Universität des 3. Lebensalters / Durchschnittsalter der Einsteiger: 65 Jahre

Studierenden-Befragung an der Universität des 3. Lebensalters.

Über 120 Vorlesungen, Seminare und Vortragsreihen aus allen Fachgebieten organisiert die Universität des 3. Lebensalters in jedem Semester für Ältere. Etwa 3600 Studierende schreiben sich pro Semester ein. Was motiviert sie eigentlich zur Teilnahme und wie zufrieden sind sie mit dem Bildungsangebot? Um das zu ermitteln, führte die U3L im Wintersemester 2016/17 eine Umfrage durch.

Der Fragebogen enthielt insgesamt 83 Fragen, davon 12 offene. Die Rücklaufquote war mit 41,4 % sehr gut. Besonders die offenen Fragen wurden recht ausführlich beantwortet. Insgesamt gab es viel Lob und Begeisterung für das vielfältige Studienangebot und die engagierten Lehrenden der U3L. Die Räume und die Technik auf dem Campus Bockenheim, wo die meisten Veranstaltungen stattfinden, wurden dagegen kritischer kommentiert.

Welten scheinen den alten Campus von den neuen Standorten der Universität zu trennen. Fehlendes Mobiliar und allerlei technische Störungen sorgen bei vielen für Verärgerung, andere haben sich arrangiert. Einzelne äußern sich sogar fast zufrieden darüber, dass im alten Hörsaalgebäude kaum Spuren einer Modernisierung auszumachen sind und dort noch der Hauch der 68er Jahre zu wehen scheint.

Wer sind die Studierenden der U3L?

Die U3L-Studierenden sind durchschnittlich 70 Jahre alt, die Altersspanne ist weit und reicht von 40 bis über 90 Jahre. Das Durchschnittsalter der Einsteiger liegt dagegen bei nur 65 Jahren, was zeigt, dass die U3L ein Anlaufpunkt ist für Menschen, die ihre berufliche oder auch familiäre Phase gerade beendet haben. Sie bleiben an der U3L mitunter viele Semester.

Etwa 47 % sind bereits seit mindestens 11 Semestern eingeschrieben und knapp 20 % bereits seit mind. 20 Semestern. Offensichtlich zieht es viele ehemalige Studierende wieder an eine Universität, denn vergleichsweise viele verfügen über einen Hochschulabschluss, nämlich über 40 %. Seit vielen Jahren beträgt das Geschlechterverhältnis kontinuierlich 60:40 zugunsten der Frauen.

Wie und warum studieren sie an der U3L?

Die Motivation für die Teilnahme an der U3L ist breit gefächert, jedoch lassen sich vier Hauptmotive ablesen. An erster Stelle steht der Wunsch, die Allgemeinbildung zu erweitern und dabei vor allem eigenen Bildungsinteressen nachzugehen. Gleichzeitig sehen die Studierenden wissenschaftliche Weiterbildung als eine Möglichkeit, ihre geistige Fitness zu erhalten, dicht gefolgt von dem Wunsch, auch andere Ansichten kennenzulernen.

Während es bei diesen Motiven eine extrem hohe Zustimmung von rund 90 % gibt, verteilen sich andere Motive wie der Wunsch, früher Versäumtes nachzuholen oder gleichgesinnte Menschen kennenzulernen, gleichmäßig auf unterschiedliche Gruppen bzw. sind stark biografisch beeinflusst. Dass es den meisten nicht um eine Art gehobenen Zeitvertreib geht, wie vielleicht vermutet, zeigt sich z. B. darin, dass fast ein Viertel der Befragten (23 %) in der Woche 3 – 4 Stunden die Veranstaltungen vor und nacharbeitet. 43 % wenden hierfür 1 – 2 Stunden auf und nur 5 % genügt der alleinige Besuch der Lehrveranstaltungen.

Die Form der Beteiligung ist ebenso unterschiedlich. Während die Mehrheit eher Vorlesungen besucht und daher zuhörend teilnimmt, legen 36% der Studierenden Wert auf die Beteiligung an Diskussionen, die aktive Erarbeitung von Inhalten und sind auch bereit, sich mit einem Referat zu engagieren.

Welche Fachgebiete sind die Interessenschwerpunkte der Älteren?

Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie sind nach wie vor die beliebtesten Fächer. Das entspricht recht genau den Interessenschwerpunkten der letzten Jahre, wie sich aus den regelmäßig erfassten Belegungszahlen entnehmen lässt. Jüngere Ältere interessieren sich vor allem für das Fachgebiet der Naturwissenschaften, insbesondere der Biologie und Astronomie.

Deutlich werden jedoch auch Geschlechterunterschiede bei den Interessenlagen: Die fünf Spitzenreiter der Fachgebiete bei den Frauen sind Kunstgeschichte, Geschichte, Philosophie, Psychologie und Theologie. Die fünf Favoriten bei den Männern sind Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften, Kunstgeschichte und Theologie. Bei den älteren Jahrgängen 1931 – 1940 stehen an erster Stelle Kunstgeschichte, Geschichte, Philosophie, Theologie und Medizin. Die jüngeren Jahrgänge von 1951 – 1960 bevorzugen wiederum Psychologie, Philosophie, Kunstgeschichte und Naturwissenschaften.

Die U3L – ein erfolgreiches Modell öffentlicher Wissenschaft

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Befragung das anhaltend hohe Interesse an der U3L und verweisen auf ihre wichtige Funktion als Ort der akademischen Weiterbildung und der wissenschaftsorientierten Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Hier können die Älteren ihre Themen und Fragen einbringen oder in Kontakt und Austausch mit anderen treten. Hier findet eine Begegnung von Wissenschaft und Öffentlichkeit – in ihrem besten Sinne – statt.

[Autorin: Silvia Dabo-Cruz, Elisabeth Wagner]

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Die Universität des 3. Lebensalters heißt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende der Goethe-Universität zu allen ihren Veranstaltungen kostenlos willkommen.

Weitere Informationen zur U3L finden Sie unter: www.u3l.uni-frankfurt.de

Nähere Informationen zur Studierendenbefragung im Wintersemester 2016/17 finden Sie auf der U3L-Homepage sowie unter www.uni-frankfurt.de/43322605/statistik

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Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1.18 (PDF-Download) des UniReport erschienen.

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