Neuer UniReport / Fake News – eine Gefahr für die Demokratie?

Der Politikwissenschaftler Thorsten Thiel spricht im neuen UniReport über erfundene Nachrichten und die Folgen für die politische Kultur.

Sie bestimmen mittlerweile die Diskussionen in den Zeitungen und im Fernsehen: Fake News wurde kürzlich sogar zum „Anglizismus des Jahres“ gekürt. Doch was verbirgt sich dahinter, wie groß sind die Gefahren erfundener Nachrichten für die Gesellschaft? Dr. Thorsten Thiel, Politikwissenschaftler am Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und assoziiertes Mitglied am Exzellenzcluster ‚Normative Ordnungen‘ an der Goethe-Uni, betont in der neuen Ausgabe des UniReports, dass erfundene Nachrichten nach wie vor eher Nischenphänomene darstellten. Die Debatte um Fake News lenke von den wirklichen Neuerungen des digitalen Strukturwandels wie Filterblasen oder Hate Speech eher ab.

Auch wenn automatisierte Verfahren der Sprach- oder Bilderkennung immer besser würden, könnten Computer nicht den Wahrheitsgehalt einer Geschichte überprüfen. Thiel, der auch den Leibniz-Forschungsverbund ‚Krisen einer globalisierten Welt‘ koordiniert, warnt davor, Akteuren wie Facebook oder Google die Kontrolle bei der Wahrheitsbewertung im Netz zu überlassen: Der Staat gebe damit hoheitliche Zuständigkeiten ab und mache sich tendenziell abhängig von der Expertise und den Prozessen kommerzieller Akteure. Zudem sieht er eine weitere Gefahr: „Was in Deutschland zur Filterung von Falschmeldungen eingesetzt wird, kann im Kontext von autoritären Regimen der Zensur abweichender Meinungen dienen.“

Thiel kritisiert angstbesetzte Metaphern des Digitalen und warnt vor einer zu starken Kontrolle der Dezentralität des Netzes: „Auf lange Sicht birgt dies Gefahren für die Computersicherheit, aber wohl auch für die Demokratie.“ Er plädiert stattdessen dafür, die emanzipatorischen Vorstellungen vom Digitalen wieder zu erneuern.

Die weiteren Themen im aktuellen UniReport:

  • Die selbstkritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit ist ein Fundament der politischen Kultur in Deutschland.“ Prof. Sybille Steinbacher, Inhaberin des Lehrstuhls für Holocaust-Forschung, über ihre künftigen Forschungsaktivitäten.
  • Mensch-Umwelt-Beziehung aus zwei Blickwinkeln: Der Bachelorstudiengang Geographie bietet mit Humangeographie und Physischer Geographie verschiedene Abschlüsse.
  • Third Mission oder wenn Entscheider auf Forscher treffen: Eveline Lemke, Fellow des Mercator Science-Policy Fellow-Programms, im Gespräch mit der Geschichts- und Politikwissenschaft an der Goethe-Uni.
  • „Kein gewöhnliches Krankenhaus“: Prof. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Frankfurt, im Interview.
  • „Ein leidenschaftlicher Denker“: Rainer Forst über den kürzlich verstorbenen Philosophen Karl Otto Apel.
  • Neue Hoffnung bei schlecht heilenden Wunden: Lichtaktivierbare Inhibitoren von mikroRNA erstmals lokal begrenzt als Therapeutikum eingesetzt.

Der UniReport 3/2017 steht zum kostenlosen Download bereit unter www.uni-frankfurt.de/66778187.

Relevante Artikel

Öffentliche Veranstaltungen
Grafik zur Auslandsmobilität und Gaststudierende. Die Grafik stellt eine Zusammenfassung aller angegebenen Auslandsaufenthalte dar. Quelle: DAAD

Auslandsmobilität und Gaststudierende

Auswertung der BintHO-Befragung 2023/24 Die Goethe-Universität (GU) hatte im Januar/Februar 2024 an der Befragung „Benchmark internationale Hochschule (BintHo)“ teilgenommen, die

Foto: Miriam Cirino

Studierende evaluieren Bildungsprojekte

Abschlussveranstaltung des Workshops „Evaluation – Qualifiziert bewerten, professionell berichten“ Am 17. Mai fand die Abschlussveranstaltung des fachbereichsübergreifenden Workshops „Evaluation –

Kon-Text einer Poetikdozentur

In der Begleitausstellung Wechselstoffe zur aktuellen Poetikvorlesung treten Frankfurter Positionen aus der Bildenden Kunst in den Dialog mit Judith Schalanskys

Buchcover "Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung", Katja Beck, Rosa Anna Ferdigg, Dieter Katzenbach, Julia Klett-Hauser, Sophia Laux, Michael Urban (Hrsg.), Waxmann Verlag

„Transfer kann nur im Dialog gelingen“

Ergebnisse des Metavorhabens Inklusive Bildung In der Förderrichtlinie »Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

(V. l. n. r.): David Gurlitt, Jacob Lemmer, Parand Yaghubi, Leonard Gross, Berkant Yilmaz. Foto: Edmund Blok

Ein Urteil in eigener Sache

Team der Goethe-Universität belegt den 1. Platz im schriftlichen Wettbewerb des Oxford International Intellectual Property Moot Court 2025. Vom 19.

You cannot copy content of this page