Gut dotierte Preise für 13 junge Forscherinnen und Forscher

Bei der Akademischen Feier der Freundesvereinigung wurden 13 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität am Dienstag ausgezeichnet; drei sind zurzeit zu einem Forschungsaufenthalt in den USA und ließen sich vertreten. Die gut dotierten Preise von insgesamt 57.500 Euro übergaben der Vizepräsident der Goethe-Universität, Prof. Roger Erb (rechts), und der Vorsitzende der Freundesvereinigung, Prof. Wilhelm Bender (Zweiter von rechts). (Foto: Uwe Dettmar)

13 junge Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität sind heute Nachmittag für ihre herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet worden. Bei der Akademischen Feier der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität überreichten der Vorsitzende der Vereinigung, Prof. Wilhelm Bender, und der Vizepräsident der Universität, Prof. Roger Erb, Preise von insgesamt 57.500 Euro – eine neue Rekordsumme bei dieser zum 34. Mal stattfindenden Veranstaltung.

Die sechs Preisträgerinnen und sieben Preisträger in der Reihenfolge der Preisvergabe:

Preis der Vereinigung von Freunden und Förderern (10.000 Euro)

Der Biologe Dr. Frederic Strobl promovierte im Arbeitskreis „Physikalische Biologie“ am Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften. Seine Dissertation „Comparative Embryonic Morphogenesis of Emerging Insect Model Organisms“ verglich die Fruchtfliege Drosophila melanogaster mit ihren nahen Verwandten. Im Zentrum steht die bisher von der Forschung vernachlässigte Untersuchung zur embryonalen Morphogenese. Diese ermöglicht es, Aussagen über die evolutionäre Diversifikation der Fruchtfliege zu treffen.

Werner Pünder-Preis (insgesamt 10.000 Euro)

Die Rechtswissenschaftlerin Dr. Nadine Drönner promovierte am Institut für Rechtsgeschichte zum Thema „Das ‚Homosexuellen-Urteil’ des Bundesverfassungsgerichts aus rechtshistorischer Perspektive (BVerfG 6, 389)“. Dabei befasste sich Drönner mit dem heute stark kritisierten Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1957, in dem das Gericht die Strafbarkeit männlicher homosexueller Kontakte nicht für verfassungswidrig erklärte. Ihre rechtshistorische Analyse zeigt, dass das BVerfG sein Urteil als Entscheidung für den Augenblick verstand. Sein Verständnis eines wandelbaren Sittengesetzes ermöglichte sodann u. a. die Reform des Sexualstrafrechts.

Die Politikwissenschaftlerin Dr. des. Jeanette Ehrmann schrieb ihre Doktorarbeit am Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. In ihrer Dissertation Tropen der Freiheit. Haitianische Revolution und die Dekolonisierung des Politischen“ beschäftigt sie sich mit der ersten und einzigen erfolgreichen Revolution (1791–1804) versklavter Menschen, die im kulturellen Gedächtnis Europas verschwiegen wird. Ihre These: In dieser Revolution entstehen radikal antirassistische Entwürfe von Freiheit, Gleichheit und politischer Gemeinschaft, die zu einer Dekolonisierung moderner politischer Herrschaft führen.

Frankfurter Forschungspreis 2019 der Rudolf Geißendörfer-Stiftung (5000 Euro)

Der Mediziner Dr. Jan Heil wird mit dem geförderten Projekt „Die Korrelation von tumor-assoziierten Makrophagen und Tumorprogress im hepatozellulären Karzinom – Eine Pilotstudie“ seine bisherigen Arbeiten im Bereich Zellkultur und Makrophagen-Tumorinteraktion am Universitätsklinikum fortsetzen. Im Zentrum stehen Nachweismethoden im Blut und Gewebe zur Bestimmung von M2-Makropahgen, die unter anderem eine wesentliche Rolle in Entstehung und Progress des Leberzellkarzinoms (hepatozellulären Karzinoms) spielen.

Mediterran-Preis (3500 Euro)

Der Archäologe Dr. Moein Eslami studierte in Isfahan und schloss seine Promotion in Frankfurt ab. In seiner Doktorarbeit „Geoarchaeological investigation on Mudbrick manufacturing from middle Elamit Period (second millennium BC)” befasst er sich mit der Restaurierung von Lehmziegelbauten. Als Ausgangspunkt dient ihm die mineralogische und chemische Zusammensetzung der Lehmziegel, denn das Rohmaterial Lehm unterscheidet sich von Region zu Region. Die Ergebnisse sind Grundlage für die Wahl adäquater Konservierungsmethoden.

