TruMotion: Goethe-Uni schließt Pakt mit Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und Thessaloniki

Von links: Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Stelios D. Katranidis, Rektor der University of Macedonia in Thessaloniki, Prof. Antoni Rózalski, Rektor der Universität Lodz, Prof. Nathalie Dompnier, Präsidentin der Universität Lumière Lyon 2 und Edilio Mazzoleni von der Universität Mailand. (Foto: Uwe Dettmar)

Sie hat sich den Namen „TruMotion“ gegeben: Bewegung und Austausch stehen im Mittelpunkt der Allianz der Goethe-Universität mit Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und Thessaloniki, die gestern vertraglich besiegelt wurde. Gemeinsam plant das Bündnis einen ganzen Strauß von Projekten, Programmen und Studiengängen.

Auf der Ebene der Fachbereiche gab es schon bisher Kooperationen und einen Austausch, nun haben sich die Leitungen der fünf Hochschulen zusammengetan, um künftig noch intensiver zu kooperieren. Gestern (Mittwoch) haben die University of Lodz, die Université Lumière Lyon II, die Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand, die University of Macedonia in Thessaloniki und die Goethe-Universität im Büro der Frankfurter Unipräsidentin Prof. Birgitta Wolff die finalen Vereinbarungen für die Zusammenarbeit unterzeichnet. Ein erstes Ziel auf dem gemeinsamen Weg: Die fünf wollen sich um den Titel „Europäische Universität“ bewerben und damit um Fördermittel der Europäischen Union. Aber unabhängig davon sind schon im Vorfeld der gestrigen Vertragsunterzeichnung zahlreiche Ideen entstanden.

„Wir wollen eine Marke werden“, sagt Prof. Rolf van Dick, als Vizepräsident der Goethe-Universität zuständig für Internationales, am Rande des Treffens. Ein Logo gibt es bereits: Entworfen an der Universität im polnischen Lodz, ziert es bereits die gemeinsamen Dokumente. Fünf Strahlen, die einen Kreis durchkreuzen – abstrakt, aber assoziationsreich. Die nun alliierten Universitäten haben viele Gemeinsamkeiten, viele davon haben mit dem Standort zu tun: „Alle diese Städte sind so genannte Second Cities. Das heißt, sie sind weder Hauptstädte noch die größten Städte im jeweiligen Land. Aber es sind facettenreiche Metropolen mit einer starken Wirtschaft, einem guten gesellschaftlichen Zusammenhalt und einer langen bürgerschaftlichen und liberalen Tradition“, beschreibt van Dick. Und mit ähnlichen Problemen wie hohen Mietpreisen und einer starken Zuwanderung. Aber auch die Universitäten selbst haben einiges gemeinsam: Alle sind sie Volluniversitäten mit Medizin, aber ohne Ingenieurwissenschaften – mit Ausnahme von Thessaloniki.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt, gesellschaftlicher Wandel und gesellschaftliche Identität – diese Themen drängen sich geradezu auf, wenn es um eine gemeinsame langfristige Bildungsstrategie geht, einen gemeinsamen (virtuellen) „europäischer Campus“. Als „Europäische Universität“ könnte die Zusammenarbeit konkretisiert und intensiviert werden. Bei einem Erfolg stünden dem Konsortium bis zu fünf Millionen Euro für zunächst drei Jahre zur Verfügung.

In einer vielbeachteten Grundsatzrede hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron 2017 den Aufbau von zwanzig Europäischen Universitäten bis 2024 vorgeschlagen, womit er keine neu zu schaffenden Institutionen meinte, sondern die europäische Vernetzung und Ausrichtung der bestehenden Hochschulen. In einer für die Europäische Union schwierigen Zeit sollte die universitäre Wissenschaft als wichtiger Motor der europäischen Integration gestärkt werden, auf dass die heranwachsende Generation wieder mehr Verbundenheit zum Projekt Europa entwickele. An der Goethe-Universität hatte Macron seine Vorstellungen bei einem Besuch im Oktober 2017 eindrucksvoll bekräftigt – und damit auch die Goethe-Universität zu einer Initiative inspiriert. Nach einem ersten Anlauf im Frühjahr 2019 will man sich nun erneut um eine Aufnahme in das Programm „Europäische Universität“ bewerben. Die Goethe-Universität fungiert dabei als Konsortialführer.

Auf Stärken fokussieren und für die Herausforderungen gemeinsam nach Lösungen suchen – darum geht es bei der Zusammenarbeit. „In unseren Regionen haben wir zusammen mehr Start-ups als das Silicon Valley“, sagt van Dick. Die Städte und Landkreise der Universitätsstandorte sind als assoziierte Mitglieder des Bündnisses mit im Boot, aber auch das Deutsch-italienische Zentrum für europäischen Dialog, die Villa Vigoni am Comer See, sowie die Association of Science and Technological Transfer (ASTP), eine Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, Wissenschaft in die Gesellschaft zu tragen.

Aus dem Treffen in dieser Woche gehen die Mitglieder mit einem ansehnlichen Arbeitspensum hervor. Wichtige Themen sind Mobilität und Austausch, ein neuer gemeinsamer Studiengang „Politics, economics and law“ soll eingerichtet werden, der auch einen Anteil an Informatik enthält und zwei Auslandsaufenthalte beinhaltet. Neue Lehrformate sollen entwickelt werden, die nicht immer einen Ortswechsel erfordern. Und auch die Beschäftigten in Wissenschaft und Verwaltung sollen sich miteinander austauschen und die Arbeitsweisen und Strukturen an anderen Hochschulen kennenlernen. Langfristig ist auch eine gemeinsame technische Infrastruktur geplant. Große Ziele, die einen langen Atem erfordern – und Geld. Die fünf Millionen Euro von der EU würden vieles ermöglichen. Aber auch, wenn es mit der Bewerbung als Europäische Universität nicht klappen sollte, will man weitermachen. Man hofft auch auf Unterstützung durch die eigenen Länder und Regionen.

„Die Hochschulen und ihre Städte sollen zu ‚Living Labs‘ werden“, formuliert Rolf van Dick, zu „Agenten des Wandels“, der sich im Sinne der Menschen vollziehen soll. „Mobilität, Internationalisierung, gemeinsame Forschung – wir verbinden viele Hoffnungen mit dieser Allianz“, sagt Professor Dimitrios Kyrkilis, Vizepräsident an der University of Macedonia in Thessaloniki. Sein polnischer Kollege aus Lodz präzisiert für seinen Standort: „Wir wollen die europäischen Ideen wieder stärker in Osteuropa verbreiten und die Position der Wissenschaft stärken“, so Professor Pawel Starosta.

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