Philosophie-Professor Marcus Willaschek ausgezeichnet

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Prof. Dr. Willaschek

Marcus Willaschek, Professor für Philosophie der Neuzeit an der Goethe-Universität und international renommierter Kant-Experte, ist gemeinsam mit acht weiteren Forschern zum Ordentlichen Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) berufen worden. Damit zählt Willaschek zu einem Kreis von 180 ausgewählten Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland, zu denen bereits vier weitere Frankfurter gehören: der Philosoph Rainer Forst, der Historiker Bernd Jussen, der Ethnologe Karl-Heinz Kohl sowie der Rechtshistoriker Michael Stolleis.

Die Akademie-Mitglieder sind unter anderem für die Betreuung von Langzeitvorhaben wie des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache oder der Leibniz-Ausgabe zuständig. Willaschek wird sich besonders in der Kant-Kommission der BBAW engagieren, deren stellvertretender Vorsitzender er seit 2012 ist. Die Kommission ist zuständig für die Herausgabe der Schriften Immanuel Kants in der sogenannten „Akademie-Ausgabe“, die seit 1900 erscheint.

Die veröffentlichten Werke Kants, darunter die Kritik der reinen Vernunft, sollen bis zum Kant-Jubiläum 2024 komplett neu herausgegeben werden, da die jetzigen Ausgaben den aktuellen editorischen Standards nicht mehr genügen. Die BBAW ist übrigens Rechtsnachfolger der 1700 gegründeten Preußischen Akademie der Wissenschaften, deren Gründer Leibniz war und zu deren früheren Mitgliedern auch Kant gehörte. „Es ist für mich eine große Freunde und Ehre, einer wissenschaftlichen Gesellschaft anzugehören, die Kant zu ihren Mitgliedern zählte“.

Marcus Willaschek, Jahrgang 1962, forscht und lehrt seit 2003 an der Goethe-Universität und ist „Principal Investigator“ im Frankfurter Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in Münster. Dort hat er Philosophie, Biologie, Psychologie und Rechtswissenschaften studiert und wurde 1991 mit einer Arbeit über Handlungstheorie und Moralbegründung bei Kant promoviert.

Nach einem Forschungsaufenthalt in Harvard (1992–1994) war er in Münster als Wissenschaftlicher Assistent tätig (1995–2001) und habilitierte sich 1999 mit einer Studie zum Problem des Realismus in der gegenwärtigen Erkenntnistheorie und Metaphysik. Es folgten Vertretungsprofessuren in Essen, Frankfurt am Main und Siegen. Forschungsaufenthalte führten ihn später nach Berkeley, San Diego und Tokio.

Marcus Willaschek deckt mit seinen Studien ein breites Feld ab, das von der Metaphysik über die Philosophie des Geistes bis zur philosophischen Methodologie reicht. Seine Forschungen konzentrieren sich vor allem auf die Philosophie Immanuel Kants, die aktuelle Erkenntnistheorie sowie Handlungstheorie und Rechtsphilosophie. Seit seiner Dissertation widmet er sich der Kantischen Philosophie in ihrer ganzen Breite. Er ist leitender Herausgeber des 2015 bei de Gruyter erschienenen dreibändigen Kant-Lexikons, das mit seinen knapp 2400 Artikeln von 221 internationalen Autoren in der Fachwelt als das lang ersehnte Standardwerk zur Kant-Forschung gefeiert wird.

Wo es um die philosophische und wissenschaftliche Bedeutung der Kantischen Terminologie geht, stellt das Lexikon, an dem Willaschek mit drei weiteren Herausgebern 15 Jahre gearbeitet hat, alles Bisherige dadurch in den Schatten, dass es Kants Terminologie auf der Grundlage aktueller Text-Editionen und unter Berücksichtigung aktueller Kant-Forschung umfassend erschließt.

Seit vielen Jahren befasst sich Willaschek zudem immer wieder mit dem Begriff der Willensfreiheit und der Frage, nach welchen Kriterien zurechenbare von nicht-zurechenbaren Handlungen zu unterscheiden sind. Gestützt auch auf empirische Arbeiten entwickelt er dazu eine Theorie, die den genauen Zusammenhang zwischen Zurechenbarkeit und moralischer oder auch rechtlicher Verantwortung aufzeigt.

Zu den Aufgaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gehört u.a., den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern; außerdem nimmt sie Beratungsaufgaben zu gesellschaftlich aktuellen Themen (z.B. Gesundheitssystem) wahr.

In der deutschen Akademien-Landschaft neuartig sind die interdisziplinären Arbeitsgruppen, in denen sich Akademiemitglieder, externe Fachkollegen und Nachwuchswissenschaftler mit Zukunftsfragen beschäftigen Gemeinsam mit der Leopoldina ist die Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Trägerin der Jungen Akademie, einer in Deutschland einzigartigen Form, um herausragende Nachwuchswissenschaftler zu fördern. Darüber hinaus betreut die Akademie rund 30 eigene wissenschaftliche Akademievorhaben, zu denen traditionsreiche Wortbuchprojekte, Editionen, Dokumentationen und Biographien gehören.

Quelle: Pressemitteilung vom 30. November 2016

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