Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Meine Studienzeit war der Einstieg ins Berufsleben. Vielleicht auf etwas ungewöhnliche Weise, denn was zunächst als »Nebenjob« gedacht war, um das Studium finanzieren zu können, wurde recht schnell zu einer Vollzeitunternehmung.
Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Besonders gerne erinnere ich mich an die Mitarbeit bei Professor Hagenmüller am Lehrstuhl für Bankbetriebslehre zurück. Und auch an die Erstellung des ersten deutschen Leasing-Handbuches, an der ich mitgewirkt habe. Die Idee des Leasings hat mich fasziniert.
Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Meine Mittel als Student waren beschränkt, die wirtschaftliche Situation ließ nicht viel Platz für Freizeit. Neben dem Studium war ich vor allem mit der Reinigung von Bürogebäuden beschäftigt, mit der ich mein Geld verdient habe.
Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Wir haben uns gerne in einem Studentencafé nahe der Uni getroffen. In der Gräfstraße. Meine Freunde aus Wiesbaden, dort bin ich aufgewachsen, die auch in Frankfurt studierten, haben im Gegensatz zu mir nicht in Frankfurt gewohnt. Sie sind gependelt. Deshalb war auch mein Studentenzimmer ein beliebter Treffpunkt.
Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Zu Beginn wohnte ich in einem möblierten Zimmer an der Bockenheimer Warte. Später dann in Bornheim. Ebenfalls in einer 1-Zimmer-Studentenbude, deren Charme sich gegenüber den ersten vier Wänden nicht wesentlich verbessert hatte.
Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Genau genommen war es die Aufgabe des Studiums, die es mir ermöglichte, mich voll und ganz auf den Aufbau meines Unternehmens zu konzentrieren.
Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Intelligenz alleine reicht nicht aus. Weder bei den Hochschullehrern noch bei den Studierenden. Hochschullehrer sollten es verstehen, schwierige Zusammenhänge humorvoll zu vermitteln, damit sich die Studenten nicht langweilen. Und den Studierenden empfehle ich, ihr Studium nicht so verbissen zu sehen. Und auch nicht auf Teufel komm’ raus daran festzuhalten, wenn man nicht wirklich davon überzeugt und mit Herzblut bei der Sache ist. Nicht jeder Studienabbrecher ist ein Versager.
Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Eine Universität ist keine Schule. Sie darf nicht in ein solches Korsett gezwängt werden. Vielmehr muss sie wieder mehr Raum für Kreativität und neue Ideen bieten. Wichtig ist, dass sie dabei nicht nur den Studierenden interessante Perspektiven bietet, sondern gleichermaßen auch den Menschen, die dort forschen, lehren und arbeiten. Wissenschaft braucht den unbedingten Blick nach vorne. Im Übrigen auch der Wissenschaftsbetrieb drumherum. Ich finde, der Weg, den die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt nimmt, ist ein guter Weg. Und ich versuche, bei dieser Entwicklung ein wenig mitzuhelfen.
Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Ich hätte mich für einen Beruf entschieden, der etwas mit Architektur zu tun hat. Häuser bauen, umbauen, kaufen, verkaufen, vermieten – das ist heute meine Passion, nachdem ich mich aus dem operativen Geschäft der WISAG zurückgezogen habe. Quasi mein »Hobby im Ruhestand«.
Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Sich gegenseitig helfen hat noch niemandem geschadet.
Die Fragen stellte Anna Dmitrienko