Am 18. Januar 2015 wäre Gilles Deleuze 90 Jahre alt geworden. Der französische Philosoph wird heute meist dem Post-Strukturalismus zugeordnet und in einem Atemzug mit Michel Foucault und Jacques Derrida genannt. Michel Serres feiert dieses Jahr seinen 85. Geburtstag und machte zuletzt 2013 mit der Denkschrift „Erfindet Euch neu!“ Schlagzeilen, in der er die digitale Revolution optimistisch als Chance für tiefgreifende Neuerungen begreift.
Beide Philosophen sind für ihren unkonventionellen Schreibstil berüchtigt, der ihre ebenso unkonventionellen Ideen widerspiegelt. Der vorliegende Band begibt sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten und Berührungspunkten in den Texten der beiden Denker – im Hinblick auf deren Konzepte von Zeit und Geschichte. Für Deleuze ist Zeit „aus den Fugen geraten“; für Serres ist sie ein „zerknittertes Taschentuch“.
Beide Konzepte brechen mit einem linearen Verständnis von Zeit und verweisen explizit auf die Forschungsfelder von Chaos- und Komplexitätstheorie. In insgesamt 11 Essays führender Experten nähert sich der Band einer Theorie von Zeit und Geschichte, die mit tradierten existenzialistischen Vorstellungen unvereinbar ist und das kausale Narrativ der Geschichtsschreibung mit einem non-linearen System von (Rück-)Kopplungen und Schnittstellen ersetzt.
[dt_call_to_action content_size=”small” background=”fancy” line=”true” animation=”fadeIn”]Bernd Herzogenrath ist Professor für Amerikanistik und Träger des 1822-Preises für exzellente Lehre an der Goethe-Universität Frankfurt.
Time and History in Deleuze and Serres,
Bloomsbury Academic 2013,
New York,
256 Seiten, broschiert, 35,00 Euro[/dt_call_to_action]