Studierende über den Frankfurter Wohnungsmarkt

Anna, 24, Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften.
Alle Fotos: Freymark

Der Wohnungsmarkt in Frankfurt wartet mit hohen Mieten auf, wie gehen die Studierenden damit um? Acht von ihnen erzählen.

Natürlich hat sich Kaan, bevor er hierher gezogen ist, auf einen Wohnheimplatz beworben. Und natürlich würde er jetzt lieber in Frankfurt als in Offenbach wohnen. „Aber wahrscheinlich ist das beides aussichtslos“, sagt er. Seit knapp drei Jahren wohnt Kaan mit seiner Freundin in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Offenbach, die Miete ist bezahlbar und die Verbindung nach Frankfurt gut.

„Ich komme gut weg und gut nach Hause“, meint der Jurastudent, „von daher passt das schon.“ Trotzdem denkt er manchmal noch immer über einen Umzug nach. „Bei gleichen Konditionen würde ich direkt nach Frankfurt ziehen. Aber wie gesagt: Das wird wohl nichts.“ Man hört das von vielen Studierenden. Die Mieten in der Mainmetropole sind gerade für junge Menschen in der Ausbildung zum Teil nur noch schwer zu bezahlen, hinzu kommt die Schwierigkeit, überhaupt eine Wohnung in der Stadt zu finden.

Robert, 26, Geschichte

Anna etwa hat es gar nicht erst versucht. Die 24-Jährige studiert englischsprachige Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften an der Goethe- Universität und pendelt aus Gießen zu ihren Vorlesungen. Zu groß sei ihr der Stress, zu gering die Aussicht auf eine schöne, bezahlbare Wohnung gewesen, erzählt sie: „Viele Kommilitonen zahlen horrende Preise für viel zu wenig Quadratmeter. Deshalb wollte ich nicht nach Frankfurt ziehen. Da ich nicht allzu viele Vorlesungen habe, bleibe ich lieber hier.“

Robert vertritt eine andere Meinung. „Pendeln wäre überhaupt nichts für mich. Wenn ich in Frankfurt studiere, möchte ich hier auch meinen Lebensmittelpunkt haben“, meint er. Der 26-Jährige studiert Geschichte an der Goethe-Uni, über eine Freundin hat er eine Wohnung im Bahnhofsviertel gefunden. Die WG gefällt ihm gut, auch wenn man sich mit vielen Sachen arrangieren muss. „Bahnhofsviertel halt“, erklärt er kurz.

Janis, 20, Darleen, 18, Grundschullehramt

Er spielt deshalb mit dem Gedanken umzuziehen, „aber ehrlich gesagt will ich mich hier nicht auf den Wohnungsmarkt werfen.“ Davor hat sich Robert auf einen Platz in einem der Studierendenwohnheime beworben. Die Preise dort haben ihn allerdings abgeschreckt. „Ich zahle jetzt weniger, als ich im Wohnheim bezahlt hätte“, erzählt er. Vielleicht, meint er, könnte man die Wohnheime mehr durch die Semesterbeiträge subventionieren, „aber keine Ahnung, ob das geht“.

Wünscht er sich noch etwas anderes, um die Situation in Frankfurt zu verbessern? „Naja, günstige Wohnungen für Studenten wären natürlich super. Aber das ist wohl unrealistisch.“ Anders als Robert hat sich Sebastian dafür entschieden, in ein Wohnheim zu ziehen. Eineinhalb Jahre hat er auf den Platz gewartet, jetzt wohnt er an der Hansaallee, nicht weit vom Campus. Für sein Einzelappartment bezahlt er 345 Euro.

„Davor hatte ich ein Zimmer bei einer Wohnungsbaugesellschaft gemietet“, erzählt der 23-Jährige. „Das war zwar ein bisschen günstiger, aber dafür sind die Bedingungen im Wohnheim viel besser.“ Trotz des angespannten Wohnungsmarktes stand für ihn fest, sein Jurastudium in Frankfurt zu absolvieren. „Klar wusste ich, dass es schwierig werden würde. Aber ich habe einfach geschaut, dass ich was finde.“

Kaan, 22, Jura

Sarah und Jana ist es ähnlich ergangen. Beide studieren wie Sebastian Jura und wollten unbedingt nach Frankfurt. Während Sarah keine großen Probleme hatte und direkt eine Wohnung in Heddernheim gefunden hat, in der sie nun mit ihrem Freund lebt, war es bei Jana schwieriger. „Das war tatsächlich so ein Sammeltermin, von dem man immer hört“, erinnert sie sich.

„Mein Großvater ist mitgekommen und hat mir und meinem Mann geholfen, die Wohnung zu kriegen.“ Obwohl beide mittlerweile eine Bleibe gefunden haben, wünschen sie sich für ihre Kommilitonen mehr Wohnheimplätze. „Aber einfach ist das natürlich nicht“, stellt Sarah fest. Darleen und Janis haben sich nicht um einen Platz im Wohnheim beworben. Beide wohnen bei ihren Eltern, Darleen in Rüsselsheim, Janis in Langen.

„Die Verbindungen zur Uni und in die Stadt sind gut“, meint Janis, der Grundschullehramt studiert. „Ich bin in 30 bis 45 Minuten in der Uni.“ Auch Darleen plant, während des Studiums zu Hause wohnen zu bleiben. „Ich habe gerade erst mein Zimmer renoviert, da macht es keinen Sinn, auszuziehen“, erzählt sie lachend. Außerdem seien die Wohnungen in Frankfurt einfach nicht bezahlbar. Und es gibt noch einen Grund, nicht bei den Eltern auszuziehen, wie Janis, ihr Kommilitone, ergänzt: „Zu Hause ist es einfach schön.“

Linus Freymark

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 4.18 des UniReport erschienen. PDF-Download »

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