Stärkere Vernetzung in der Geschlechterforschung

Prof. Ann Phoenix, University London. Foto: Cornelia Goethe Centrum

Ein weiterer Meilenstein in der Geschlechterforschung an der Goethe-Universität: Am 21. Juni wurde das GRADE Center GENDER für Wissenschaftler* innen in der frühen Berufsphase mit dem Forschungsfokus Geschlechterforschung im Gästehaus der Goethe-Universität feierlich eröffnet. Das interdisziplinär ausgerichtete GRADE Center Gender (GCG) ist an der (Post-)Graduiertenakademie GRADE der Goethe-Universität angesiedelt und wird inhaltlich vom Cornelia Goethe Centrum (CGC) geplant und koordiniert.

In der Tradition der Frankfurter Schule

„GRADE Gender ist das logische i-Tüpfelchen einer historischen und strategischen Entwicklung. Gender Studies und Geschlechterforschung sind integraler Bestandteil der Forschung an Goethe-Universität Frankfurt am Main und seit über 30 Jahren ein besonderes Merkmal des Profils unserer Universität“, so Prof. Schleiff, Vizepräsident der Goethe-Universität in seiner Begrüßungsrede.

Sowohl Prof. Helma Lutz, Direktorin des CGC und GRADE Centers Gender als auch der Vizepräsident betonten die Verankerung von Gender Studies in der Tradition der Frankfurter Schule kritischer Gesellschaftstheorie. Zudem sei die Geschlechterforschung ein Beispiel für eine natürlich gewachsene interdisziplinäre Forschung mit einer starken internationalen Ausrichtung, so Schleiff.

Starkes Interesse an Gender Studies

Trotz gesellschaftlicher und medialer Anfeindungen ist das Interesse an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Bedeutungen und Bedingungen von Geschlecht sowie Geschlechterverhältnissen in historischen, gesellschaftlichen und politischen Kontexten ungebrochen. Mehrere hundert Bewerbungen gehen jährlich ein für die 30 Plätze des interdisziplinären Bachelor-Nebenfachstudiengangs „Gender Studies“, so Prof. Lutz.

Auch die Einrichtung eines Master-Studiengangs in der Geschlechterforschung sei geplant. Mit der Eröffnung des GRADE Centers Gender erhalten nun Doktorand*innen, Post- Docs und fortgeschrittene Masterstudierende gezielte Unterstützung bei ihren Qualifizierungsprojekten zu geschlechterwissenschaftlichen Themen auf dem aktuellsten Stand wissenschaftlicher Forschung. Erfahrene internationale Expert*innen präsentieren im GRADE Center Gender ihre neuesten Forschungsergebnisse und diskutieren mit Wissenschaftler* innen, die am Anfang ihrer akademischen Karriere stehen, ihre Fragen und Forschungsansätze.

Diversität an Methoden, Perspektiven und Aktivitäten

„Das Center Gender bewegt sich mitten in einem spannenden, aber auch umkämpften Wissenschafts- und Diskursfeld“, sagte Dr. Sybille Küster, Geschäftsführerin von GRADE in ihrem Grußwort. Auch die mediale Debatte sei von Kämpfen gekennzeichnet, die sich unter anderem um Fragen nach Anerkennung und Benennung von Geschlechtsidentitäten, um sexuelle Orientierung und um Definitionsmacht im öffentlichen Raum drehen.

Herausragend sei, dass GRADE Gender und das CGC diese aktuellen Debatten in Veranstaltungen, Forschung und Veröffentlichungen aufnehmen und jenseits aufgeheizter medialer Inszenierungen theoretisch, methodisch und fachlich fundiert mit einer Vielfalt an theoretischen, methodischen und fachlichen Perspektiven analysieren.

„Wissenschaftler*innen, die sich in ihren Qualifizierungsprojekten mit Geschlecht und Geschlechterverhältnissen befassen, bekommen die Gelegenheit, ihr Forschungsdesign mit renommierten Geschlechterforscher*innen und Kolleg*innen, die sich mit ähnlichen Problemen auseinandersetzen, zu diskutieren und weiter zu entwickeln“, so Dr. Marianne Schmidbaur, wissenschaftliche Koordination des Cornelia Goethe Centrums und des frisch gegründeten GRADE Centers Gender.

Das GRADE Gender bietet mit den Programmlinien „Herausforderungen der Geschlechterforschung“ und „Reflexionsraum Methoden“ sowie mit „Kamingesprächen“ und den „Interdisziplinären Cornelia Goethe Colloquien“ ein breites Angebot an Aktivitäten. Auch Netzwerktreffen sowie Exkursionen sollen stattfinden, um Vernetzung und wissenschaftliche Kreativität zu fördern.

»Wie ist Veränderung möglich?«

Die Frage „Wie ist Veränderung möglich?“ sollte kritischen Denkanstoß geben und die Zuhörer*innen zu neuen Ideen inspirieren. Die Frage „How Does Change Happen“ steht im Mittelpunkt der Publikationen und Vorträge der berühmten Wissenschaftlerin und Aktivistin Angela Davis – einer Pionierin in Sachen Gender, Rassismus und Klasse. So ist Angela Davis Namensgeberin der internationalen Angela Davis Gastprofessur für Gender- und Diversity Studies am CGC.

Auch diese Frage soll offen diskutiert werden. „Wir haben nicht die Antwort darauf“, sagte Prof. Helma Lutz und freute sich auf einen regen Austausch mit den Gästen. Unter ihnen sind auch Teilnehmer*innen der ersten internationalen Summer School im Rahmen von GRADE Gender. Eine Woche lang verhandeln sie das Thema „Gendering (In)formal Social Protection: Gender, Migration and Resistance“ und bekommen die Gelegenheit, sich von internationalen Expert*innen sachkundiges Feedback zu ihren Qualifizierungsprojekten einzuholen. Zum Thema „Gender and Processes of Migration:

Small stories of (in)formal social protection and resistance“ hielt die renommierte Erziehungswissenschaftlerin Prof. Ann Phoenix (University London) die Festrede des Abends. Zur Eröffnung brachte Vizepräsident Schleiff eine weitere gute Nachricht mit. Das GRADE Center Gender wird auf Basis einer noch abzuschließenden Zielvereinbarung mit dem Präsidium für die nächsten vier Jahre eine jährliche Förderung in Höhe von 25 000 Euro erhalten.

[Autorin: Cigdem Toprak]

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 4.17 (PDF-Download) des UniReport erschienen.

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