Die angeborene Immunantwort gegen virale Infektionen zu stärken, ist das Ziel eines gemeinsamen Projekts der Goethe-Universität, des Universitätsklinikum Frankfurt und des Fraunhofer Instituts für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP), das in den kommenden drei Jahren von der VolkswagenStiftung mit bis zu 697.400 Euro gefördert wird.
Um die aktuelle Corona-Pandemie erfolgreich einzudämmen und weiteren viralen Pandemien vorzubeugen, werden neben Impfstoffen auch wirksame antivirale Medikamente gebraucht. Eine Möglichkeit besteht darin, die angeborene Immunantwort des Menschen zu verbessern. Das Forschungsprojekt unter der Leitung von Sandra Ciesek, Professorin für Virologie an der Goethe-Universität und Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, zielt darauf, den Mechanismus aufzuklären, mit dem Viren die Schwachstellen der natürlichen Immunantwort unterwandern. Ferner sollen neue Wirkstoffe gefunden werden, die die Immunantwort verstärken.
Zu den Abwehrmechanismen des angeboren Immunsystems gehören bestimmte Enzyme, die Viren an der Vermehrung hindern, indem sie die Virusproteine mit einem Zuckermolekül markieren. Auf diese Weise senden die infizierten Zellen einen Hilferuf an die Immunzellen, die sofort einschreiten. Doch mehrere Familien von RNA-Viren, zu denen auch die Coronaviren gehören, können diese Markierung wieder entfernen und so dem Abwehrmechanismus des Körpers entgehen.
Wie die Viren das genau machen und mit welchen Wirkstoffen sie daran gehindert werden können, das wollen die Virologin Prof. Sandra Ciesek und der Chemiker Prof. Eugen Proschak von der Goethe-Universität Frankfurt herausfinden. Um die Ergebnisse schneller für die Praxis anwendbar zu machen, arbeiten sie mit Dr. Aimo Kannt und Dr. Philip Gribbon vom Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP an den Standorten Frankfurt und Hamburg zusammen.
Diese Kooperation erfüllt die Ausschreibung der VolkswagenStiftung, die innovative Ansätze fördert, um Therapeutika gegen wenig erforschte oder noch unbekannte Viren zu entwickeln. Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, betont: „Diese praktische Verwertbarkeit der Ergebnisse und eine translationale Perspektive sollten von Anfang an berücksichtigt werden.“ Sandra Ciesek erwartet, dass das Wirkprinzip der neuen Medikamente dann auch auf andere RNA-Viren übertragen werden kann, so dass die natürliche Immunantwort auch bei anderen Infektionen effektiv unterstützt werden kann.