Rajesh Ramanchandran: Ein Forscher aus Leidenschaft

Dr. Rajesh Ramanchandran; Foto: Melanie Gärtner

Die Locken fallen ihm wild ins Gesicht, als Rajesh Ramanchandran über seine Arbeit spricht. „Solange ich Wissenschaft betreiben kann, möchte ich die Zeit so gut wie möglich nutzen und etwas dazu beitragen, die Dinge besser zu verstehen“, sagt er. Der Ökonom aus Indien steckt voller Tatendrang und ist derzeit Gastwissenschaftler an der Goethe-Universität.

Seit 2013 ist Ramanchandran im Rahmen des BMBF-geförderten Drittmittelprojekts AFRASO (Africa’sAsian Options) wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Cornelia Storz, Professorin für Institutionen- und Innovationsökonomik, insb. Japan/Ostasien, am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.

Das wissenschaftliche Interesse des 32-Jährigen gilt in erster Linie den Überschneidungspunkten von Entwicklungspolitik und politischer Ökonomie. Seine Forschung im Rahmen von AFRASO widmet er der Analyse des Versuchs, japanische Managementmethoden in kleinen Schreinerbetrieben in Sambia einzuführen. Ramanchandran hat in Neu Delhi Wirtschaftswissenschaften studiert und danach an der spanischen Universitat Autònoma de Barcelona seinen Doktor gemacht.

Schon damals hatte der dynamische junge Mann Kontakt zu Wissenschaftlern in der ganzen Welt. Doch die Ausschreibung der Stelle bei AFRASO in Frankfurt erschien ihm besonders attraktiv. „Die Goethe-Universität hat eine großartige Infrastruktur“, sagt Rajesh Ramanchandran. „Bei AFRASO bewege ich mich in einem interessanten Umfeld mit interdisziplinärem Forschungsansatz, bei dem man über den eigenen Tellerrand schaut.“

Er schätzt das vielfältige intellektuelle Umfeld in Frankfurt und sucht regelmäßigen Austausch mit den Kollegen des Exzellenzclusters Normative Orders, bei dem AFRASO beteiligt ist. Daneben bekam er die Möglichkeit, einen Masterkurs in East Asian Studies zu unterrichten. „Das war eine großartige Möglichkeit für mich.” Besonders interessant war für ihn die Dauer der Stelle, die nicht wie bei anderen Postdoc-Stellen auf zwei, sondern auf ganze drei Jahre ausgeschrieben war.

„Ich habe dadurch mehr Zeit, um wirklich produktiv zu sein und mich intensiv mit meinen Themen auseinanderzusetzen“, sagt er. Und davon hat er viele. Neben seiner Forschung in Sambia begeistert er sich vor allem für die Frage nach den Konsequenzen der Sprachpolitik in postkolonialen Staaten – ein Thema, das ihm aus der eigenen Biographie vertraut ist. Ramanchandran wurde in Südindien geboren, zog später mit seiner Familie nach Neu Delhi und spricht als Muttersprache Tamil.

In seiner Schulzeit wurde er an den staatlichen Schulen immer in Tamil oder Hindi unterrichtet. „Englisch haben wir in der Schule als Fremdsprache gelernt”, sagt er. In vielen postkolonialen Ländern im subsaharischen Afrika hat er es anders erlebt. Hier werden die Kinder oftmals in den Amtssprachen englisch, französisch oder portugiesisch unterrichtet, obwohl die meisten Kinder zuhause mit ihren Lokalsprachen groß geworden sind.

Ramanchandran möchte herausfinden, welche Auswirkungen diese Sprachpolitik auf die ökonomischen Entwicklungen eines Landes haben. Dazu hat er Projekte in Sambia und Kamerun angestoßen, in Kollaboration mit der United Nations University WIDER in Helsinki oder dem Graduate Institute of Applied Linguistics in Texas.

Seine internationalen Kontakte stellt er auch der Goethe-Universität zur Verfügung: die Kooperationspartner seiner Recherchen werden auch zu Kolloquien nach Frankfurt geladen. Da das Drittmittelprojekt AFRASO verlängert werden konnte, wird auch Rajesh Ramanchandran noch bis 2018 an der Goethe-Universität bleiben. [Autorin: Melanie Gärtner]

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 5.16 (PDF-Download) des UniReport erschienen.

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