Call-a-CAB-Service unterstützt Studierende durch persönliche Begleitung

Masterstudierende der Psychologie, bieten Studierenden aller Fachrichtungen eine kostenlose, persönliche und vertrauliche Begleitung bei studienbezogenen Anlässen oder Aktivitäten

Von Studierenden für Studierende: Der neue Service Call-a-CAB (Call-a-Come-Along-Buddy), ein Angebot von Masterstudierenden der Psychologie, bietet Studierenden aller Fachrichtungen eine kostenlose, persönliche und vertrauliche Begleitung bei studienbezogenen Anlässen oder Aktivitäten. „Begleitung“ ist dabei nicht nur physisch zu verstehen, sondern bezieht sich auch auf die Stärkung psychischer Ressourcen wie Selbstvertrauen, Selbstregulation und Zielbindung.

Begleitet werden beispielsweise Studien-Anfänger oder Studien-Rückkehrer nach längerer Abwesenheit in den Uni-Alltag, ängstliche oder zurückgezogene Studierende zu Besprechungen mit Dozenten, dem Prüfungsamt oder zentralen Einrichtungen, überlastete oder benachteiligte Studierende bei der Planung, Organisation und Ausführung schwieriger Studienaufgaben oder -angelegenheiten. Die studentischen Begleiter („Buddies“) wirken durch ihre freundschaftliche, respektvolle und unterstützende Präsenz, ohne fachlich einzugreifen oder therapeutische oder diagnostische Ziele zu verfolgen. Sie können jedoch bei Bedarf Kontakte zu einschlägigen Einrichtungen oder Beratungsstellen vermitteln. 

Entwickelt wurde der neue Service von Sabine Windmann, Professorin am Institut für Psychologie. Sie erzählt im Interview, wie und warum das Angebot entwickelt wurde, für wen es gedacht ist und wo die Grenzen der „Buddies“ liegen. 

Frau Prof. Windmann, wie kam es zu der Idee mit dem studentischen Buddy-Service? 

Die Idee entstand in einem Telefonat mit Frau Dr. Sauerbaum, die zu der Zeit im Studien-Service-Center Ansprechpartnerin für das barrierefreie Studium war, und mir. Wir sprachen konkret über eine Studierende, der eine Begleitung sehr geholfen hätte, zumal ihre besondere Situation auch für Mitstudierende und Dozenten belastend war. Frau Sauerbaum, die kurz vor der Rente stand, erklärte, ihr Traum sei schon seit langem ein Begleitservice von Studierenden für Studierende, wie er an der Universität Konstanz etabliert sei. Ich dachte, woher sollte ein solcher Service kommen, wenn nicht aus der Psychologie?

Nach ihrer Einschätzung könne eine Begleitperson in vielen Fällen schon allein durch ihre einfache Präsenz, also ganz ohne einzugreifen, dabei helfen, mehr Selbstvertrauen zu fassen und wichtige Probleme und Termine aktiv anzugehen, statt sie zu verdrängen, bis es zu spät ist. Mir leuchtete diese Idee sofort ein und ich überlegte: „Woher sollte so ein Angebot kommen, wenn nicht aus der Psychologie?!“. Ich nahm also Kontakt auf mit besagtem Begleitservice „Studis mit Studis“ in Konstanz, der ebenfalls aus der Psychologie stammt, und informierte mich über die dortigen Bedingungen und Verfahrensweisen. So nahm die Idee konkrete Gestalt an. 

Aber es gab noch einen weiteren Aspekt bei der Gründung, der bei unserem Service anders ist als in Konstanz. Aus meiner Lehrtätigkeit war mir das Potential des Service Learnings bekannt, das vom Interdisziplinären Kolleg Hochschuldidaktik unterstützt wird. Ich wusste, dass sich der Begleitservice für eine Service-Learning-Veranstaltung sehr gut eignen würde und dass ich hochmotivierte und kompetente Studierende aus dem Masterstudiengang dafür gewinnen könnte.

Psychologiestudierende erwerben in ihrem Studium Kenntnisse über psychische Störungen, Stressreaktionen und motivationale Herausforderungen, und sie kennen zugleich den Universitäts- und Studienalltag aus eigener Erfahrung. Außerdem kennen sie die erforderlichen Konzepte und Methoden, um die Wirkweise des Service wissenschaftlich zu ergründen und empirisch zu evaluieren. Die Idee war nun also mit einem Plan zur Umsetzung versehen. 

