Klima-, Wirtschafts-, Demokratie-Krise: Die bedeutende US-amerikanische Philosophin Nancy Fraser betrachtet die „überwältigenden Probleme“ unserer Gegenwart als miteinander verwoben. Sie seien allesamt von ein und demselben gesellschaftlichen System verursacht worden, meint Fraser – vom Kapitalismus.
Über die Hintergrundbedingungen des Kapitalismus und darüber, wie sich soziale Bewegungen gegen ihn verbünden könnten, spricht die bedeutende Philosophin in einem Vortrag unter dem Titel „Three Faces of Capitalist Labor: Uncovering the Hidden Ties between Gender, Race, and Class“ am 23. Juni 2022, 18:15 Uhr, Hörsaalzentrum, Hörsaal 3, Campus Westend.
Fraser hat in den letzten Jahren an einer Kapitalismustheorie gearbeitet, die sich nicht nur für Ökonomie im engen Sinne interessiert. Kapitalismus begreift und analysiert sie nicht lediglich als Wirtschaftsform, sondern als ein komplettes Gesellschaftssystem. Als Voraussetzungen für eine profitable kapitalistische Wirtschaft identifiziert sie drei Typen von Arbeit: die ausgebeutete Lohnarbeit der Arbeiterklasse, enteignete Arbeit, verrichtet vor allem von rassistisch stigmatisierten Menschen, und Care-Arbeit, erledigt vor allem von Frauen. Fraser möchte nun zeigen, welche Zusammenhänge zwischen diesen Formen bestehen.
Nancy Fraser ist derzeit Professorin für Politikwissenschaften und Philosophie an der New School in New York. Sie ist bekannt für ihre Werke über Gerechtigkeitskonzepte und ihre Kritik an Identitätspolitik und liberalem Feminismus.
Der Vortrag findet statt auf Einladung der Kolleg-Forschergruppe Justitia Amplificata, des Forschungsverbunds Normative Orders, des Clusterprojekts ConTrust und der Leibniz Forschungsgruppe Transnationale Gerechtigkeit. Die Einführung spricht Prof. Dr. Rainer Forst.