Was steckt hinter materiellen Zeugnissen von Kulturen weltweit?

Foto: Birgitta Schödel
Foto: Birgitta Schödel

Im Fokus des noch bis 2019 laufenden DFG-Graduiertenkollegs „Wert und Äquivalent“ steht die materielle Kultur als authentisches Zeugnis vergangener und gegenwärtiger Kulturen. Dazu der Sprecher des Kollegs, Prof. Dr. Hans Peter Hahn: „In Objekten sind Handeln, kulturelles Wissen und soziale Realität archiviert. Dazu gehören einfache Gebrauchsgegenstände genauso wie Sakral-, Prestige oder Tauschobjekte. Diese Dinge hatten und haben stets einen ‚Wert‘.

Dieser fällt jedoch von Kultur zu Kultur, sowie von Epoche zu Epoche ganz unterschiedlich aus, weil er das Ergebnis von gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen ist.“ Zehn Professorinnen und Professoren aus den Archäologischen Wissenschaften und der Ethnologie der Goethe-Universität hatten gemeinsam mit Prof. Dr. Franziska Lang vom Fachbereich Architektur der Technischen Universität Darmstadt 2009 den erfolgreichen Antrag für dieses Graduiertenkolleg gestellt.

Foto: Birgitta Schödel
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Erster Sprecher war bis zu seiner Emeritierung 2014 der Frankfurter Archäologe Hans-Markus von Kaenel. Die derzeit 11 beteiligten Doktoranden, darunter 7 Wissenschaftlerinnen, und zwei Postdoktoranden forschen zu Themen wie „Metallurgische Innovation in Westafrika: das Eisen der Nok-Kultur Zentral-Nigerias“, „Fremde Objekte in der Bronzezeit: Funktions- und Bedeutungswandel von Artefakten“, „Das Gewand der Stadt – zur materiellen Gestaltung urbaner Räume im römischen Griechenland“, „Market Money – Handelsstrategien auf dem Tamale Central Market zwischen lokalem Markt und globaler Ökonomie“ oder „Tasting Equivalence.

Kulinarische Tradition, Gastronomie und die Suche nach Authentizität in Britisch-Kolumbien“. Mit Promotionsstellen der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden sie bis zu 36 Monate unterstützt. Während dieser Zeit werden sie und elf weitere von unterschiedlichen Einrichtungen finanzierte Doktoranden in fachspezifischer, theoretischer und praktischer Hinsicht gefördert. Im Praxisfeld Museum erarbeiten die Stipendiaten Ausstellungskonzepte und suchen nach gemeinsamen Fragestellungen, die sich für ein größeres Publikum darstellen lassen.

Foto: Birgitta Schödel
Foto: Birgitta Schödel

Im Winter 2012 war im Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden die Ausstellung „Werte im Widerstreit – Von Bräuten, Muscheln, Geld und Kupfer“ zu sehen. Gezeigt wurden Gegenstände vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, die in den Forschungsprojekten eine zentrale Rolle spielen: Keramikobjekte, Münzen, Steinbeile, Biberfelle, Elefantenstoßzähne, Keilschrifttexte und Muscheln. Neben diesen vielfältigen Objekten ermöglichten Videos und Texte Einblicke in die Arbeit der jungen Wissenschaftler.

Kuratiert wurde die Ausstellung von der Archäologin Dr. Charlotte Trümpler. „Menschen | Tun | Dinge“ ist der Titel der zweiten Ausstellung, die im Winter 2015 im Foyer des IG-Farben-Hauses und unter www.menschen-tun-dinge.de zu sehen ist. Im Zentrum der Ausstellung und ihrer virtuellen Präsentation steht die Frage, wie Menschen und Dinge sich wechselseitig beeinflussen. „Dinge können zeitgleich ganz unterschiedliche Bedeutung haben“, so die wissenschaftliche Koordinatorin des Graduiertenkollegs Annabel Bokern, und die Archäologin Prof. Dr. Fleur Kemmers ergänzt:

Foto: Elisa Bischotti
Foto: Elisa Bischotti

„Mehrdeutigkeit ist dabei nicht nur ein Problem, sondern auch eine besondere Stärke für den Zugriff auf materielle Zeugnisse.“ Die beiden Wissenschaftlerinnen haben gemeinsam mit dem Sprecher des Graduiertenkollegs Hans Peter Hahn diese Ausstellung kuratiert. Das Kolleg lädt außerdem regelmäßig renommierte Gastwissenschaftler aus dem In- und Ausland zu Vorträgen und Workshops an die Goethe-Universität ein.

Dazu gehörte auch die Vorlesungsreihe „Vom Eigensinn der Dinge“, die im Wintersemester 2012/2013 im Rahmen der Deutsche Bank-Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ vom Graduiertenkolleg „Wert und Äquivalent“ veranstaltet wurde.Im Konzert mit Fachleuten aus der Archäologie und der Ethnologie sowie aus Kunstgeschichte, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte ging diese Reihe den überraschenden Zusammenhängen nach, die sich aus dem „Eigensinn der Dinge“ ergeben. Die Vorträge zeigten, wie wenig die bislang vorgestellten Ordnungen der Dinge ausreichend sind, um die Welt des Materiellen zu verstehen.

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DFG Graduiertenkolleg 1576 Wert und Äquivalent

Sprecherhochschule: Goethe-Universität Frankfurt

Sprecher: Prof. Dr. Hans Peter Hahn,Tel.: (069) 798-33072, Institut für Ethnologie, hans.hahn@em.uni-frankfurt.de.

Partner: Technische Universität Darmstadt.

Links: www.value-and-equivalence.de/home/; www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/39950453/2012#2_2012
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