Frankfurter Projektgruppe baut Services für die Biodiversitätsforschung auf

Foto: Elke Födisch

Mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft entsteht an der Universitätsbibliothek Frankfurt in Kooperation mit dem Institut für Informatik und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) ein Fachinformationsdienst.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat Ende Dezember einen Förderantrag der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg bewilligt, der gemeinsam mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der AG Texttechnologie am Institut für Informatik der Goethe-Universität erarbeitet wurde. Damit stehen in den kommenden drei Jahren rund 1,4 Mio. Euro für den Aufbau eines Fachinformationsdienstes (FID) Biodiversitätsforschung bereit.

Die Erforschung der Biodiversität hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung genommen. Sie wird zunehmend zu einer von enormen Datenmengen getriebenen Forschungsrichtung. Für ihre weitere Entwicklung sind jedoch nicht nur neuere Fachliteratur oder neueste Forschungsdaten relevant, sondern gerade auch die ältere Literatur und die darin gespeicherten Daten und Erkenntnisse. Erst der Vergleich früherer und heutiger Zustände ermöglicht es beispielsweise, Veränderungen der Verbreitung von Organismen zu rekonstruieren; dies ist essenziell, um den Einfluss von Umweltveränderungen auf Biodiversität und Ökosystemleistungen verstehen zu können. So kommt gerade bei ökologischen Fragestellungen die Rolle der Bibliothek als essenzieller Wissensspeicher zum Tragen. Ihre Aufgabe ist jedoch nicht nur das Speichern, sondern auch das Erschließen und Bereitstellen von Wissen und Daten.

Die drei Antragsteller haben im Jahr 2016 unter Federführung der Universitätsbibliothek ein Konzept erstellt, wie historische und aktuelle Literatur zur Biodiversität in zeitgemäßen Formaten für die Forschung zur Verfügung gestellt werden kann. Begleitet wurde dies durch einen fruchtbaren Austausch mit der Fachcommunity.

Wesentlicher Schwerpunkt des FID ist ein Pilotvorhaben im Bereich Text-Mining. Automatisierte Verfahren erschließen und strukturieren dabei die Inhalte von Literatur. Damit wird eine Mobilisierung von Daten aus der Biodiversitätsliteratur erreicht; das heißt, die aufbereiteten Daten aus der Literatur sind zukünftig sowohl leichter auffindbar als auch besser in die Strukturen der Biodiversitätsinformatik integrierbar. Für dieses Ziel bringen alle drei Partner ihre Kompetenzen ein: Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine herausragende Akteurin der Biodiversitätsforschung und arbeitet in zahlreichen Kontexten an der Erhebung, Nutzbarmachung und Verknüpfung von Daten zur Biodiversität. Die AG Texttechnologie verfügt über umfassende Kompetenzen im Text-Mining und bewegt sich bei der Erstellung und Optimierung einschlägiger Techniken an der vordersten Front der Disziplin. Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg bringt als traditionsreiche Institution umfangreiche biologische Wissensressourcen ein.

Ein zweiter Schwerpunkt ist die Digitalisierung von Literatur des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu (noch) älterer Biodiversitätsliteratur ist gerade in diesem Segment bislang wegen urheberrechtlicher Probleme eine elektronische Verfügbarkeit oft nicht gegeben. Ziel des FID ist, durch entsprechende Verhandlungen gravierende Lücken zu schließen. Die Digitalisierung dient einerseits der Generierung des notwendigen Textkorpus für das Text-Mining; andererseits bildet sie die Basis für eine geplante Plattform für Open-Access-Zeitschriften, die als langfristiger Service für die Wissenschaft etabliert werden soll.

Außerdem trägt der FID durch gezielten Erwerb und überregionale Bereitstellung von Literatur dafür Sorge, dass auch die Spezialliteratur, die nur in Printform erscheint, für die Forschung erschlossen wird. Aus ihrem internationalen Schriftentausch stellt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung weiterhin umfangreiche biologische Literatur für die Universitätsbibliothek zur Verfügung.

Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg baut neben dem FID Biodiversitätsforschung mit Förderung der DFG derzeit fünf weitere Fachinformationsdienste für die Wissenschaft auf: Afrikastudien, Jüdische Studien, Darstellende Kunst, Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaften und Linguistik.

Quelle: Pressemitteilung vom 16. Februar 2017

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