Wissenschaftliche Weiterbildung an der Goethe-Uni als Zukunftsaufgabe

Der Rückgang der Bevölkerungszahlen, die zunehmende Alterung der Gesellschaft, die Verlängerung der Lebensarbeitszeit und immer kürzer werdende Innovationszyklen – dies sind nur einige Schlagworte zur Skizzierung der Herausforderungen, vor die demografische Entwicklung und fortschreitende Digitalisierung die Akteure des Bildungssystems stellen. Die Konzepte des lebenslangen Lernens und der Öffnung der Hochschulen sind als Antworten auf diese Herausforderungen zu verstehen. Der Weiterbildung kommt als Teil des lebenslangen Lernens in diesem Kontext eine Schlüsselrolle zu. „Auch die Hochschulen sind hier als Anbieter gefragt,“ so Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. „Wir als Goethe-Universität werden uns für neue Studierendengruppen weiter öffnen und das wissenschaftliche Weiterbildungsangebot systematisch ausbauen.“

Wachstumsmarkt Weiterbildung

Um die Kenntnisse und Kompetenzen an sich ändernde Umwelt- und Arbeitsbedingungen anzupassen, wird der Bedarf an Weiterbildungsangeboten für ganz unterschiedliche Alters- und Berufsgruppen in Zukunft weiter steigen. Weiterbildung ist teilweise bereits und wird zunehmend zur Normalität in individuellen Bildungsbiografien. Für die staatlichen Hochschulen, die bislang auf dem Weiterbildungsmarkt eine eher marginale Rolle spielen, birgt dieser Bereich enormes Entwicklungspotenzial. Mit dem Aufbau der Goethe Professional School wird die Goethe-Universität dieses Potenzial strategisch nutzen.

Weiterbildungsplattform

Als zentrale Weiterbildungsplattform der Goethe-Universität wird die Goethe Professional School künftig ausgewählte Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung bündeln. Im Fokus steht zunächst die Entwicklung von berufsbegleitenden Bachelorstudiengängen, die sich auch an Personen ohne traditionelle Hochschulzugangsberechtigung mit Berufserfahrung richten, sowie von kürzeren, thematisch fokussierten Zertifikatsangeboten. Um den Bedürfnissen insbesondere berufstätiger Weiterbildungsinteressierter entgegenzukommen, soll innerhalb der Goethe Professional School die Idee der Kombinierbarkeit von Angebotsformaten im Sinne eines Baukastens konsequent realisiert werden. Bei den modular aufgebauten Programmen soll die Möglichkeit eröffnet werden, in sich abgeschlossene Module individuell zu belegen bzw. flexible Pakete zu buchen und zu einem größeren Abschluss zu kombinieren.

WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG
Die Weiterbildung gehört mit Forschung und Lehre zum Grundauftrag der Hochschulen. Die Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung richten sich insbesondere an sog. nichttraditionelle Studierende, z. B. Berufstätige, beruflich Qualifizierte ohne formale Hochschulzugangsberechtigung mit Berufserfahrung, Personen mit Familienpflichten, Wiedereinsteiger*innen. Weiterbildungsangebote zeichnen sich durch einen klaren Praxisbezug und eine hohe Anwendungsorientierung aus. Im Gegensatz zu grundständigen Studienangeboten sind sie gebührenpflichtig.

Kooperation mit Praxispartnern

„Bei der Angebotsentwicklung setzen wir auf die Kooperation mit Praxispartnern und orientieren uns an deren artikulierten Bedarfen“, so Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident für Third Mission und verantwortlich für die wissenschaftliche Weiterbildung an der Goethe-Universität. Dies sei auch das Erfolgsrezept für die bereits laufenden Weiterbildungsmaster an der Goethe Business School, einer Tochtergesellschaft der Goethe-Universität. Dort werden Masterprogramme mit Fokus auf die Kompetenzcluster Finance, Leadership und Management gebündelt. Mit dem „Master in Finance“ (seit 2013) und den beiden MBA-Studiengängen, dem „Master of Pharma Business Administration“ (seit 2016) und zuletzt dem „Master of Digital Transformation Management“ (seit 2017), konnte die Goethe Business School in den vergangenen Jahren in strategischer Kooperation mit den hessischen „Houses of“ – dem House of Finance, dem House of Pharma & Healthcare und dem House of IT – sowie einer Reihe von Unternehmen in einer produktiven Vernetzung von Wissenschaft und Praxis ihr Weiterbildungsangebot erfolgreich ausbauen. Der Erfolg spiegelt sich nicht zuletzt in der Nachfrage nach diesen Programmen. Zum Wintersemester 2019/20 konnte die Goethe Business School beispielsweise für die beiden MBAs einen neuen Teilnehmerrekord vermelden. Dass mittlerweile der vierte Jahrgang des Pharma MBA sowie der dritte Jahrgang des Digital Transformation MBA erfolgreich laufen, zeigt auch, dass sich beide Formate fest am Markt etabliert haben.

Neue Themen, neue Zielgruppen, neue Formate

Auch die Angebote der Professional School werden aus den thematischen Stärken und den bereits existierenden Netzwerken der Goethe-Universität heraus entwickelt. Mit Blick auf die Inhalte, Zielgruppen und Formate der Weiterbildung wird sich die Goethe-Universität künftig breiter aufstellen. Aktuell wird in Kooperation mit der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften (DUV) und dem Zentrum für Wissenschaftsmanagement (ZWM) in Speyer, dem Bayerischen Institut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) und dem International Centre for Higher Education Research Kassel (INCHER) ein weiterbildender Bachelorstudiengang im Bereich „Hochschulmanagement“ entwickelt. Dieser qualifiziert für Tätigkeiten und berufliche Rollen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Verwaltung und richtet sich an Beschäftigte im Hochschul- und Wissenschaftssektor mit einschlägiger Berufserfahrung, auch ohne traditionelle Hochschulzugangsberechtigung, die Interesse und Motivation für ein anspruchsvolles Studium mitbringen. Die konsequente Umsetzung des modularen Baukastensystems ermöglicht größtmögliche Flexibilität berufstätiger Studierender. Es handelt sich um den ersten Studiengang seiner Art, der für Positionen im Hochschul- und Wissenschaftsmanagement eine systematische, akademische und entsprechend zertifizierte Grundausbildung bietet und Karriereoptionen für den mittleren und gehobenen Dienst eröffnet.

Die Goethe-Universität als Ort des lebenslangen Lernens

Im Sinne einer systematischen Verknüpfung mit der internen Personalentwicklung können die Module des Bachelorstudiengangs auch von den eigenen Mitarbeitenden belegt werden. So wird die Goethe-Universität zum Ort eines integrierten, kompetenzbasierten lebenslangen Lernens. Mit dem Brückenschlag von wissenschaftlicher Weiterbildung zur Personalentwicklung kann der Wissenstransfer unmittelbar für die eigenen Beschäftigten nutzbar gemacht werden.

Weiterbildung als Third-Mission-Aktivität

Mit der wissenschaftlichen Weiterbildung verfolgt die Goethe-Universität das Ziel, Kompetenzen, Wissen und Fähigkeiten in einer persönlichen, beruflichen oder gesellschaftlichen Perspektive zu steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, greift sie Impulse aus der Gesellschaft auf und tritt gezielt in wechselseitige Interaktion mit ihrer Umwelt. Damit gehört die Weiterbildung zu den zentralen Pfeilern ihrer Third-Mission-Aktivitäten.

Verena Stenger

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 6.19 des UniReport erschienen.

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