Stiftung »Junge Weltbürger« unterstützt Projekt »Start ins Deutsche«

Verena von Tresckow-Bronke.

Mit einem „goldenen Löffel im Mund“ ist Verena von Tresckow-Bronke nicht geboren worden. „In meinem Elternhaus habe ich Bildung mitbekommen, außerdem eine bodenständige Erziehung“, sagt sie. Aber geerbt hat sie nichts: Nach ihrem BWL-Studium hat sie sich jeden Euro und jeden Cent ihres Vermögens als Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin selbst erarbeitet.

Dennoch wäre sie alleine nicht dorthin gekommen, wo sie heute steht: „Ich hatte Glück, meine Familie hat mich stets gefördert, und ich bin Menschen begegnet, die erkannt haben, dass man mich fördern muss, damit ich mein Potenzial ausschöpfe. Diese Mentoren haben mich auf meinem Weg begleitet, und ich bin ihnen sehr dankbar“, berichtet sie. Deshalb empfand von Tresckow-Bronke Zeit ihres Lebens das Bedürfnis, an andere etwas von der Unterstützung weiterzugeben, die sie selbst empfangen hat.

So zum Beispiel in den 1990er-Jahren: Weil sie und ihr Mann keine eigenen Kinder haben, entschieden sie sich dafür, ein Patenkind anzunehmen, das der Bosnienkrieg zur Waise gemacht hatte. Und vor fast 20 Jahren wurde sie Mitglied der Frauenorganisation „Soroptimist International“: Hier engagiert sie sich, weil sie auch andere Frauen befähigen und ermutigen will, auf ihrem Bildungs- und Karriereweg voranzuschreiten.

„Mir war von Anfang an klar, dass ich einmal eine Stiftung errichten würde, um andere Menschen zu unterstützen“, sagt von Tresckow- Bronke. Ihr sei bewusst geworden, wie wichtig Bildung für junge Menschen sei, gerade wenn diese selbst sich keine Bildung leisten könnten. „Und das ist heute umso wichtiger, weil die Welt große Umbrüche erlebt hat und immer noch erlebt“, fügt sie hinzu. „Da war es gewissermaßen die logische Konsequenz, dass ich Teile meines Vermögens einsetzen würde, um jungen Menschen Bildung zu vermitteln – und zwar ganz besonders eine Bildung, die das Miteinander der verschiedenen Kulturen fördert.“

Profi in Sachen Gemeinnützigkeit

Ihre eigenen beruflichen Kenntnisse bedeuten für von Tresckow-Bronke das Rüstzeug, eine Stiftung souverän zu verwalten: Rund 30 Jahre war sie für Beratungsunternehmen tätig, gehörte davon mehr als 25 Jahre der Unternehmensleitung einer großen deutschen Beratungsfirma an, und ihr Engagement für ihren Beruf hat seither nicht aufgehört. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit lag und liegt dabei auf dem Aspekt „Gemeinnützigkeit“:

„Dadurch wusste ich vieles, ich bin gewissermaßen Profi darin, meine Stiftung zu führen.“ Über Jahre hinweg hat von Tresckow-Bronke beobachtet, „dass die Welt zusammenwächst und dass junge Menschen in immer größerem Ausmaß global denken und leben müssen“. Und weil sie zugleich davon überzeugt ist, dass sich eben diese jungen Menschen sowohl unter ihresgleichen als auch über die Grenzen der eigenen Kultur hinaus mit anderen verständigen müssen, gründete sie schließlich ihre Stiftung „Junge Weltbürger“.

Diese begann im Jahr 2014, Bildung und interkulturelles Verständnis unter Einbezug junger Migrantinnen und Migranten zu fördern – noch bevor die Flüchtlingswelle des Jahres 2015 dieses Thema in Deutschland ins öffentliche Bewusstsein rückte. Die erste „junge Weltbürgerin“ war von Tresckow-Bronkes Patenkind, Amila R., deren Ausbildung mithilfe der Stiftung finanziert wurde. Sie schreibt derzeit ihre Masterarbeit, und nachdem sie schon während ihres Bachelor-Studiums mehrere Sprachkurse in Deutschland absolviert hat, möchte sie nach dem Master in Deutschland einen Praktikumsplatz oder eine längerfristige Arbeitsstelle finden.

Wie die anderen „jungen Weltbürger“, deren Ausbildung von Tresckow-Bronkes Stiftung unterstützt – sowohl Migrantinnen und Migranten, die ihre Ausbildung in Deutschland absolvieren als auch Deutsche mit Migrationshintergrund, die ins Ausland gehen wollen –, ist Amila der Stiftung dankbar; gerade der Deutschland-Aufenthalt habe ihr Bewusstsein für die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und ihrer Heimat Bosnien gestärkt.

Die Stiftung „Junge Weltbürger“ trägt aber nicht nur finanziell zur Bildung/Ausbildung Einzelner bei, sondern sie unterstützt Aktivitäten, die Toleranz und interkulturelles Verständnis bei jungen Menschen fördern. Daher kommen ihre Mittel auch dem Projekt „TuSch“ (Theater und Schule) Frankfurt zugute, in dem Schulkinder mit und ohne Migrationshintergrund, von Grund- und weiterführenden Schulen zusammen mit „richtigen Theaterleuten“ proben und auftreten, sei es nun mit den Mimen vom Schauspiel Frankfurt, mit den Sängern des Opernhauses oder mit den Akteuren einer kleinen freien Bühne.

Kooperation mit der Universität

Weil von Tresckow-Bronke mit ihrer vergleichsweise kleinen neuen Stiftung nicht stehen bleiben, sondern interkulturelle Bildung fördern wollte, besuchte sie 2015 den Stiftungstag der „Initiative Frankfurter Stiftungen“. „In Kooperationen kann man nun mal mehr bewegen“, erinnert sich von Tresckow- Bronke, „und auf meiner Suche nach einem Kooperationspartner kam ich beim Stiftungstag mit Repräsentanten der Universität ins Gespräch.

Wir waren uns einig, wie wichtig Sprachkenntnisse bei der Integration von Geflüchteten sind. Ich erfuhr von der Idee, dass Studierende Geflüchteten Sprachunterricht erteilen könnten und entschied mich spontan, dies mit meiner Stiftung zu unterstützen.“ So begann 2016 das Kooperationsprojekt „Start ins Deutsche“: Studierende der Goethe-Universität werden ehrenamtlich von Lehrenden geschult und geben Geflüchteten anschließend Deutschunterricht.

Auf diese Weise helfen sie den Flüchtlingen, die sprachlichen Hürden zu überwinden, die der Integration in die deutsche Gesellschaft entgegenstehen. Verena von Tresckow-Bronke liegt „Start ins Deutsche“ am Herzen, und ihr Engagement geht über eine bloße Finanzierung weit hinaus:

„Ich stehe in regelmäßigem Austausch mit dem Organisationsteam von ‚Start ins Deutsche‘, und ich freue mich immer, wenn mir sowohl die Studierenden als auch die Geflüchteten von ihren wertvollen Erfahrungen mit diesem interkulturellen Projekt berichten“, sagt sie. Derzeit werde das Angebot um Kurse für interkulturelle Kommunikation erweitert, in denen die Geflüchteten die deutsche Gesellschaft kennenlernen können: „Ich freue mich schon darauf, wenn ich mal an einer solchen Unterrichtsstunde teilnehmen kann.“

[Autorin: Stefanie Hense]

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 6.18 des UniReport erschienen. PDF-Download »

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