Wie Klimaveränderungen in der Erdgeschichte das Aussterben und die Entstehung von Säugetier- und Vogelarten beeinflusst haben und welche Schlüsse sich daraus für den derzeitigen Klimawandel und Biodiversitätsverlust ziehen lassen, untersucht Dr. Susanne Fritz am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. An der Goethe-Universität hat sie jetzt eine Professur für Geobiodiversitätsforschung im Fachbereich Geowissenschaften und Geographie angetreten. Susanne Fritz hatte sich im Leibniz-Wettbewerb durchgesetzt und wird nun in den kommenden fünf Jahren im Rahmen des Leibniz-Professorinnenprogramms gefördert.
Wenn sich Gebirge aufgefaltet haben oder wenn Warmzeiten mit Eiszeiten wechselten, entstanden in der Erdgeschichte immer wieder neue Arten und andere starben aus. In Bergen mit einer großen geologischen Vielfalt beispielsweise ist auch die biologische Vielfalt sehr groß, denn Gebirgszüge beeinflussen das regionale Klima und schaffen Nischen mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, in denen sich angepasste Arten entwickeln können. Prof. Susanne Fritz untersucht, welchen Einfluss Landschaft und Klima in den vergangenen 65 Millionen Jahren auf Artengemeinschaften und Artenvielfalt gehabt haben und wie der Mensch evolutionäre und ökologische Prozesse beeinflusst hat. Damit will sie dazu beitragen, genauere Vorhersagen zur Zukunft der Biodiversität in einer immer mehr vom Menschen dominierten Welt zu ermöglichen.
Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, gratuliert der neuen Professorin zu ihrem Amtsantritt und betont die Bedeutung ihrer Professur für die Universität: „Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur und die Gesellschaft mit all ihren Facetten sowie die Analyse der Struktur und Dynamik des Lebens zählen zu den Profil gebenden Zukunftsthemen der Forschung an der Goethe-Universität. In zahlreichen Projekten dieser Themenfelder arbeitet die Goethe-Universität eng mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zusammen. Mit der Professorin Fritz, einer weiteren Kooperationsprofessur von Goethe-Universität und Senckenberg Gesellschaft, wird die Forschung unserer beiden Institutionen in diesen Themenfeldern noch enger verzahnt und den Transfer von Spitzenforschung in die Lehre garantiert. Diese gemeinsame Berufung demonstriert wiederholt die Stärke und Attraktivität des Wissenschaftsstandortes Frankfurt, und das nicht nur in diesem Forschungsbereich.“
Der Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, Prof. Klement Tockner, erklärt: „Ich gratuliere Dr. Susanne Fritz zu ihrer Berufung an die Goethe-Universität. Mit dieser Berufung wird die erfolgreiche Zusammenarbeit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität weiter intensiviert und integrative Geobiodiversitätsforschung stärker in der Lehre verankert. Mit ihrem integrativen Forschungsansatz ist sie international eine Vorreiterin im Bereich der Makroökologie.“
Prof. Georg Rümpker, Dekan des Fachbereichs Geowissenschaften und Geographie an der Goethe-Universität, sagt: „Wir freuen uns, dass wir mit Professorin Fritz eine so ausgewiesene Expertin gewinnen konnten, die unseren Fachbereich an der Schnittstelle von Geo- und Biowissenschaften bereichert. Ein Beispiel ist der aktuelle LOEWE-Schwerpunkt VeWA – Vergangene Warmzeiten als natürliche Analoge unserer ‚hoch-CO2‘ Klimazukunft, ein gemeinsames Großprojekt von Goethe-Universität und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Hier leitet Professorin Fritz gemeinsam mit Prof. Andreas Mulch ein interdisziplinäres und internationales Teilprojekt zur Paläoklima- und Biodiversitätsforschung.“
Susanne Fritz, Jahrgang 1979, studierte Biologie an der Universität Tübingen. Nach ihrem Diplom-Abschluss promovierte sie 2009 am Imperial College in London zu Aussterberisiken von Wirbeltieren. Nach einer zweijährigen Postdoc-Zeit an der Universität Kopenhagen begann sie am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum als Postdoc und leitet dort seit 2014 eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe
Das Leibniz-Professorinnenprogramm startete 2018 und unterstützt die Berufung herausragender Wissenschaftlerinnen auf Hochschulprofessuren. Die Förderdauer beträgt fünf Jahre und sieht eine Kofinanzierung der jeweiligen Leibniz-Institute vor.