Im Porträt: Die Johannes Gutenberg-Uni in Mainz

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Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) kann auf eine lange Tradition verweisen – und ist doch eine junge dynamische Hochschule. Mit vielen Neu- und Umbauten rüstet sie sich für die neuen Herausforderungen. Ein Besuch bei einer der drei Rhein-Main-Universitäten (RMU).

Wer zurzeit den Campus der JGU besucht, stößt zuerst einmal auf eine große Baustelle mit Absperrungen und Umleitungen im Eingangsbereich: Für die neue Verkehrsanbindung wird nämlich gerade eine Straßenbahntrasse gebaut. Die neue Linie zwischen Campus und Innenstadt soll den schönen Namen „Mainzelbahn“ tragen. Nicht, dass die Uni im Augenblick noch schlecht erreichbar wäre. Buslinien steuern vom Mainzer Hauptbahnhof den wenige Kilometer westlich der Innenstadt gelegenen Campus im Minutentakt an.

Die JGU ist eine klassische Campus-Uni – fast alle Fächer sind hier an einem Ort vertreten, die Medizin liegt quasi um die Ecke. Auf dem Campus finden sich Studierendenwohnheime und Kinderbetreuungseinrichtungen, Sportstätten und Kultureinrichtungen, Restaurants und Cafés, ebenso ein Botanischer Garten. „Die Nähe zur Mainzer Innenstadt ist ein großer Vorteil“, betont Universitätspräsident Prof. Georg Krausch: „Das Zentrum einer sehr lebenswerten Stadt mit gerade einmal 200.000 Einwohnern, in der jeder fünfte studiert – wenn man die Fachhochschulen mit dazurechnet –, ist fußläufig erreichbar.

Michelangelos Moses in der modernen Bibliothek des Georg Forster-Gebäudes. Foto: Hartmann
Michelangelos Moses in der modernen Bibliothek des Georg Forster-Gebäudes; Foto: Hartmann

In der Stadt der kurzen Wege finden Studierende viele Kneipen und ein breites Kulturangebot. Und wer mag, kann sich auch in die berühmte Mainzer Fassenacht stürzen.“ Wer hier Karneval oder Fasching sage, werde erst einmal streng korrigiert, bemerkt augenzwinkernd der gebürtige Offenbacher, seit 2007 Präsident der Uni Mainz. „Und wer Großstadtleben haben möchte, ist schon in einer halben Stunde mit der S-Bahn in Frankfurt.“

Überhaupt stellt die Nähe zur Goethe-Universität und auch zur TU Darmstadt für Krausch einen strategischen Vorteil im härter werdenden Wettbewerb von Hochschulen und Regionen dar. Er betont jedoch in diesem Zusammenhang ausdrücklich: „Ich sehe unsere RMU-Allianz nicht allein im Kontext der Exzellenzstrategie. Wir haben bislang immer gut daran getan, unsere Zukunftskonzepte auch unabhängig von Wettbewerben zu entwickeln“, betont der Mainzer Unipräsident.

Erst seit der Wiedergründung im Jahre 1946 der Namensgeber der Universität: Johannes Gutenberg, Büste im Eingangsbereich (r.); Foto: Frank
Erst seit der Wiedergründung im Jahre 1946 der Namensgeber der Universität: Johannes Gutenberg, Büste im Eingangsbereich; Foto: Frank

Die Allianz könne gemeinsam viel bewegen: „Bei der Einwerbung von Sonderforschungsbereichen können wir auf viel mehr Ressourcen als bei einer Einzelbewerbung zurückgreifen, gerade auch mit Blick auf die zahlreichen außeruniversitären Institute in der Region.“ Stärken können gezielt gebündelt und komplementäre Profile gemeinsam weiterentwickelt werden. Mainz und Frankfurt, große Volluniversitäten, aber jeweils ohne Ingenieurswissenschaften, profitierten beispielsweise von der Expertise ihres Partners in Darmstadt, der seinen Schwerpunkt im Bereich Technik hat.

