Ihre journalistischen Arbeiten greifen in beispielhafter Weise wegweisende wissenschafts- und hochschulpolitische Themen auf. Dafür erhalten Moritz Aisslinger (DIE ZEIT), Dr. Anneke Meyer (DEUTSCHLANDRADIO) und ein Rechercheteam der Süddeutschen Zeitung den Goethe-Medienpreis 2018. Der Preis wird am heutigen Abend (8. April 2019) bei der Gala der deutschen Wissenschaft des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) im Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt verliehen. Der Preis wurde 2008 von Goethe-Universität und FAZIT-Stiftung ins Leben gerufen.
Moritz Aisslinger (1. Preis, 4.000 Euro, DIE ZEIT: „Seine Experimente sollten helfen, Parkinson und Demenz zu heilen“) analysiert im Juni 2018 nach intensiven Recherchen den Fall des Tübinger Hirnforschers Nikos Logothetis. Der weltweit renommierte Wissenschaftler ist wegen Tierversuchen in das Visier von radikalen Tierschützern geraten. Die Medien greifen das Thema auf. Für den Max Planck-Forscher bricht in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren beruflich wie auch privat eine extrem schwierige Phase an, in der am Ende auch seine gesamte berufliche Existenz infrage steht.
Werner D´Inka, Mitherausgeber der FAZ und Mitglied der Jury des Goethe-Medienpreises, hob in seiner Laudatio anlässlich der Festveranstaltung hervor: „Das ist packend formuliert, aber das ist natürlich längst nicht alles, denn eine herausragende Reportage ist ja viel mehr als bloßes Edelfedertum. Wie es Moritz Aisslinger gelingt, dem Publikum die, weiß Gott, nicht unterkomplexen Themen Hirnforschung, Tierversuche, Verantwortung von Wissenschaftlern und Journalisten vor Augen zu führen, wie er nicht standpunktlos, aber jederzeit fair unterschiedliche Stimmen und Sichtweisen einholt, das ist große Journalistenkunst. Ich wäre, lieber Herr Aisslinger, sehr dafür, dass Ihre Reportage in Journalismus-Handbücher aufgenommen wird.“
Einem nicht weniger brisanten Thema wendet sich Dr. Anneke Meyer (2. Preis, 1.800 Euro, Deutschlandradio: „Der Staat entlässt seine Forscher“) in einem Radiofeature zu. Nach dem Putsch 2016 in der Türkei waren Tausende von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Teil massiven politischen Repressionen ausgesetzt. Einige von ihnen schafften es, nach einer zum Teil abenteuerlichen Flucht aus der Türkei z.B. mit einem Philipp Schwartz-Stipendium der Humboldt-Stiftung auch an deutschen Universitäten Fuß zu fassen. Meyer porträtiert einige dieser Forscherinnen und Forscher bei dem Versuch, in der Fremde wieder etwas Normalität zu finden.
Laudator Werner D´Inka im Namen der Jury: „In ihrem umsichtig recherchierten und durch viele Stimmen unterlegten Hörfunkfeature „Der Staat entlässt seine Forscher“, gesendet im Deutschlandradio, belegt Anneke Meyer, dass Erdogans Wort vom „Säubern“ schlimme Wirklichkeit geworden ist. Dafür spricht ihr die Jury des Goethe-Medienpreises den zweiten Platz zu.“
Mit dem Thema Scheinwissenschaften und Raubverlagen beschäftigt sich im Juli 2018 ein Autorenteam der Süddeutschen Zeitung (3. Preis, 1.000 Euro, Süddeutsche Zeitung: „Das Scheingeschäft“). Aufgedeckt wird die Praxis dubioser Unternehmen, die mit wissenschaftlichen Scheinkonferenzen und Pseudomagazinen Geschäfte machen. Auch eine ganze Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern deutscher Wissenschaftseinrichtungen und Universitäten fielen auf den scheinwissenschaftlichen Schwindel herein, so die Recherchen.
Werner D´Inka für die Jury: „Wie raffiniert windige Verleger obskurer Wissenschaftszeitschriften ihr Geschäft mit der Gutgläubigkeit und, ja, auch mit der Eitelkeit von Forschern machen, und wie sie gegen Geld auch den größten Mumpitz als seriöse Studie verkaufen, das hat ein Autorenteam der Süddeutschen Zeitung und des Norddeutschen Rundfunks aufwendig recherchiert und im SZ-Magazin unter dem Titel „Das Scheingeschäft“ anschaulich beschrieben. Dafür wird das Team um Peter Hornung, der heute hier ist, sowie Svea Eckert, Till Krause und Katrin Langhans sozusagen mit der Bronzemedaille des Goethe-Medienpreises ausgezeichnet.“
Über den Goethe-Medienpreis:Bildungs- und Hochschulthemen erfahren in der Öffentlichkeit eine immer stärkere Beachtung. Der „Goethe-Medienpreis für wissenschafts- und hochschulpolitischen Journalismus“, den die Goethe-Universität Frankfurt am Main zusammen mit der FAZIT-Stiftung in zweijährigem Turnus ausschreibt, prämiert herausragende Beiträge auf dem Gebiet eines hochschul- und wissenschaftspolitischen Journalismus: Fundierte Analyse, Hintergründe, verständliche und stilistisch herausragende Darstellung sind die wichtigsten Kriterien für die Vergabe des Preises. Die Auswahl nimmt eine unabhängige, mit führenden Köpfen aus Journalismus und Wissenschaft besetzte Jury vor. Der Preis wird in diesem Jahr zum sechsten Mal seit 2009 verliehen.
Film über den 1. Preisträger, Moritz Aisslinger, verfügbar am 08.04.2019 ab 16.00 Uhr:
Die nächste Ausschreibung erfolgt im April 2020 (http://goethe-medienpreis.uni-frankfurt.de)