Studie zu Drogentrends Jugendlicher in Frankfurt zeigt auf einigen Feldern zwar eine leichte Zunahme, aber nur auf den Stand der Vor-Corona-Zeit.
Die nunmehr 20. MoSyD-Studie zum Drogen- und Medienkonsum Jugendlicher, herausgeben vom Centre for Drug Research (CDR) an der Goethe-Universität und gefördert durch das Drogenreferat der Stadt Frankfurt, bildet einen Zeitraum ab, der in das zweite Corona-Jahr fällt. Somit ist der Anstieg beim Alkoholkonsum und beim Rauchen lediglich eine Rückkehr zum Niveau der Vor-Corona-Zeit, erklärt Dr. Bernd Werse, Sozialwissenschaftler an der Goethe-Universität. Insgesamt, so seine Diagnose mit Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre, sei der sogenannte Substanzkonsum im Vergleich zur Zeit der ersten MoSyD-Studie auf einem sehr niedrigen Stand: „Jugendliche trinken deutlich weniger und greifen seltener zur Zigarette. Zudem ist der Anteil derjenigen, die abstinent sind, also gänzlich auf legale und illegale Drogen verzichtet, langfristig deutlich gestiegen. Man kann also sagen, dass die heutigen Jugendlichen insgesamt gesundheitsbewusster sind als frühere Generationen.“ Bei Jugendlichen, so der Drogenforscher, sei der gesellige Aspekt ausschlaggebend gewesen für einen Rückgang im ersten Corona-Jahr. Es habe einfach zu wenige Gelegenheiten gegeben, mit Freunden Alkohol und andere Drogen zu konsumieren. Die schrittweisen Lockerungen im zweiten Jahr der Pandemie hätten dann wieder mehr Möglichkeiten im öffentlichen Raum geboten.
Zu den erstaunlichen Ergebnissen der 20. MoSyD-Studie zählt für Werse der Anstieg beim Lachgas. Die Verbreitung der legalen Droge, die sich ursprünglich als Partydroge in der Techno-Szene einer großen Beliebtheit erfreut hat, ist nach mehrjährigem Rückgang auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Der Anteil derjenigen, die es schon einmal ausprobiert haben, liegt laut Studie bei 13 Prozent. „Eine Erklärung für den Anstieg haben wir noch nicht. Möglicherweise spielt eine Rolle, dass Lachgas nicht mehr nur in Kapseln, sondern nun auch in größeren Flaschen angeboten wird.“
Eine andere signifikante Änderung sieht Bernd Werse bei den psychoaktiven Medikamenten: 8 Prozent haben diese laut der aktuellen Befragung schon einmal ausprobiert. „Dieser Trend kommt ursprünglich aus der Rapper-Szene; es handelt sich unter anderem um medizinische Opioide, also um Substanzen aus derselben Stoffklasse wie Heroin und Morphium, und um Benzodiazepine, die in der Medizin zur Beruhigung eingesetzt werden. Es sind Substanzklassen mit hohem Risikopotenzial im Hinblick auf Überdosierungen und Abhängigkeiten. Ich würde hier aber noch nicht von Trenddrogen sprechen wollen“, so Werse. Das Centre for Drug Research erforscht gerade im Rahmen einer Studie, die vom Bundesgesundheitsministerium finanziert wird, die Verbreitung und Zugänglichkeit der psychoaktiven Medikamente. Verschreibungspflichtige Medikamente würden oftmals von älteren Familienmitgliedern ‚abgezweigt‘, auch komme es öfter zur Fälschung von Rezepten. Insgesamt sei es schwieriger, an diese Substanzen zu gelangen, als an Cannabis.
Auch abgefragt wurden im Rahmen der MoSyD-Studie psychische Probleme bei Jugendlichen. Hier sei in den Selbstberichten der Jugendlichen ein Anstieg von Panikattacken sowie Angst- und Essstörungen zu verzeichnen. Dies sei wahrscheinlich mit der in der Corona-Pandemie erfahrenen Krisenstimmung erklärbar. Ebenfalls untersucht wurde der Medienkonsum junger Menschen; hinsichtlich des Konsums von Streamingsdiensten und Computerspielen habe die Corona-Pandemie nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, zu einem signifikanten Anstieg geführt. „Tendenziell hat aber die Beliebtheit sogenannter Gelegenheitsspiele zugenommen. Diese werden meistens über das Handy gespielt, was ein Grund dafür sein mag, dass auch Mädchen mehr spielen.“ Insgesamt gebe es aber beim Konsum von Computerspielen hinsichtlich der Intensität große Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Auch im Bereich Social Media verstärke sich der Trend der letzten Jahre: Facebook spiele bei Jüngeren nahezu keine Rolle mehr, hingegen seien Instagram und TikTok sehr beliebt.
Monitoring-System Drogentrends 2021 in Frankfurt am Main (MoSyD-Studie 2021)
Drogenkonsum und Freizeitverhalten von Frankfurter Schüler*innen im Alter von 15 bis 18 Jahren.
Zentrale Ergebnisse: Der Alkoholkonsum bei Jugendlichen ist nach deutlichem Rückgang im Vorjahr wieder gestiegen, ebenso der Konsum von herkömmlichen Zigaretten.
E-Zigaretten: Sowohl die Konsumerfahrung mit E-Produkten als auch der aktuelle Konsum haben weiter zugenommen.
Shishas: Der aktuelle Konsum ist stabil geblieben, die Lebenszeitprävalenz leicht gestiegen. Jugendliche konsumieren Cannabis wieder häufiger als im Vorjahr, bei der Gruppe der intensiv Konsumierenden ist die Häufigkeit jedoch gleichgeblieben. Der Anteil der Jugendlichen, die Medikamente zu Rauschzwecken oder zur Leistungssteigerung eingenommen haben, ist leicht angestiegen.
Kokain und Speed: Der Konsum ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.
Neue Psychoaktive Substanzen (NPS): Synthetische Cannabinoide werden zuweilen als Liquids in E-Zigaretten verdampft.
MDMA (Ecstasy): Die Konsumerfahrung ist nach dem leichten Anstieg im Vorjahr wieder gesunken. Abstinenz: Gut ein Drittel der Jugendlichen hat gänzlich auf legale und illegale Drogen verzichtet.
Der MoSyD JAHRESBERICHT 2021, gefördert durch das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main, steht zum kostenlosen Download bereit.