 

Aber auch für die Lehre sieht Krausch perspektivisch große Chancen: „Kleine Fächer wie die Afrikanistik, die an einer Uni ein Nischendasein fristen, können sich im Verbund über ein breiteres Spektrum an Lehrveranstaltungen behaupten.“ Und auch die universitären Verwaltungen könnten sich austauschen und ihre Ressourcen bündeln: Beispielsweise könnten die Gleichstellungsreferate gemeinsam an grundlegenden Texten arbeiten. „Die Erfahrung des ersten RMU-Jahres ist: Da sprießt bereits einiges! Wenn dies auch einer möglichen Bewerbung für die Exzellenzstrategie zugutekommt – umso besser!“

Campus der baulichen Gegensätze

Krausch und seine Präsidiumskollegen haben ihre Büros gewissermaßen im „militärischen“ Teil des Campus: Es handelt sich dabei um eine im Jahre 1939 gebaute Luftwaffenkaserne, deren Reste die französische Militärregierung für die Neugründung der Uni im Jahre 1946 als geeignet ansah. Eine vielleicht ungewöhnliche Standortentscheidung.

Aber die historische Bausubstanz der 1477 gegründeten und 1798 von den französischen Besatzern formell aufgehobenen Universität war im Krieg zerstört worden. Heute stehen die Gebäude der Kaserne unter Denkmalschutz und wirken mit ihren neoklassizistischen Elementen durchaus repräsentativ. „Etwas verschachtelt sind die Gebäude schon“, lacht Vizepräsident Prof. Wolfgang Hofmeister, für Forschung und Bauangelegenheiten zuständig, über die etwas eigenwillig anmutende Architektur im Innern.

Doch die Uni weiß den Nukleus des Campus, der mit den trutzigen Türmen und Tordurchfahrten eine mittelalterliche Atmosphäre ausstrahlt, durchaus zu schätzen: So ist die Alte Mensa die gute Stube der Uni und wird für große und repräsentative Veranstaltungen genutzt. Zu beiden Seiten ihrer Freitreppe laden gemütliche Studentencafés mit Außenbereichen zum Verweilen ein. Das Forum universitatis, der alte Exerzierplatz, im Augenblick noch als Parkplatz genutzt, soll zukünftig gegebenenfalls zu einem Park mit Aufenthaltswert umgebaut werden.

Abgesehen von den Kasernengebäuden im östlichen Teil des Geländes ist die Campus-Architektur von einer sehr großen Heterogenität geprägt. Neben Neubauten wie dem Georg Forster-Gebäude mit einer spektakulären Bibliothek, in der ein mächtiger Abguss des Moses von Michelangelo über den riesigen Büchersaal wacht (s. Foto), begegnet einem allerorten der für Universitäten sehr typische Funktionalismus der 60er- und 70er-Jahre.

Abguss-Sammlung: Die JGU besitzt eine größere Zahl von Gipsabgüssen nach berühmten Meisterwerken der griechischen wie römischen Bildhauerkunst. Foto: Hartmann
Abguss-Sammlung: Die JGU besitzt eine größere Zahl von Gipsabgüssen nach berühmten Meisterwerken der griechischen wie römischen Bildhauerkunst; Foto: Hartmann

Darunter aber auch Schmuckstücke wie die „Muschel“, ein mittlerweile renoviertes Hörsaalgebäude, das mit seiner eleganten Dachkonstruktion an die „Schwangere Auster“ in Berlin erinnert. Aber auch einige Flachbauten, die sehnsüchtig auf ihren Abriss zu warten scheinen, fallen bei der Campusbegehung ins Auge: „An einigen dieser barackenähnlichen Gebäude findet sich sogar noch der Hinweis: erbaut mit Mitteln des Marshall-Plans“, erzählt schmunzelnd Wolfgang Hofmeister und biegt passenderweise in den Hanns-Dieter-Hüsch-Weg ein.

