Neue Wirkstoffe mit „Sekundenkleber“: Auftakt zur Fortsetzung des Zukunftsclusters PROXIDRUGS

Hessens Forschungsminister Timon Gremmels und BMBF-Referatsleiter Mitja Müller geben Startschuss für zweite Förderphase des Zukunftsclusters PROXIDRUGS

Neue Therapieansätze für Krebs, neurodegenerative Leiden, Entzündungskrankheiten oder Infektionen entwickelt der Zukunftscluster PROXIDRUGS, der vom Bundesforschungsministerium (BMBF) seit 2021 gefördert wird. Aus Anlass der 2025 beginnenden zweiten Phase veranstaltete der Cluster jetzt an der Goethe-Universität einen Vortrags- und Diskussionsabend für Bürgerinnen und Bürger, um über die Forschung zu informieren. Zu Gast waren unter anderem Hessens Forschungsminister Timon Gremmels und BMBF-Referatsleiter Mitja Müller.

Dr. Ulrich Breuer, Goethe-Universität (GU); Mitja Müller, Bundesforschungsministerium; Prof. Maike Windbergs, GU; Timon Gremmels, hessisches Forschungsministerium; Prof. Ivan Ðikić, GU; Prof. Daniela Krause, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Prof. Manfred Schubert-Zszilavecz, House of Pharma und GU, Prof. Aimo Kannt, Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie und GU; Dr. Otto Russe, House of Pharma (v.l.). Foto: Jürgen Lecher
Startschuss für die zweite Förderrunde von PROXIDRUGS: Dr. Ulrich Breuer, Goethe-Universität (GU); Mitja Müller, Bundesforschungsministerium; Prof. Maike Windbergs, GU; Timon Gremmels, hessisches Forschungsministerium; Prof. Ivan Ðikić, GU; Prof. Daniela Krause, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Prof. Manfred Schubert-Zszilavecz, House of Pharma und GU, Prof. Aimo Kannt, Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie und GU; Dr. Otto Russe, House of Pharma (v.l.). Foto: Jürgen Lecher

Viele Krankheiten werden durch außer Kontrolle geratene oder fehlerhaft funktionierende Proteine verursacht. Etablierte Strategien der Wirkstoff-Forschung zielen daher darauf ab, Proteine zu blockieren, um beispielsweise das unkontrollierte Wachstum von Krebszellen zu stoppen.

Allerdings lassen sich nur 20 Prozent aller krankheitsrelevanten Proteine, die etwa bei Krebs oder neurodegenerativen Leiden, bei Entzündungskrankheiten oder bei Infektionen eine Rolle spielen, durch klassische, kleine Moleküle blockieren. Die verbleibenden 80 Prozent der krankheitsrelevanten Proteine sind bislang therapeutisch nicht zugänglich.

Im BMBF-geförderten Zukunftscluster PROXIDRUGS treiben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Entwicklung einer neuen Wirkstoffklasse voran, die das zelleigene Verwertungssystem für Proteine einbezieht. Prof. Ivan Đikić, Direktor des Instituts für Biochemie II der Goethe-Universität und Sprecher des Zukunftsclusters PROXIDRUGS, erläutert: „Unser Körper besitzt ein ausgeklügeltes System, um defekte, überflüssige oder schädliche Proteine zu entsorgen. Wir programmieren dieses System um, um gezielt krankheitsrelevante Proteine abzubauen, indem wir in der Zelle eine räumliche Nähe zu Abbausystemen herstellen. Wir sprechen von Proximitätsinduktion, die man sich auch als molekularen Sekundenkleber vorstellen kann.“

Publikumsdialog bei der Veranstaltung des Zukunftsclusters PROXIDRUGS: Moderator Andreas Horchler; Prof. Maike Windbergs, Goethe-Universität (GU), Prof. Aimo Kannt, Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie sowie GU; Prof. Daniela Krause, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Dr. Ingo Hartung, Merck Healthcare (v.l.). Foto: Jürgen Lecher
Publikumsdialog bei der Veranstaltung des Zukunftsclusters PROXIDRUGS: Moderator Andreas Horchler; Prof. Maike Windbergs, Goethe-Universität (GU), Prof. Aimo Kannt, Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie sowie GU; Prof. Daniela Krause, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Dr. Ingo Hartung, Merck Healthcare (v.l.). Foto: Jürgen Lecher

Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, ist überzeugt: „Die erneute umfangreiche Förderung des BMBF ist eine Auszeichnung für die hervorragende Arbeit, die Wissenschaft und Wirtschaft bei PROXIDRUGS leisten. Die hier entwickelte neue Generation von Wirkstoffen haben das Potenzial, medizinische Grenzen zu verschieben: Sie erreichen mehr krankheitsverursachende Proteine und können zu einem Paradigmenwechsel in der Wirkstoffentwicklung beitragen. Wissenschaft ist ein entscheidender Faktor für mehr Innovationen und damit für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Dafür müssen wissenschaftliche Erkenntnisse schnell in die Anwendung und Umsetzung gebracht werden. Regionale Innovationsnetzwerke wie PROXIDRUGS sind hierfür ein wichtiger Schlüssel.“

Der „Clusters4Future“-Wettbewerb des BMBF wurde im Sommer 2019 ins Leben gerufen, um den Wissens- und Technologietransfer in aufstrebenden Innovationsfeldern an regionalen Spitzenstandorten gezielt zu fördern. Insgesamt werden 14 Zukunftscluster in bis zu drei aufeinanderfolgenden Umsetzungsphasen unterstützt. PROXIDRUGS hat nach einer erfolgreichen Zwischenbegutachtung nun die zweite Umsetzungsphase angetreten.

Hintergrundinformation:
Zukunftscluster PROXIDRUGS erhält Förderung für weitere drei Jahre (22.8.2024) →

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