Störungen im Sozialverhalten von Mädchen sind das Thema einer internationalen Konferenz des Universitätsklinikums der Goethe-Universität am Campus Westend. Nach vier Jahren intensiver Forschungsarbeit stellen die Partner der FemNAT-CD-Studie ihre Ergebnisse am Freitag, 26. Januar 2018, 9 bis 16 Uhr im Casino-Gebäude, Campus Westend, Nina-Rubinstein-Weg 1, 60323 Frankfurt am Main vor.
Die multizentrische Studie hat die zugrunde liegenden Mechanismen von Störungen des Sozialverhaltens bei Mädchen und jungen Frauen (neun bis 18 Jahren) erforscht. Ziel der Studie ist es, verbesserte Behandlungsmöglichkeiten für diese Beeinträchtigung zu entwickeln. Die Europäische Union hat die FemNAT-CD-Studie über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren mit sechs Millionen Euro gefördert.
Die Anzahl der Mädchen mit Störungen des Sozialverhaltens ist im Laufe der letzten beiden Jahrzente angestiegen, vor allem in westlichen Gesellschaften wie der Europäischen Union. Innerhalb dieser leiden etwa zwei Prozent der Mädchen und jungen Frauen im Alter von neun bis 18 Jahren darunter.
Typische, mit der Erkrankung einhergehende Konflikte sind früher Alkohol- und Drogenmissbrauch, Abrutschen in Prostitution, Integrationsschwierigkeiten im Arbeitsleben, Teenager-Schwangerschaften, Kriminalität und chronische geistige und physische Gesundheitsprobleme. Viele der Mädchen, die unter Störungen des Sozialverhaltens leiden, befinden sich in der Obhut von Jugendheimeinrichtungen, die sich europaweit erheblich unterscheiden. Bislang wurden weibliche Risiko- und Prognosefaktoren nur sehr selten untersucht.
Die FemNAT-CD-Partner haben eine einzigartige, groß angelegte und multidisziplinäre Untersuchung durchgeführt, um die Mechanismen, auf denen die Störung basiert, zu erforschen und neue Therapieansätze zu ermöglichen. Inhalt der Studie war dabei die nähere Betrachtung der genetischen Risikofaktoren, der Umwelteinflüsse auf die Störung, der Veränderungen in der Gehirnstruktur und -funktion sowie die Untersuchung, ob Mädchen mit Störungen des Sozialverhaltens erhöhte Probleme mit der Erkennung und Regulation von Emotionen haben. Darüber hinaus wurde in Jugendhilfeeinrichtungen die Wirksamkeit einer neuen, evidenzbasierten Intervention untersucht, die die Gefühlsregulierung und -kontrolle von Mädchen mit Störungen des Sozialverhaltens verbessern soll.
„Wir sehen diese Konferenz als eine Chance, die aus der Studie resultierenden Schritte gemeinsam mit einer großen Bandbreite an Patienten, Familien und Betreuern, mit Fachpersonal, das in die Behandlung von Störungen des Sozialverhaltens involviert ist, einschließlich Sozialarbeitern, Psychotherapeuten und Psychiatern zu erörtern. Unser Ziel ist es, gemeinsam konrete Wege zur Verbesserung des Gesundheitsystems und der Jugendhilfeeinrichtungen in Europa zu definieren“, so Prof. Christine Freitag, Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters des Universitätsklinikums Frankfurt und Koordinatorin des Projekts.
„Im Laufe der vergangenen vier Jahre haben wir einen fundierten Einblick in die genetischen und neurologischen Mechanismen gewonnen, die die Störungen veranlassen. Zudem wissen wir heute mehr über die Rolle des Autonomen Nervensystems sowie des Stresshormonsystems bei Störungen des Sozialverhaltens. Auch sind wir in der Lage, das spezifische klinische Krankheitsbild und die Bedürfnisse der betroffenen Jugendlichen besser zu beschreiben. Die Ergebnisse der Studie dienen als Grundlage für die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten bei Störungen des Sozialverhaltens. Wir sind stolz darauf, diese im Januar in Frankfurt präsentieren zu können.“
Die Konferenz unterteilt sich in zwei Teile: Eine Einführung in die FemNAT-CD-Studie und eine Präsentation zum Thema „Unterschiede vorhandener Therapien für Mädchen mit Störungen des Sozialverhaltens innerhalb Europas“ am Vormittag und eine Podiumsdiskussion mit Fachleuten und anschließender offenen Diskussion am Nachmittag. Sie richtet sich an alle am Thema Interessierten oder im Bereich der Störungen des Sozialverhaltens Tätigen: Patienten und deren Angehörige, Psychotherapeuten, Psychologen, Psychiater, Sozialarbeiter in Jugendhilfeeinrichtungen, Wissenschaftler, Patienten- und Elternorganisationen sowie Politiker.
Die Präsentations- und Diskussionssprache ist Englisch. Ein deutschsprachiges Informationsmaterial steht zur Verfügung und bei Bedarf besteht auch die Möglichkeit einer Live-Übersetzung von Fragen und Antworten.
Die FemNAT-CD-Studie wird seit September 2013 von der Europäischen Union im siebten Forschungsrahmenprogramm (FP7) gefördert. Projektpartner sind: Goethe-Universität Frankfurt, Uniklinik RWTH Aachen, Stichting VUmc Amsterdam, University of Southampton, Universität Basel, Universitätsklinikum Heidelberg, University of Birmingham, Universität Regensburg, Fundación Vasca De Innovación E Investigación Sanitarias (BIOEF/Osakidetza), Szegedi Tudományegyetem, National and Kapodistrian University of Athens, Varionostic GmbH, DAACRO GmbH & Co KG, Cardiff University, ARTTIC SAS und GenXPro GmbH.
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