Zu Gast an der University of Toronto

University of Toronto; Fotos: Andrea Stork

Andrea Stork, Verwaltungsangestellte am Institut für Politikwissenschaft, über ihren Besuch in Kanada im Rahmen der Strategischen Partnerschaft.

Stellen Sie sich vor, Sie platzen im Institut für Politikwissenschaft in eine Pizza- Party rein. Das könnte vielleicht eine Fundraising-Aktion sein, die vom Department of Political Science der University of Toronto übernommen wurde … Doch gehen wir erst einmal zurück ins Jahr 2015: Durch eine E-Mail wurde meine Aufmerksamkeit auf die Ausschreibung zur Verwaltungsmobilität zwischen der Goethe-Universität und ihren Strategischen Partnern gelenkt.

Dazu zählt die University of Toronto (UofT), und Kanada soll ja ganz schön sein. Nach einer kurzen Recherche war klar, dass es dort eine Vielzahl von Model United Nations- Aktivitäten gibt. Hierbei handelt es sich um Planspiele, die die Arbeitsweise der UNO simulieren. Und genau diese Art von Planspielen wird seit vielen Jahren von Prof. Dr. Tanja Brühl an der Goethe-Universität durchgeführt und von mir administrativ betreut – der Auslöser, um nun zielgerichtet vorzugehen.

Nachdem am 22. September 2016 grünes Licht aus dem International Office kam, dass Mittel zur Abdeckung der Flugkosten da seien, begann die Suche nach einer Ansprechperson an der UofT, die mir ein Einladungsschreiben schicken sollte:

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Die University of Toronto in Zahlen und Fakten

Die UofT hatte zum Stand meiner Recherche im September vergangenen Jahres 86.709 Studierende. Sie verteilen sich auf drei Campi: St. George, Mississauga, Scarborough. Damit ist sie die größte Uni Kanadas und eine der zwanzig größten der Welt.

Die Faculty of Arts & Science hat 80 Departments, eines davon ist das Department of Political Science. Im QS World University Ranking by Subject wurde die UofT im Bereich Politics & International Studies 2016 auf Platz 24 aufgeführt.

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Die wesentliche Grundvoraussetzung für eine Antragsbewilligung! Ab hier wurde es ein wenig kafkaesk, jedoch nicht so bedrohlich. Zuerst ging meine E-Mail an die Assistentin für „International Programs and Partnerships“ im Büro des Dekans der Faculty of Arts & Science. Die ist jedoch riesengroß und besteht aus 80 Instituten, nicht wie „mein“ Fachbereich Gesellschaftswissenschaften aus nur zweien.

Zum Glück erfolgte von dort aus die Umleitung ins Department of Political Science an Elisabeth Jagdeo, Student Coordinator Undergraduate Studies, die meine Anfrage – noch davon ausgehend, dass es sich bei mir um eine internationale Bachelorstudentin handelt – an Professor Rodney Haddow, Associate Chair and Director of Undergraduate Studies, weiterreichte.

Der hatte den richtigen Riecher, mit dem meine Anfrage schlussendlich bei Julie Guzzo, Department Manager, landete, deren Hauptaufgabe – nach eigener Aussage – in Problemlösung besteht. Obwohl Kanada für seine liberale Einwanderungspolitik bekannt ist, wollte die Personalabteilung kein Einladungsschreiben ausstellen, mit der Begründung, dass ich damit womöglich den Kanadischen Arbeitsmarkt betreten wolle.

Doch auch hier hat es sich gelohnt, hartnäckig am Ball zu bleiben, denn am 14. Februar 2017 erhielt ich endlich eine Business Visitor Invitation. Und Ende September 2017 war es dann so weit: Eine Woche Hineinschnuppern in die administrativen Strukturen des Departments of Political Science an der UofT lag vor mir, der Verwaltungsanstellten am Institut für Politikwissenschaft, tätig im Arbeitsbereich Internationale Institutionen und Friedensprozesse!

Ein Kanadisches Institut für Politikwissenschaft stellt sich vor

Mein selbst organisiertes Besuchsprogramm begann mit Julie Guzzo und als Erstes ging es wie üblich um Geld. Neben öffentlicher Förderung erfolgt dort der größte Teil der Finanzierung über Studiengebühren – es gibt domestic fees für heimische sowie höhere Studiengebühren für ausländische Studierende. Auch erzählte sie von einer Aktion des Departments, bei der Studierende mit einer Telefonkampagne ehemalige Absolventen kontaktierten, um Spenden einzusammeln.