Barbara und Piergiuseppe Scardigli-Preis für geisteswissenschaftliche Fächer (3000 Euro)

Die Philologin Dr. Helena Schmedt studierte in Frankfurt und Florenz Klassische Philologie. Ihre Dissertation „Antonius Diogenes. Neuedition, Übersetzung, Kommentar und Interpretation der Testimonien und Fragmente“ beschäftigte sich mit dem griechischen Roman „Die wunderbaren Dinge jenseits von Thule“ aus der römischen Kaiserzeit. Der Roman kombiniert mit Liebesgeschichten, Magie, Reisen sowie Angaben zu Pythagoras auf einzigartige und faszinierende Weise verschiedenste Themen und literarische Traditionen. Ihre Arbeit leistet einen Beitrag zum Verständnis des nur fragmentarisch erhaltenen Werkes.

WISAG-Preis (5000 Euro)

Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Ingo Sauer widerlegte in seiner Promotion „The influence of the central bank’s assets on the exchange rate and the price level: essays and empirical analyses” mit aus historischen Archiven extrahierten Zentralbank-Bilanzdaten und modernen ökonometrischen Verfahren die Quantitätstheorie: Er zeigte, dass deren empirische Säule, die Hyperinflation, durch Zentralbank-Insolvenzen verursacht wurde, während der Anstieg der Geldmengen nur eine falsch interpretierte Begleiterscheinung darstellte. Daher ergibt sich für die derzeit diskutierten Risiken im Eurosystem (Target-Salden) eine völlig neue Interpretation.

Stifterpreis „Sozialpsychiatrie Frankfurt“ (5000 Euro)

Die Psychologin Dr. Janina Kitzerow evaluierte in ihrer Doktorarbeit am Autismus-Therapie- und Forschungszentrum des Frankfurter Universitätsklinikums das dort entwickelte Frühinterventionsprogramm für Vorschulkinder mit Autismus-Spektrum-Störung (A-FFIP). Sie beschrieb Verbesserungen der sozialen Interaktions- und Kommunikationsfertigkeiten sowie weiterer kindlicher Entwicklungsbereiche.

Frankfurter Dissertationspreis für Philosophie (3000 Euro)

Der Geisteswissenschaftler Dr. des. Dominik Kauss beleuchtete in seiner Dissertation „Conceivability, Existence, and Logic” das Verhältnis zwischen zwei Begriffen von Vorstellbarkeit: zwischen dem, was sich rationalerweise imaginieren lässt und dem, was sich rationalerweise glauben lässt. Diesen begrifflichen Kontrast nutzte er, um das Verhältnis konkurrierender Gültigkeitsbegriffe in der Philosophie der Logik zu erhellen. Kauss zeigte, wie sich auf dieser Grundlage ein neues Licht werfen lässt auf diverse philosophische Kontroversen, darunter Descartes’ Cogito-Argument, Humes Kritik des ontologischen Gottesbeweises und Russells Rätsel des Nichtseins.

Procter & Gamble-Nachhaltigkeitspreis und Förderpreis (insgesamt 8000 Euro)

Der Physiker Dr. Martin Heinritzi arbeitet am Institut für Atmosphäre und Umwelt zum Thema „Biogene Nukleation atmosphärischer Partikel“. Für seine Dissertation „Mass spectrometric measurements of highly oxygenated organic molecules contributing to atmospheric new particle formation” forschte er in Kooperation mit dem Europäischen Kernforschungszentrum CERN beim CLOUD-Experiment und fand heraus, dass die Duftstoffe von Bäumen in der Atmosphäre neue Partikel bilden können, die Wolken entstehen lassen.

Mit Procter & Gamble-Förderpreisen für ihre Bachelorarbeiten wurden Max Czymai („Agrarkraftstoffe: Teil der Lösung oder des Problems? Perspektiven von NGOs im Vergleich“) und Sonja Ströll („Veränderung der Waldgesellschaft durch den Klimawandel“) ausgezeichnet.

Wilhelm Bender-Dissertationspreis (5000 Euro – erstmalig vergeben)

Die Geisteswissenschaftlerin Dr. Annemarie Opp schrieb ihre Doktorarbeit „Liebe und Konsum. Ästhetik und Poetik eines Zusammenhangs in Romanen der Moderne und Postmoderne“ in dem Forschungsverbundprojekt „Konsumästhetik – Formen des Umgangs mit käuflichen Dingen“ an der Goethe-Universität. Darin zeigt sie auf, dass die romantische Liebe und der Kapitalismus keine unvereinbaren Gegensätze, sondern interdependente Phänomene sind.

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