GRADE Centre Education fördert junge Bildungsforscher

Prof. Tim Engartner (l.) und Dr. Matthias Herrle. Foto: Lecher
Prof. Tim Engartner (l.) und Dr. Matthias Herrle. Foto: Lecher

Professionelle Förderung für junge Wissenschaftler/-innen bei Forschungsprojekten zu Bildung, Erziehung und Didaktik: Mit dem GRADE Centre Education (GRADE EDU) hat die Graduiertenakademie GRADE der Goethe-Universität Frankfurt das neunte disziplinübergreifende Zentrum geschaffen.

Im Interview berichten Prof. Dr. Tim Engartner, Sprecher des GRADE Centre Education, sowie Dr. Matthias Herrle, Koordinator des GRADE Centre Education und Mitglied im Vorstand, wer von dem neuen Zentrum in welcher Weise profitieren kann und welche Herausforderungen es zu meistern gilt.

Herr Engartner, warum wurde das GRADE Centre Education gegründet?

Engartner: Unser Anliegen ist die verlässliche Förderung von Doktorandinnen und Doktoranden und Postdocs. Mit der Gründung des Centres wird eine Leerstelle gefüllt, die bislang in der fachbereichsübergreifenden Vernetzung von bildungsund erziehungswissenschaftlichen sowie fachdidaktischen Forschungsansätzen bestand. Soll die viel zitierte „Bildungsrepublik Deutschland“ tatsächlich ergründet werden, muss sich dies auch in einer entsprechenden Forschungsförderung niederschlagen. Bei der universitären Nachwuchsförderung muss man meines Erachtens zwingend aktiv werden – zumal die Bundesländer ja eine substanzielle finanzielle Förderung für diese leisten. Daher sollte die Nachwuchsförderung nicht nur den einzelnen Professuren obliegen.

Herr Herrle, wozu dient das GRADE Centre Education?

Herrle: Es dient der Qualifizierung und Vernetzung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern. Ihnen soll ermöglicht werden, Forschungskooperationen zu etablieren und zu intensivieren, die nicht nur der Bearbeitung der jeweiligen Forschungsfrage, sondern auch der Karriere der sogenannten „early researchers“ zuträglich sind. Ein Themenbereich, in dem sich in diesem Zusammenhang derzeit viel tut, sind Forschungen zur Professionalisierung von Lehrpersonen. Das spiegelt sich auch in der Ausstattung des Centres, das zurzeit von zentralen Mitteln des Präsidiums und Mitteln des BMBF-Projekts „Lehrerbildung vernetzt entwickeln“ (Level) gefördert wird.

Engartner: Wir möchten den Doktorandinnen und Doktoranden ermöglichen, sich aus ihrer Promotionsisolation zu befreien. Dies gilt insbesondere für die an der Goethe- Universität über 14 Fachbereiche verteilten Fachdidaktiken. Mitunter führen diese in ihren Fachbereichen ein Nischendasein, das der Bearbeitung ihres Forschungsprojekts natürlich nicht immer zuträglich ist. Wir bieten ihnen mit dem Centre Austausch- und Qualifizierungsmöglichkeiten, die es in den fachwissenschaftlich dominierten Fachbereichen häufig nicht gibt. Der Blick über den Tellerrand wird geschärft, der Tunnelblick gewissermaßen in einen Weitblick verwandelt, indem die jeweiligen Forschungsfragen in einem größeren Kontext diskutiert werden.

Was bietet das GRADE Centre Education an?

Herrle: Wir bieten verschiedene Veranstaltungsformate an, zum Beispiel eine Vorlesungsreihe („Lecture Series“), in der wir Akteure, die den Forschungsdiskurs zu bestimmten Themenschwerpunkten mit ihren Befunden und Ansätzen maßgeblich beeinflussen, zu uns an die Goethe-Universität holen – sofern sie sich nicht ohnehin unter uns, an einem der Fachbereiche, finden lassen. Des Weiteren veranstaltet GRADE EDU themenorientierte Methodenworkshops. Darüber hinaus gibt es Sondervorträge zu Bereichen jenseits der Workshops und der allsemestrigen Vortragsreihe. Dazu eruieren wir die Interessen und Bedarfe von Promovierenden und Postdocs und identifizieren relevante Akteure und Inhalte, um für unsere Veranstaltungen gezielt fachlich einschlägige Expertinnen und Experten auszuwählen. Mit Doc-AGs und Forschungstagen versuchen wir darüber hinaus Vernetzungsgelegenheiten herzustellen.

Wie können Interessierte an Ihren Angeboten teilnehmen?

Engartner: Die Teilnahme an GRADE EDU erfolgt durch eine kostenfreie Mitgliedschaft, die an eine Mitgliedschaft bei der „Dachorganisation“ GRADE gekoppelt ist. Das Angebot richtet sich sowohl an Doktoranden als auch an Habilitand( inn)en. Es gibt sogar die Möglichkeit, Angebote wahrzunehmen, wenn man seine Dissertation noch nicht begonnen hat, sich also erst in der Orientierungs- oder Anbahnungsphase befindet. So bietet sich zum Beispiel die Gelegenheit, sich durch die Angebote für das Exposé inspirieren zu lassen.

Promovierende, die sich bei GRADE registrieren, schließen eine fachbereichsübliche oder aber von GRADE zur Verfügung gestellte Vereinbarung mit ihrem Betreuer ab, mit der sichergestellt wird, dass die Doktoranden in regelmäßigem Austausch mit ihren Doktorvätern und -müttern stehen – was nicht immer selbstverständlich ist.

Wer profitiert vom GRADE Centre Education?

Engartner: Es klingt, als sei GRADE eine Zauberformel, aber meines Erachtens gewinnen alle: Die early researchers durch die vielfältigen Angebote sowie die Anregungen von Wissenschaftlern, die in einem ähnlichen Feld arbeiten. Die Betreuerinnen und Betreuer werden durch die GRADE-Angebote entlastet. Universität und Gesellschaft profitieren von der Generierung hervorragender Forschungsergebnisse.

Welche Herausforderungen gibt es im Bereich der Bildungswissenschaften?

Engartner: Inhaltlich wird es darum gehen, Verbindungslinien innerhalb der Trias aus Bildungsund Erziehungswissenschaften, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften zu ziehen und ein Angebot vorzuhalten, das alle drei Säulen, die sich mit Bildungsfragen befassen, zur Geltung bringt. Dafür bieten wir eine Plattform und Vorschläge nehmen wir jederzeit gerne entgegen. Da wir nur für drei Jahre finanziert sind, liegt die finanzielle Herausforderung darin, GRADE EDU dauerhaft auf stabile Füße zu stellen.

Das Interview führte Ute Schorradt.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 3.16 des UniReport erschienen. [PDF-Download]

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