Dafür bekamen sie Pizza spendiert. Fast mehr wert als die 11.000 Kanadischen Dollar, die eingenommen wurden, war die Anbindung der 60 Spender als Alumni an ihr ehemaliges Institut. Alumni-Pflege wird an der UofT groß geschrieben und ist in die Abteilung University Advancement eingebunden. Von dort stammen auch die Daten der über 6000 Alumni, die den semesterweise erscheinenden Newsletter des Departments of Political Science digital erhalten.

Nur anderthalb Stunden mit dem Auto von Toronto entfernt: Andrea Stork vor den Niagara Falls.

Advancement bedeutet wörtlich übersetzt „Weiterentwicklung, Förderung“, wofür am Department Jennifer O’Reilly, Communications Officer, zuständig ist. Sie betreut das Senior Undergraduate Mentorship Program, durch das Studierende im Grundstudium mit Mentoren aus dem Arbeitsleben, also Absolventen, die beruflich bereits Fuß gefasst haben, zusammengebracht – sowie auf mögliche Berufswege -geführt werden.

Berufsperspektiven für den akademischen Nachwuchs zu schaffen wird von der Position des Placement Officer abgedeckt – wie im Gespräch mit Carolynn Branton, Graduate Administrator, und Louis Tentsos, Graduate Secretary, herauskam. Ein Placement Officer berät die PhD-Studierenden am Department hinsichtlich ihrer akademischen Karriere, daher werden vor allem junge Fakultäts-Mitglieder, die kürzlich ans Institut kamen, in diese Position berufen.

Und hatte ich schon erwähnt, dass die Frauenquote der Faculty bewusst auf 50 % angehoben wurde? Obwohl Lou Softball-Turniere oder Karaoke- Abende für Studierende organisiert, wurde Carolynn 2014 mit einem Outstanding Staff Recognition Award ausgezeichnet. Damit anerkennt die UofT den Beitrag von Mitarbeitern zum student life.

Als Grundverständnis ist es so formuliert: „At the University of Toronto, we believe in a culture of recognition and show our appreciation to valuable faculty and staff through a variety of formal and informal recognition programs. These honours recognize achievement and celebrate service milestones.“

Thema: UNO-Simulationen

Das persönliche Highlight dieser Woche – und auch mit der Hauptaufhänger meines Besuches – war das Gespräch mit Jessica Yu, in diesem Jahr Secretary General des North American Model United Nations (NAMUN). Diese UNO-Simulation wurde 1985 ins Leben gerufen, 20 Jahre später fand zum ersten Mal das Main Model United Nations (MainMUN) an der Goethe-Universität statt, wo es auch wieder 2018 vom 8. bis 11. Februar zum zwölften Mal durchgeführt wird.

Als student club ist NAMUN am Victoria Campus registriert, dort werden auch die Räumlichkeiten für die Konferenz mit etwa 430 Delegierten (2017) und 380 Delegierten im Jahr davor bereitgestellt. MainMUN wird ehrenamtlich von Studierenden der Goethe-Universität organisiert und hatte 2017 etwa 300 Delegierte, 2016 waren es 250. Im direkten Zahlenvergleich kann MainMUN angesichts der Größe der UofT also durchaus mithalten.

Bei der Konferenzorganisation überschneiden sich die Vorgehensweisen, unterschiedlich läuft die Zusammenstellung des Organisationsteams ab. Die Zuschreibung von festgelegten organisatorischen Tätigkeiten an bestimmte Positionen sowie die Erstellung eines Übergabeprotokolls an nachfolgende Organisationsteams waren Anregungen, die ebenso ins Gepäck wanderten wie die äußerst günstige UofT-Oberbekleidung.

Der Uni-Shop bestach nämlich mit einer immens großen Auswahl an Uni-Merchandise und hatte gerade Sale … Nach meinem Aufenthalt an der UofT ging es noch zwei Wochen auf Rundreise. Und nach 5000 Kilometern sowie einem geplatzten Reifen mussten sich die Eindrücke noch immer setzen.

Viele interessante Anregungen konnte ich mitnehmen und die gewonnenen Informationen gilt es hier auf unterschiedlichen Ebenen einzubringen. Es hat sich definitiv gelohnt, mutig mit der Antragstellung sowie vor Ort neugierig zu sein und wenn ein Gegenbesuch stattfindet, rundet der das Ganze erst richtig ab.

[Autorin: Andrea Stork]

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1.18 (PDF-Download) des UniReport erschienen.

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