Das Projekt „Rassismus und Diskriminierungserfahrungen im Polizeikontakt“ (RaDiPol) an der Goethe-Universität wird im Juli mit dem Forschungsprozess beginnen. RaDiPol untersucht die Erfahrungen und Wahrnehmungen von rassistischer sowie anderer Formen menschenfeindlicher Diskriminierung durch die Polizei mit einem Fokus auf Perspektiven hiervon Betroffener. Dabei werden drei Hauptziele verfolgt:
- Die Erhebung von Umfang und Struktur rassistischer Diskriminierung durch die Polizei aus Perspektive der Betroffenen;
- Die Darstellung der Folgen für die Betroffenen und ihr Verhältnis zur Polizei und (Mehrheits-)Gesellschaft;
- Die Untersuchung des polizeilichen Umgangs mit der Problematik des Rassismus bzw. der Bedeutung dieses Umgangs für die polizeiliche Arbeit.
Hierfür werden quantitative und qualitative Methoden kombiniert: Es wird in mehreren deutschen Großstädten eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Thema durchgeführt und über qualitative Expert:innen-Interviews erweitert und vertieft. Durch diesen multimethodischen Ansatz sollen Betroffenenperspektiven in unterschiedlichen Facetten erfasst werden. Zudem sollen Fokusgruppen mit Polizist:innen durchgeführt werden, um ein besseres Verständnis innerpolizeilicher Perspektiven auf und Umgangsweisen mit Rassismus und Diskriminierung zu erhalten.
Prof. Dr. Tobias Singelnstein, Professor für Kriminologie und Strafrecht an der Goethe-Universität, betont: „Rassismus und Diskriminierung durch die Polizei haben nicht nur für die Betroffenen einschneidende Folgen, sie haben auch eine Signalwirkung in die Gesellschaft hinein.“ Gleichzeitig, so der Co-Leiter, sei die „Polizei bei der Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung in den eigenen Reihen noch am Anfang“, weswegen die empirische Untersuchung des Themas im Rahmen des RaDiPol-Projekts einen wichtigen Schritt darstellt.
Das Projekt RaDiPol hofft, die öffentliche Diskussion sowie die bestehende Forschung mit belastbaren Erkenntnissen über Häufigkeit, Art und Weise von rassistischen Diskriminierungserfahrungen und -wahrnehmungen im Polizeikontakt erweitern und ergänzen zu können. Dies ist von außerordentlicher Relevanz für die Befassung mit der Rolle der Polizei in der Gesellschaft und ihrem Verhältnis zu marginalisierten Gruppen und Communities, für die Fortentwicklung professioneller Polizeiarbeit, für den Umgang mit den Folgen diskriminierenden Verhaltens und für die Entwicklung von Lösungen für damit verbundene Probleme.
Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Es ist ein Kooperationsprojekt der Professur für Kriminologie und Strafrecht der Goethe-Universität Frankfurt und der Professur für Kriminologie und Soziologie der Hochschule der Akademie der Polizei Hamburg.
Weitere Informationen über das Projekt, seine Ziele und laufende Arbeiten unter https://radipol.uni-frankfurt.de/