Sigmund-Freud-Preis für Karl-Heinz Kohl

Bildunterschrift: Karl-Heinz Kohl, bis 2016 Leiter des Frobenius-Instituts und Ethnologie-Professor an der Goethe-Universität, erhielt den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa aus den Händen von Ingo Schulze, dem Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Foto: Deutsche Akademie/Andreas Reeg

Prof. Karl-Heinz Kohl, von 1996 bis 2016 Professor für Kultur- und Völkerkunde am Institut für Ethnologie der Goethe-Universität, ist von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wurde zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis im Staatstheater Darmstadt vergeben. Kohls Schriften bestächen durch die „Klarheit der Darstellung, mit der sie die historische Urteilskraft schärfen“, heißt es in der Begründung der Jury. Stets lebe seine Sprache von der Vermittlung zwischen Reflexion und Anschauung. In Kohls Werk, so die Jury, lernten die Europäer durch die Anerkennung der indigenen Kulturen, wer sie selbst seien.

Die Laudatio hielt die Anglistin und Literaturwissenschaftlerin Prof. Aleida Assmann. Sie stellte Kohl als Experten der Fremdheit vor. Die Begegnung mit „dem Fremden“ sowie die Reflexion darüber, werde zum fremden Blick auf das nur scheinbar Altbekannte. Kohl selbst sprach über die Entwicklungen seines Faches, der Ethnologie, über das „unselige Bündnis“, das sie im 19. Jahrhundert mit dem europäischen Kolonialsystem eingegangen war. Er erinnerte aber auch an kritische Stimmen aus der Ethnologie, wie die von Adolf Bastian (1826–1905), der von einer „Feuerbrunst der Zivilisation“ gesprochen habe, die über die indigenen Kulturen hinweggegangen sei. Mit Blick auf aktuelle Debatten erinnerte Kohl daran, dass die „Unterscheidung zwischen dem Eigenen und dem Fremden die Voraussetzung eines jeden verstehenden Zugangs“ sei. Karl-Heinz Kohl kam 1948 in Fürth zur Welt. Nach dem Studium der Religions- und Geistesgeschichte, der Religionswissenschaft, Ethnologie, Philosophie und Geschichte in Erlangen und Berlin wurde er 1986 habilitiert. 1989 wurde er auf den ethnologischen Lehrstuhl der Universität Mainz berufen. 1996 kam er an die Goethe-Universität, wo er bis 2016 auch die Leitung des Frobenius-Instituts für kulturanthropologische Forschung innehatte. Seine Forschungsreisen führten ihn nach Ostindonesien, Nigeria, an die amerikanische Nordwestküste, in den Südwesten der USA und nach Mikronesien.

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