International Staff Week: Viel Input und jede Menge positive Energie

Auf nach Belgien: Vier Tage lang tauchte Schazia Delhvi, Trainee im Hochschulmanagement an der Goethe-Universität, in die ganz besondere Atmosphäre einer International Staff Week am Artevelde University College in Gent ein. Die Staff Weeks sind ein internationales Weiterbildungsangebot für Universitätsbeschäftigte und Teil des EU-Mobilitätsprogramms Erasmus. Wie sie die Staff Week im belgischen Gent erlebt hat, beschreibt Schazia Delhvi in ihrem Beitrag.

Montag, 14.05.2018: Auf geht’s nach Gent.

08:27 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof: Mein Zug Richtung Brüssel fährt ab. Voller Neugierde und Vorfreude mache ich mich auf den Weg nach Gent. Vom 15.-18.05.2018 werde ich die International Staff Week am Artevelde University College in Gent zum Thema „Education for the future: How can central services facilitate the education of the future?“ besuchen. Dabei werde ich in dem Human Resources Development (HRD) -Track partizipieren, der sich mit der Fragestellung aus HRD-Sicht befassen wird.

Dienstag, 15.05.2017: Beginn der International Staff Week am Artevelde University College Ghent

Gespannt auf die anderen TeilnehmerInnen und die Programminhalte mache ich mich durch die verwinkelten Straßen mit belgischem Flair auf den Weg zum Artevelde University College Ghent. Ein Banner und ein Roll-Up auf der Straße weisen in ein süßes Haus hinein, dass inmitten einer belebten, eng bebauten Straße steht. Hinter der backsteinverzierten Hausfassade verbergen sich die Rezeption sowie ein geräumiger Innenhof, auf dem einige weitere Gebäude stehen. Ich folge den Beschilderungen und gelange in ein modernes Gebäude mit hohen Glasfassaden. Hier werde ich mit meinem Name-Badge, einer Goodie-Tüte und dem Programmheft begrüßt. Pünktlich um neun Uhr starten wir im Plenum. Das Organisationsteam heißt uns alle willkommen. Der Universitätsrektor eröffnet die International Staff Week mit einer Rede, in der er kurz das Artevelde University College Ghent vorstellt. Darin geht er darauf ein, dass sowohl die Digitalisierung als auch 21st-Century-Skills aktuell und zukünftig eine wichtige Rolle für die Hochschule spielen werden. Nun folgt eine Session, in der sich die insgesamt 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die quer aus der EU angereist sind, kennenlernen können. Anschließend werden die jeweiligen Leiteinnen und Leiter der vier Tracks Information and Communications Technology (ICT), Infrastructure, Human Resources Development (HRD) und Library vorgestellt und die Teilnehmenden entsprechend zugeteilt. Der HRD-Track, dem ich zugeteilt bin, wird von dem Leiter des HRD-Departments organisiert und durchgeführt. Im Anschluss daran werden wir in die Aula geführt. Zunächst wird das Artevelde University College Ghent in Zahlen, Daten, Fakten vorgestellt. Anschließend hält ein Mitarbeiter vom Laboratory for Eduction and Society (KU Leuven) die Keynote Speech zum Thema “Higher education of the future? Privatizing and profiling learning factories for the knowledge economy or institutions of public concern and caution for a common inhabitable world?” Nach der darauffolgenden Mittagspause beginnen unsere Tracks.

Unser HRD-Track startet zunächst mit einer Vorstellungsrunde. Unsere Gruppe besteht aus acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus unterschiedlichen EU-Ländern: Tschechien, Italien, Deutschland, Belgien, Estland, Portugal und Frankreich sind vertreten. Alle Teilnehmehmenden haben nun die Gelegenheit, sich selbst, ihre Institution und ihre Arbeitsschwerpunkte vorzustellen. Im Anschluss wird uns eine Einführung in das belgische Hochschulsystem und die Organisation des HRD-Departments gegeben. Zudem werden die einzelnen Arbeitsbereiche der Abteilung sowie die Themen vorgestellt, die derzeit im Fokus stehen. Daran anknüpfend besprechen wir unsere sogenannten „Learning Questions“. Alle Teilnehmenden sollten diese bereits vor Beginn der Staff Week formulieren. Dabei handelt es sich um inhaltliche Fragen, über die sich die Teilnehmenden im Laufe der Woche in der Gruppe austauschen möchten. Nachdem alle ihre Learning Questions präsentiert haben, ist die erste Session bereits vorbei.

Es folgt nun ein Empfang im Rathaus von Gent. Die Stadträtin für „Education, Training and Youth“ der Stadt Gent hält dabei eine Rede und begrüßt alle Teilnehmenden in Gent. Anschließend können wir den Abend bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen lassen.

