändert.

Wie sieht Ihr idealer Arbeitstag aus?

Die besten Arbeitstage sind die, an denen ich vormittags ohne Unterbrechungen forschen kann und danach mit meinem Team, Studierenden und/oder Kolleg*innen über neue Forschungsfragen und -ergebnisse diskutieren kann.

Worauf könnten Sie im Arbeitsalltag gut verzichten?

Auf die akademische Selbstverwaltung und unnötig komplexe Verwaltungsvorgänge, die allen Beteiligten das Leben schwermachen.

An meinem Job mag ich

…die Unabhängigkeit und Kreativität meiner Arbeit.

Wie motivieren Sie Ihre Arbeitsgruppe?

 Hoffentlich durch meine eigene Begeisterung für spannende, gesellschaftlich relevante Fragen und die empirischen Forschungsergebnisse, die wir gemeinsam im Team erarbeiten.

Die Goethe-Uni ist für mich

…mein stimulierendes und manchmal herausforderndes Arbeitsumfeld auf einem wunderschönen Campus in einer weltoffenen Stadt, die von großem Reichtum und großer Armut gleichzeitig gezeichnet ist.

Was sollte die Gesellschaft über Ihre Forschung wissen? Was ist ein häufiges Missverständnis?

Das gravierendste Missverständnis ist mein Erachtens, wenn Politiker*innen oder Menschen aus der Praxis glauben, komplexe gesellschaftliche Probleme ohne die Einbeziehung der empirisch-analytischen Soziologie verstehen oder lösen zu können.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Tag tauschen?

Mit einer Person, die für die Verwaltungslast an unseren Hochschulen zuständig ist. Da könnte ich sicherlich viel lernen und bestenfalls auch so einiges ändern.

Wie bekommen Sie den Kopf von der Forschung frei?

Durch Sport, Musik und gemeinsame Unternehmungen mit meinem Mann, meinem Freundeskreis und der Familie.

Prof. Dr. Daniela Grunow gehört dem Clusterprojekt ConTrust an. Das Clusterprojekt erforscht das Wechselspiel von Vertrauen und Misstrauen in Krisen- und Konfliktsituationen.

Mehr Infos zu Prof. Grunows Forschungsthemen finden Sie hier.

Foto: Jan Hering

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