Ich stellte für die Veranstaltung einen Antrag auf Förderung durch den Förderfonds Lehre, der dankenswerterweise bewilligt wurde. Übrigens, Frau Dr. Sauerbaum war zum Zeitpunkt der Antragstellung bereits im Ruhestand… Falls jemand noch Kontakt zu ihr hat, würde es mich sehr freuen, wenn Sie ihr mitteilen könnten, dass ihr „Traum“ wahr geworden ist! 

Zugespitzt gefragt: „Droht der Abbruch, helfen die Buddies …“? Was genau können die Begleiter leisten, wo sind Grenzen? 

Die Buddies verhalten sich wie unterstützende Kommilitonen. Sie stellen ein niederschwelliges, freundschaftliches Angebot bereit. Das kann in vielen Phasen des Studiums helfen, nicht erst (und nicht einmal vorrangig), wenn der Abbruch droht. Natürlich sind unter den Begleiteten Studierende, bei denen über die Zeit vieles aufgelaufen ist, aber der Service hat nicht nur diese Studierenden im Blick.

Oft geht es einfach darum, einen bestimmten Aspekt der Arbeit zu verbessern, das Wohlbefinden und das eigene Potential zu steigern, individuelle Ziele und Pläne umzusetzen oder Krisensituationen leichter und verlustärmer zu bewältigen. Das kann in einer Reduktion der Abbrüche oder in einer Verkürzung der Studienzeit resultieren, kann aber auch subtilere Wirkungen haben. 

Die Grenzen der Buddies liegen da, wo individualisierte Diagnostik und Intervention gefragt sind. Sie treten im Service als interessierte Kommilitonen auf, nicht aber als approbierte Psychologen, denn das sind sie nicht. Sie verfügen über eine Kontaktliste zu professionellen zentralen und dezentralen Einrichtungen, an die sie betroffene Studierende vermitteln, wenn sie unbehandelte oder akute Probleme sehen. Außerdem tragen sie einen Notfallplan mit sich für den Fall, dass sie mit fremd- oder selbstgefährdenden Tendenzen konfrontiert werden. 

Wie wurden die Masterstudierenden für diese Aufgabe qualifiziert? 

Erstens wurde in einer Reihe von Sitzungen besprochen, diskutiert und für alle Buddies stets zugänglich protokolliert, welche Rolle die Buddies im Verbund mit den zu begleitenden Studierenden einnehmen. Dabei stellten sich sehr konkrete Fragen vom Modus der Kontaktaufnahme und der Verabredung (Private Handynummer herausgeben? Mit jemandem nach Hause gehen? Abendliche Verabredungen?) bis hin zum Notfallplan (Was tun, wenn jemand Selbstmordgedanken äußert?).

Zweitens referierte einer unserer Buddies über die Erfahrungen des Begleitservice in Konstanz, nachdem sie dort freundlicherweise hospitieren durfte, um den Service in der laufenden Praxis vor Ort näher kennenzulernen. Diese Berichte halfen uns, unsere Ziele und Verfahrensweisen aufeinander abzustimmen. Drittens arbeiten die Buddies in einem wissenschaftlichen Begleitseminar auf, welche motivationalen und sozialen Wirkfaktoren beim Begleitservice zum Tragen kommen. Dieses Wissen gibt ihnen Anregungen und sensibilisiert sie für förderliche Aspekte im Umgang mit den zu begleitenden Studierenden. 

An der Goethe-Universität gibt es diverse Angebote, um Studierende bei studienbezogenen oder persönlichen Problemen psychologisch zu unterstützen. Inwieweit ist der Buddy-Service vernetzt mit diesen anderen Angeboten? 

Wir sind mit sämtlichen Einrichtungen im Austausch, die aus unserer Sicht relevant sein könnten: Psychotherapeutische Beratungsstelle, Psychosoziale Beratungsstelle, Studien-Service-Center, Arbeitskreis Inklusion, Gleichstellungsbüro, Inklusionsreferat des AStA, Psychotherapeutische Ambulanz, … Die Kolleginnen von der Psychotherapeutischen Beratungsstelle formulierten es so: Die Buddies können ihren „verlängerten Arm“ darstellen, denn während sie nur mit den Studierenden besprechen können, was gut für diese wäre, können die Buddies in der „wirklichen Welt“ bei der Umsetzung helfen. In diesem Sinne verstehen wir uns als ergänzende Unterstützung mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe.  

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