Am 14. Dezember geht es weiter in der Reihe „Woher kommt der Mensch? Einer neuer Blick auf Homo Sapiens“. Thema des Vortrags von Prof. Dr. Volker Sommer: „Lob der Lüge. Zur Evolution von Intelligenz“.
Andere hinters Licht zu führen und zugleich deren Tricks zu durchschauen, ist von Vorteil: So kann ein Vogel, der andere Vögel durch einen Warnruf in die Lüfte schickt, selbst mehr Würmer fressen. Deshalb werden jene Lebewesen mehr Nachkommen hinterlassen, die soziale Vorteile eigennützig auskosten und ihre Konkurrenz abhängen, indem sie Desinformation streuen. „Lob der Lüge: Zur Evolution von Intelligenz“ hat Volker Sommer, Professor für Evolutionäre Anthropologie am University College London, seinen Vortrag betitelt, er hält ihn am 14. Dezember (Mittwoch) um 19.30 Uhr im Hörsaal, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Georg-Voigt-Straße 14.
Der Vortrag findet statt im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe „Woher kommt der Mensch? Ein neuer Blick auf Homo sapiens“. Sie wird veranstaltet von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität und durch die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG finanziert. Die Moderation an diesem Abend übernimmt Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Beim Verteidigen von Ressourcen, Schutz vor Feinden oder gemeinsamer Brutpflege sind Gruppengenossen immer auch gleichzeitig Konkurrenten. Wer dabei die Absichten anderer durchschaut, vermag umso besser zu betrügen. „Gehirne sollten mithin sowohl täuschen können wie auch Lügendetektoren sein“, erläutert Sommer. „In dem Sinne lässt sich die Lüge geradezu als Wetzstein der Intelligenz begreifen.“ Evolutionsbiologen vermuten, dass sich die Fähigkeit zum Gedankenlesen unter Tieren mit besonders komplexem Sozialleben ausbildete; das trifft auf Papageien, Krähen, Elefanten oder Delfine, und in besonderem Maße auf Primaten wie Affen und Menschen. „Sich in andere hineinversetzen zu können, hat dabei allerdings nicht nur eine egoistische Schattenseite, sondern paradoxerweise ermöglichte die Lüge zugleich effizientere Kooperation, Mitgefühl und Mitleid“, ergänzt der Anthropologe.
Volker Sommer, geb. 1954, studierte Biologie, Chemie und Theologie in Göttingen, Marburg, Berlin und Hamburg. Es folgten Stationen als Privatdozent für Anthropologie und Primatologie an der Universität Göttingen und an der University of California in Davis. Seit vielen Jahren erforscht er in Asien und Afrika Ökologie und Verhalten von Primaten. Einer breiteren Öffentlichkeit ist der engagierte Naturschützer aus Funk und Fernsehen sowie durch seine Thesen und Bücher zu evolutionsbiologischen Themen bekannt, etwa „Lob der Lüge“ oder „Menschenaffen wie wir“.
In der gesamten Vortragsreihe berichten international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die atemberaubenden Fortschritte, die sich in allen die Evolution des Menschen betreffenden Disziplinen abzeichnen. Das ermöglicht ganz neue Antworten auf die große Frage nach dem, was uns ausmacht. Evolution wird nicht länger nur als „Survival of the Fittest“ in Bezug auf körperliche Anpassung, Kraft und Geschicklichkeit angesehen. Vielmehr wirkt sich die Funktionslogik von Selektion und Anpassung auch auf Verhaltensweisen wie Kooperation und Altruismus aus. All diese Perspektiven tragen bei zu einem neuen, integralen evolutionären Selbstverständnis des Menschen – und seiner Welt.
Der Vortrag findet um 19.30 Uhr im Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16 statt.
Quelle: Pressemitteilung vom 8. Dezember