Prof. Thomas Lemke, Inhaber der Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Biotechnologie, Natur und Gesellschaft an der Goethe-Universität, unterstützt den Offenen Brief einer Gruppe von Geistes- und Naturwissenschaftlern zu den polizeilichen Möglichkeiten der DNA-Analyse (wir berichteten hier im Webmagazin). Vor dem Hintergrund der aufgeregten Diskussion darüber, ob die Befugnisse der Ermittler erweitert werden sollen, mahnen die Forscher darin eine detaillierte Debatte über die Folgen an. Auslöser war, dass im Freiburger Mord an einer Studentin ein afghanischer Asylbewerber als Hauptverdächtiger festgenommen wurde.
„Ich habe den Brief mitunterzeichnet, da ich es für wichtig halte, eine gesellschaftliche Debatte darüber anzuregen, dass es sich nicht einfach um eine unkomplizierte und neutrale Technologie handelt, die die Erfolge bei Verbrechensaufklärung und -bekämpfung verbessert“, erklärt Lemke. Es sei dringend notwendig, die Voraussetzungen, Bedingungen und die möglicherweise unbeabsichtigten Folgen des Einsatzes von DNA-Analysen in der Forensik zu thematisieren. Die Gesellschaft müsse sich dessen bewusst werden, welche Fehlerquellen einer Technologie innewohnen, „die wie kaum eine zweite den Eindruck von Eindeutigkeit und Sicherheit vermittelt“.
Zudem, so der Soziologie-Professur, müsse man auch die datenschutzrechtlichen und die gesellschaftlichen Implikationen der vorgeschlagenen Ausweitung des Einsatzes von DNA-Analysen zur Bestimmung der „biogeographischen Abstammung“ in Betracht ziehen. „Nach dem derzeitigen Stand der Technik ist die DNA-Analyse an Aussagekraft den herkömmlichen kriminalistischen Verfahren unterlegen, außerdem erweitert sie auch in unverantwortlicher Weise den Kreis der Verdächtigen“, sagt Prof. Lemke.
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DNA-Analysen: Wissenschaftler warnen vor Risiken.
Der Soziologe Dr. Victor Toom von der Goethe-Universität ist Mitautor eines Offenen Briefes zu Forderungen nach mehr Befugnissen für die Polizei nach Freiburger Mordfall…weiterlesen »
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