Mittwoch, 16.05.2018: Heute geht es an die Inhalte!

Wir beginnen direkt in unserem HRD-Track. Zusätzlich zu den regulären Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Tracks wohnen heute auch weitere Mitarbeiterinnen des Artevelde HRD-Departments unserer Session bei. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde starten wir mit der heutigen Agenda.

Zunächst erfolgt eine Einführung bezüglich der Strategie, Richtlinien, Arbeitsgebiete und Inhalte des HRD-Departments. Die jeweiligen Ansprechpartnerinnen vertiefen ihre jeweiligen Themengebiete und stehen für Fragen und Antworten zur Verfügung. Schnell kommt es zu einer sehr angeregten und lebendigen Diskussion: Die TeilnehmerInnen stellen vertiefende Fragen zu den Themen oder berichten aus ihrer eigenen Erfahrung. Dabei nehmen die Teilnehmerinnen immer wieder Bezug auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Heimatländer, welche sich sowohl die Politik, als auch das vorherrschende Arbeitsrecht oder die Organisationsstrukturen beziehen. Innerhalb kürzester Zeit lernen wir sehr viel über den jeweiligen Arbeitskontext der anderen Teilnehmerinnen und deren Arbeitsrealitäten. Es herrscht ein unheimlich großes Interesse an der Arbeit der anderen Teilnehmerinnen gepaart mit der Bereitschaft, die anderen an den eigenen Erfahrungen teilhaben zu lassen und Inspirationen aufzugreifen. Der Vormittag vergeht wie im Flug und wir nehmen unser neu gewonnenes, geballtes Wissen zum Thema Mitarbeiterentwicklung in die Mittagspause mit. Auch beim Lunch tauschen sich die meisten angeregt weiter über die Arbeitskontexte und -inhalte aus.

In der darauffolgenden Session bleibt die Motivation, eigenes Wissen und Erfahrungen zu teilen und daraus zu lernen, unvermindert erhalten. Die Gruppe findet es etwas bedauerlich, dass wir am Nachmittag bereits das Ende der Session erreicht haben. Nun geht es in auf einen Marktplatz, an dem unser City-Game „Opertion Freddy“ beginnt. Nach einer kurzen Anweisung werden wir in mehrere Gruppen aufgeteilt. Mit einem Touch Pad bewaffnet beginnen wir die Schnitzeljagd durch Gent, die uns auf der Suche nach einem Troll namens Freddy an 18 bedeutenden Plätzen entlangführt. An jedem Schauplatz hat Freddy eine Aufgabe für uns parat, die es im Team zu meistern gilt. Nach zwei Stunden und einigen zurückgelegten Kilometern durch Gents beeindruckende und romantische kleinen Gassen, vorbei an monumentalen gotischen Bauten und einer traumhaften Aussicht an der Uferpromenade gilt es, das Siegerteam zu ehren.

Im Anschluss daran folgt ein gemeinsames Dinner mit allen Tracks an einem anderen der elf Campusstandorte. Im Rahmen des Dinners haben wir die Gelegenheit, den Leiter des Finanz-und HR-Bereichs persönlich kennenzulernen und uns mit ihm zu unterhalten. Er wird uns morgen auch in der HRD-Session besuchen. Mit Live-Musik und Delikatessen lassen wir den Abend zusammen ausklingen.

Donnerstag, 17.05.2018: Umfassender Austausch und intensive Lernerfahrungen

[dt_quote type=”pullquote” font_size=”h4″ background=”fancy” layout=”left” size=”3″]”Innerhalb kürzester Zeit ist aus der Zusammenkunft einzelner Personen aus den verschiedensten EU-Ländern ein dynamisches, humorvolles Team entstanden.”[/dt_quote]

Auch heute starten wir direkt in unseren jeweiligen Tracks. Einige weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem HRD-Department des Artevelde University Colleges sind heute in unserer Runde vertreten. Sie präsentieren jeweils weitere Themen, mit denen wir uns heute beschäftigen. Dazu gehört beispielsweise die Evaluierung von Fortbildungsmaßnahmen. Nachmittags kommt zudem der Leiter des Finanz-und HR-Bereichs in unseren Track. Insgesamt herrscht auch heute wieder eine sehr offene Atmosphäre, in der alle zu Wort kommen und bereitwillig ihre Arbeitserfahrungen teilen. Bis zum Abend werden die einzelnen Agenda-Punkte tiefgründig und umfassend diskutiert. Sowohl Ideen, Herausforderungen als auch Best-Practice Ansätze werden ausgetauscht.

