Lucia Lentes weiß, was Alumni wollen: An der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat sie die Alumni-Arbeit aufgebaut und ist heute in der Privaten Hochschulförderung als Fundraiserin für das Deutschlandstipendium zuständig. Im Interview erklärt sie, wie das Programm die Zusammenarbeit mit Ehemaligen verändert hat – und wie es sie noch verändern wird.
Welche Erkenntnisse haben Sie aus Ihrer langjährigen Tätigkeit in der Alumni-Arbeit mitgenommen?
Alumni sind an der Entwicklung ihrer Alma Mater interessiert und möchten sich vernetzen. Aber auch Engagement ist für sie ein wichtiges Thema. Im Rahmen von Mentorings war das zwar schon länger möglich. Aber wer nicht gleich Mitglied in unseren Alumni-Vereinen oder in der Vereinigung der Freunde und Förderer werden wollte, hatte kaum die Möglichkeit, sich in einem niedrigeren finanziellen Rahmen einzubringen.
Das hat sich durch das Deutschlandstipendium geändert?
Ja, denn jeder kann sich engagieren. Alumni und Privatpersonen können bei uns schon mit einer Spende ab 50 Euro dabei sein. Die Hürde für den Spendentopf haben wir so niedrig angesetzt, weil wir gesehen haben, dass 1.800 Euro für ein Jahresstipendium für viele Privatförderer eine richtige Großspende sind. Das hat die Motivation für viele Förderer noch einmal erhöht. Ein Alumnus schrieb mir, dass er die Möglichkeit schätzt, Studierende unterstützen zu können – auch ohne großes Privatvermögen.
Wie hoch ist eigentlich der Anteil der Ehemaligen unter Ihren Förderern?
Im aktuellen Jahrgang haben wir 290 Privatförderer. 125 davon sind Alumni. Dazu zählen auch ehemalige Mitarbeiter und Wissenschaftler. Der prozentuale Anteil von 43 Prozent hat mich selbst überrascht. Natürlich ist es eine kleine Zahl, gemessen an den vielen Alumni, die wir haben. Aber so funktioniert Fundraising: Es ist immer die Suche nach der Person, die sich für das Projekt begeistern lässt.
Wie gehen Sie bei der Ansprache von Alumni vor?
Wir schreiben die Ehemaligen mit einem klassischen Spendenbrief an. Damit erzielen wir seit dem ersten Jahr gute Ergebnisse. Wir machen das Deutschlandstipendium aber auch begreifbar, indem wir die Stipendiaten zu Alumni-Veranstaltungen einladen. Außerdem schreiben wir in unserem Alumni-Magazin regelmäßig darüber. So findet eine konstante Kommunikation auf mehreren Kanälen statt.
Wie engagieren sich die Alumni-Vereine?
In der Regel nutzen sie ihre Mitgliedsbeiträge oder ermöglichen die Förderung über direkte Spenden ihrer Mitglieder. Ich finde, dass das Deutschlandstipendium für Alumni-Vereine ideal ist. Sie können eine direkte und sehr enge Verbindung zu den Stipendiaten herstellen, was die Aussicht auf deren spätere Mitgliedschaft im Verein erheblich verbessert. Auf der anderen Seite profitieren die Studierenden davon, dass sie sich mit Ehemaligen aus ihrem eigenen Studienfach austauschen können.
Das Deutschlandstipendium beflügelt also die Alumni-Arbeit Ihrer Hochschule?
Die viele Vorabreit, die wir geleistet haben, trägt jetzt Früchte. Durch das Deutschlandstipendium sind Erfolge in der Alumni-Arbeit erstmals konkret sichtbar. Perspektivisch werden wir mit dem Programm aber auch in eine neue Dimension der Alumni-Arbeit vordringen. Dadurch, dass die Stipendiaten direkt von ihrer Hochschule gefördert werden, ist die Identifikation mit der Alma Mater vermutlich entschieden höher als bei anderen Ehemaligen. Das ist etwas ganz Besonderes. Darauf müssen wir in der Alumni-Arbeit aufbauen.
Öffnen sich noch andere Türen?
Wir sagen manchmal, dass das Deutschlandstipendium eine gute „Einstiegsdroge“ ist. In der Tat ist es so, dass wir dadurch schon neue Kooperationen mit Ehemaligen anbahnen konnten. Aber es funktioniert auch anders herum: Wenn wir Spenden für das Deutschlandstipendium von einem Unternehmen zugesagt bekommen, dann stellt sich auch mal heraus, dass der Ansprechpartner ein Alumnus oder eine Alumna ist. Die Türen öffnen sich also in beide Richtungen.
Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung; auf www.deutschlandstipendium.de