Goethe fragt, unsere Wissenschaftler*innen antworten: die Astrophysikerin Camilla Juul Hansen

Goethe fragt, unsere Wissenschaftler*innen antworten. Zum Beispiel, warum sie Wissenschaftlerin bzw. Wissenschaftler geworden sind. Und was sie unbedingt noch herausfinden wollen. In der Reihe „Goethe fragt“ stellen wir fortlaufend kluge Köpfe der Goethe-Universität vor. Uns interessiert, woran sie forschen – und wer die Menschen hinter der Forschung sind.  

Name: Camilla Juul Hansen
Beruf: Astrophysikerin
Arbeitsplatz: Institut für Angewandte Physik

Warum sind Sie Wissenschaftlerin geworden?

Schon als Kind war ich fasziniert von den Sternen und vom Universum. Ich wollte einfach alles über die Sterne wissen und verstehen, zum Beispiel warum sie leuchten. An der Schule haben mich vor allem die Naturwissenschaften interessiert, und so habe ich mich dafür entschieden, Astronomie zu studieren.

Woran arbeiten Sie gerade?

Derzeit beschäftige ich mich damit, wie sich Atomkerne bilden (Nukleosynthese) und wie Elemente entstehen. Um nachvollziehen zu können, wie sich nach dem Urknall die ersten schweren Elemente gebildet haben, beobachte ich die Sterne. Dafür nutzen wir hochauflösende Spektren alter Sterne in unserer Galaxie. Daran kann man erkennen, wie sich schwere Elemente wie Strontium, Silber, Hafnium und sogar das sehr schwere Uran bilden und an spätere Generationen von Sternen weitergegeben werden.

Was wollen Sie unbedingt noch herausfinden?

Ich möchte die verschiedenen Prozesse verstehen, die daran beteiligt sind, dass schwere Elemente entstehen. Ich möchte die Eigenschaften und die Physik dieser Prozesse verstehen und auch, wie viel dabei von einem bestimmten Element erzeugt wird. Das würde uns helfen, die Sterne unserer Milchstraße besser zu kennen, und eine Vorstellung davon vermitteln, wie die Milchstraße im Laufe der Zeit mit schweren Elementen angereichert worden ist.

Wie sieht Ihr idealer Arbeitstag aus?

Ein perfekter Arbeitstag würde mir ein paar Stunden Zeit lassen, um Spektren zu analysieren, Häufigkeiten abzuleiten und die Ergebnisse im Team zu diskutieren. Für mich ist es wichtig, dass ich sowohl mit Leuten aus meinem eigenen als auch aus verwandten Bereichen kommunizieren kann, denn so können wir gegenseitig unser Verständnis von nukleosynthetischen Prozessen verbessern. Interdisziplinäre Arbeit – ob praktisch oder theoretisch – ist für mich sehr spannend und anregend.

Worauf könnten Sie im Arbeitsalltag gut verzichten?

Lange Meetings.

An meinem Job mag ich…

… es, neue Ergebnisse zu ermitteln, sie zu interpretieren und zu diskutieren. Außerdem liebe ich es, die Sterne zu beobachten und mich auf diese Beobachtungen vorzubereiten. Diesen Aspekt meiner Arbeit versuche ich auch verstärkt in meine Vorlesungen einzubringen.

Wie motivieren Sie Ihre Arbeitsgruppe?

Ich beziehe sie in neue Projekte ein und teile mit ihnen Beobachtungen, deren Analyse und Veröffentlichung neu und spannend sind. Ich ermutige sie auch, an Konferenzen teilzunehmen, ihre Arbeit zu präsentieren und neue Beobachtungen zu beantragen. Ich beziehe sie in große Kooperationen ein, so können sie ihr Netzwerk erweitern und von neuen Möglichkeiten erfahren.

Die Goethe-Uni ist für mich….

… ein großartiger Ort, um über die Entstehung der Elemente zu forschen – insbesondere im Rahmen des ELEMENTS-Clusters, der Forschende aus verschiedenen nukleosynthetischen Disziplinen zusammenbringt.

Was sollte die Gesellschaft über Ihre Forschung wissen? Was ist ein häufiges Missverständnis?

Die Mengen an Gold (Au) und Silber (Ag), die wir auf der Erde haben, sind begrenzt, und sie wurden nicht auf der Erde gebildet. Wir wissen, dass Ag und Au bei der Verschmelzung von kompakten Objekten, wie beispielsweise Neutronensternen, entstehen können. Aber auch seltene Arten von Supernovae können diese Elemente bilden. Bis heute wissen wir noch immer nicht genau, in welcher Menge, wie und wo die Elemente entstehen.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Tag tauschen?

Marie Curie.

Wie bekommen Sie den Kopf von der Forschung frei?

Wandern oder Gartenarbeit, Zeit draußen in der Natur, Spieleabende oder Netflix. 🙂

Prof. Dr. Camilla Juul Hansen gehört der Clusterinitiative ELEMENTS an. Der Forschungscluster will herausfinden, wie schwere Elemente, zum Beispiel Kupfer, Gold und Blei, im Universum entstehen.

Mehr Infos zu Prof. Juul Hansen’s Forschungsthemen finden Sie hier.

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