Service Learning: Präsentationstechniken für »Digital Natives«

Lena und Lea im Workshop

Studierende vermitteln Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse im Projekt »KUSs« Präsentationstechniken für die Abschlussprüfung.

Am Anfang der Nachbesprechung steht eine gute Nachricht: Die Evaluation des Workshops, den eine Studierendengruppe Zehntklässlern einer Frankfurter Privatschule gegeben hat, wartet mit guten bis sehr guten Bewertungen für die Beteiligten auf. Dozent Lukas Schulze-Vorberg vom Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie an der Goethe-Universität ist sichtlich stolz auf seine Studierenden, die im Projekt KUSs (Kompetenzentwicklung in Universität und Schule stärken) zugleich Kompetenzen vermitteln und auch selbst erworben haben. Vor allem die hohe Motivation hebt er hervor: „Einige der Studierenden haben sogar mitgearbeitet, ohne einen Schein dafür zu erwerben.“

Präsentieren will gelernt sein

Thema des Workshops, den die sechs Studierenden an der Frankfurter Rackow-Schule gehalten haben, war das Präsentieren. „Eine zentrale Kompetenz, die nicht nur im Studium und späteren Berufsleben wichtig ist, sondern auch im Bewerbungsgespräch eine Rolle spielt. Sich zu präsentieren ist für mich Teil der Persönlichkeitsbildung“, unterstreicht der stellvertretende Schulleiter Michael Damm, der gemeinsam mit Lukas Schulze-Vorberg das Kooperationsprojekt auf den Weg gebracht hat. Wer glaubt, dass junge Menschen wegen einer ausgeprägten Medienaffinität – man spricht gerne von den Digital Natives –, auch Programme, die in Schule und Arbeit eine Rolle spielen wie z.B. Office-Programme, spielend beherrschen würden, muss sich eines Besseren belehren lassen.

„Ich unterrichte neben meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Interdisziplinären Kolleg Hochschuldidaktik an der Goethe-Universität auch Politik und Wirtschaft an der Rackow-Schule und habe gemerkt, dass die Schülerinnen und Schüler sich doch mit der Erstellung von Power-Point-Präsentationen mitunter sehr schwertun. Da wir wiederum an der Goethe-Universität viele Lehramtsstudierende haben, die gut präsentieren können, aber darin auch praktische Lehrerfahrungen benötigen, entstand die Idee einer Kooperation zwischen Schule und Universität“, so Schulze-Vorberg.

Train the Trainer

Die Idee von KUSs – „Kompetenzentwicklung in Universität und Schule stärken“ war geboren. Lukas Schulze-Vorberg hat sich als Dozent, der Theorie und Praxis gut verbinden kann, bereits einen Namen gemacht: 2019 konnte er unter anderem durch die Lehrveranstaltung PODIUM (Präsentieren, Organisieren, Diskutieren, Innovatives Unterrichten, Moderieren) den ersten Platz beim 1822-Lehrpreis belegen. Schulze-Vorberg pflegt ein teamorientiertes Verhältnis zu seinen Studierenden.

„Mir gefällt sehr gut, dass man in seinen Seminaren nicht die Rolle eines passiven Zuhörers innehat, sondern immer auch einen aktiven Part einnimmt“, unterstreicht Jonas Herzog, der Lehramt studiert und Teilnehmer des Seminars ist. Das Besondere an Schulze-Vorbergs Service-Learning- Konzept: Die Studierenden haben das Konzept des Kurzworkshops „Präsentieren“ für die Schule unter seiner Supervision selbst entwickelt. Zur Vorbereitung haben sie mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen Präsentationsformen theoretisch besprochen, praktisch ausprobiert und reflektiert, haben sich als Co-Trainer und schließlich Trainer betätigt, um schließlich den Workshop an der Schule durchzuführen.

Im Rahmen des Projekts konnte auch ein Beitrag zur Schulentwicklung geleistet werden: Gemeinsam mit dem Schulleitungsteam wurden Bewertungsstandards und Beobachtungsbögen entwickelt, die nun verbindlich von den Lehrkräften der Rackow-Schule in den Abschlussprüfungen eingesetzt werden. In ihrem Workshop konfrontierten die Studierenden die Schulklasse unter anderem auch mal mit einer Präsentation, die bewusst viele Defizite enthielt, die dann gemeinsam im Klassenverbund aufgedeckt und Möglichkeiten zur Optimierung besprochen wurden. „Das führte zu einem nachhaltigen Aha-Effekt“, erklärt Janis Gesing; die Schülerinnen und Schüler hätten dadurch anschaulich vor Augen geführt bekommen, was schiefgehen kann. „Wenn sie sich nur einen Teil davon eingeprägt haben, ist das schon ein großer Fortschritt.“

Dreifacher Nutzen des Workshops

Michael Damm, der selber das Fach Deutsch an seiner Schule unterrichtet, hält die Kompetenz des Präsentierens für sehr wichtig. Er denkt, dass es bereichernd für das Kollegium ist, wenn Lehramtsstudierende, die einer anderen Mediengeneration angehören, ihre Expertise auf diesem Gebiet in den Lehrbetrieb einfließen lassen. „Auch für unsere Schülerinnen und Schüler ist das ein Gewinn, wenn ihnen der Umgang mit digitalen Techniken von Lehrenden vermittelt wird, die altersmäßig näher bei ihnen sind.“ Lea Burkhardt, die Lehramt für Gymnasien studiert, bestätigt diese Einschätzung: „Die Schüler konnten in unserem Workshop einfach mehr ausprobieren, haben sich auch mehr getraut als im normalen Unterricht.“

Lena Hahn, die an der Goethe-Universität Psychologie studiert, sieht den dreifachen Nutzen des Service-Learning-Angebots: Nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Schule und die Studierenden habe sich das Projekt KUSs bewährt. Michael Damm und Lukas Schulze-Vorberg sind davon überzeugt, dass der bei SchülerInnen und Eltern sehr gut aufgenommene Workshop wiederholt werden sollte; angedacht ist der Einsatz bereits in der 9. Klasse an der Rackow-Schule. Denn Präsentationstechniken, davon sind alle Beteiligten überzeugt, sollten nicht erst in der 10. Klasse eingeübt werden.

Das Projekt KUSs wurde aus Mitteln der Ausschreibung »Kooperation mit außeruniversitären Partnern in Stadt und Region« im Rahmen von STARKER START gefördert.

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