Nach den intensiven Sessions sind wir abends mit unseren jeweiligen Tracks zum Abendessen eingeladen. Unser Team geht in ein Restaurant, das sich direkt an einem der vielen Kanäle, die Gent durchziehen, befindet. In einem altehrwürdigen Raum mit zahlreichen Gemälden wird das Abendessen serviert. Sowohl das Team des HRD-Departments als auch Wim de Wulf, der Leiter der Bereiche HR und Finanzen, wohnen der Runde bei. In stimmungsvoller Atmosphäre werden sowohl Themen aus den Sessions als auch private Anekdoten ausgetauscht. Die Gruppe harmoniert sehr gut – innerhalb kürzester Zeit ist aus der Zusammenkunft einzelner Personen aus den verschiedensten EU-Ländern ein dynamisches, humorvolles Team entstanden.

Freitag, 18.05.2018: Kneten, konstruieren und Kunstwerke schaffen

Der letzte Tag der Staff Week beginnt. Heute arbeiten wir nicht mehr in unseren Tracks, sondern kommen direkt im Plenum zusammen. Anschließend werden wir in fünf Gruppen eingeteilt, in denen wir jeweils eine These zum breit gefassten Thema „Education of the future“ diskutieren sollen. Meine Gruppe befasst sich mit der These „Staff and lecturers should be obliged to change jobs inside the organization, every 5 years“.

Nachdem wir unsere Ergebnisse den anderen Gruppen im Plenum vorgestellt haben, geht unser Moderator von Tisch zu Tisch und verteilt Döschen mit Play-Doh Knete. Zunächst schauen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer überrascht und belustigt. Schnell wecken die gelben Döschen und der Geruch der Knete jedoch Kindheitserinnerungen. Die ersten Teilnehmenden beginnen schon damit, kleine Knetkügelchen zu formen. Ganz im Sinne agiler Gruppenmethoden lautet die Aufgabe nun, in der jeweiligen Gruppe gemeinsam ein Konstrukt aus Knete zu entwerfen, welches unsere Meinung/Position als Gruppe zu der These präsentiert. Eine erstaunliche Dynamik entsteht in den Gruppen; sofort beginnen alle damit, wild zu kneten und zu formen. Nach 15 Minuten ist es vollbracht: Fünf kleine Kunstwerke sind entstanden. Wir gehen nun alle gemeinsam von Tisch zu Tisch, schauen uns die Gruppenergebnisse an und jede Gruppe erklärt, was sie mit ihrer Konstruktion ausdrücken möchte – gespannt hören wir zu. Im weiteren Verlauf stellen auch die anderen vier Gruppen ihre Thesen und Diskussionsergebnisse vor. Nach jeder Kurzvorstellung folgen wieder Aufgaben für alle Gruppen. Wir sollen beispielsweise unsere Meinung entweder auf Post-its schreiben und an eine Wand heften, ein Bild erstellen oder uns im Raum auf einem imaginären Kontinuum von 1 (bin total dafür) – 10 (bin total dagegen) verteilen. Nach den anregenden Diskussionen neigt sich die Staff Week dann dem Ende zu.

Unsere letzte Aufgabe besteht darin, eine belgische Praline aus Knete herzustellen. Diese soll jeweils unsere gesammelten Erfahrungen versinnbildlichen. Auf das Papier, in das wir die Pralinen verpacken, dürfen wir zudem einen kurzen reflektierenden Text schreiben, der die letzten Tage zusammenfasst. Mit den gesammelten Erfahrungshäppchen versammeln wir uns schließlich zur Dankes- und Abschiedsrede, gefolgt von der Zertifikatsvergabe.

Eine Woche geprägt von intensiven Fachdiskussionen, kulturellem Austausch und vielen neuen Inspirationen geht nun leider zu Ende. Zurück bleiben viele wertvolle Lernerfahrungen sowie Ideen, welche die Teilnehmenden in ihre Heimatinstitutionen mitnehmen werden. Beim abschließenden deliziösen Mittagessen ergibt sich eine letzte Gelegenheit, sich im informellen Rahmen auszutauschen, zu netzwerken, sich herzlich voneinander zu verabschieden sowie bereits Pläne zu schmieden, wie und wo wir uns wiedersehen bzw. zumindest auch weiterhin austauschen können. Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich neben unheimlich vielen Lernerfahrungen insbesondere sehr aufgeschlossene, motivierte, wissbegierige und tolle Menschen kennengelernt habe. Innerhalb der kurzen Zeit ist in unserer Gruppe eine sehr vertraute Atmosphäre entstanden. Auch zukünftig möchten wir in Kontakt bleiben, Erfahrungen und Wissen austauschen sowie uns gegenseitig inspirieren. Auf bald und ein riesengroßes Dankeschön an das gesamte Organisationsteam, das uns so einen wunderbaren Aufenthalt ermöglicht hat!

Text: Schazia Delhvi

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