Doch der Mineraloge betont auch: „Das Land hat einiges in den Ausbau des Campus investiert.“ Bis 2020 werden voraussichtlich insgesamt ungefähr eine Milliarde Euro verbaut worden sein. Gerade wurde die Grundsteinlegung für das BioZentrum gefeiert, danach stand das Richtfest für ein Erweiterungsgebäude des Philosophicums an. Zudem soll mit Sanierungsmaßnahmen der in die Jahre gekommene Campus nicht nur aufgehübscht werden, sondern auch eine Stärkung des Uniprofils erfolgen:

So wird beispielsweise das Studierendenwohnheim Inter I entkernt und zum Medienhaus umgebaut, wovon Universität und Hochschule Mainz gleichermaßen profitieren. Denn Mainz ist eine Medienstadt, das Institut für Publizistik eines der größten seiner Art in Deutschland. Beim imposanten Panoramablick aus dem Senatssaal, der sich in der obersten Etage des naturwissenschaftlichen Institutsgebäudes befindet, schaut man dann gleich auch in Richtung Südwesten, mit dem Lerchenberg und dem ZDF-Sendezentrum; Richtung Nordosten sieht man über das Landesstudio des Südwestrundfunks hinweg auf das Rheintal und den Taunus.

Hofmeister weist den Besucher auf eine teilweise unbebaute Fläche im Zentrum des Campus hin, die einmal die „neue grüne Mitte“ werden soll: Hier könnten sich um attraktiv gestaltete Grünflächen Einrichtungen zum Thema Information gruppieren. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Eine Lösung für die Zentralbibliothek mit ihrem ebenso berühmten wie maroden Bücherturm steht noch aus – das mag der Frankfurter Hochschulöffentlichkeit vertraut vorkommen (steht der Baubeginn der neuen Zentralbibliothek am Campus Westend auch noch in den Sternen).

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Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)

Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Foto: Hartmann

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zählt rund 33.000 Studierende und etwa 8860 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (davon rund 520 Professorinnen und Professoren) in ihren mehr als 150 Instituten und Kliniken. Sie gehört zu den zwölf größten deutschen Universitäten und ist die einzige Volluniversität in Rheinland-Pfalz.

Die Universität ist in 10 Fachbereiche gegliedert: Katholische Theologie und Evangelische Theologie; Sozialwissenschaften, Medien und Sport; Rechts- und Wirtschaftswissenschaften; Universitätsmedizin; Philosophie und Philologie; Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft; Geschichts- und Kulturwissenschaften; Physik, Mathematik und Informatik; Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften sowie Biologie.

Deutschlandweit einmalig ist die Integration einer Kunsthochschule und einer Hochschule für Musik in die Universität. Fast alle Institute und Einrichtungen sind auf dem Hauptcampus ansässig, außerhalb befinden sich die Universitätsklinik sowie der Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaften mit Sitz in Germersheim. In der Exzellenzinitiative des Bundes konnte die JGU den Exzellenzcluster „Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter“ (PRISMA) und die Graduiertenschule „Materials Science in Mainz“ (MAINZ) einwerben, mit Fördermitteln in Höhe von insgesamt rund 50 Millionen Euro.

» www.uni-mainz.de

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Breit aufgestellt und gut vernetzt – die Archäologie

Wenn man das Philosophicum, ein nüchtern-funktionales Gebäude aus den 60er-Jahren, betritt, denkt man nicht unbedingt an archäologische Sammlungen. Doch davon sind mehrere im Hause untergebracht und werden auch bei Führungen und Sonderausstellungen gerne gezeigt. „Möglicherweise hat man als Vertreter eines historischen Faches durchaus auch ein Faible für alte und geschichtsträchtige Gebäude, wie man sie oft als Museen vorfindet“, gibt Prof. Heide Frielinghaus zu.

Aber entscheidend seien Räume, Ausstattung und Funktionalität der Gebäude. Die Archäologin zeigt Besuchern, darunter nicht wenige Schulklassen, gerne die beiden Sammlungen der Klassischen Archäologie: die Original- und die Abguss-Sammlung. Beide sind auch für den Lehrbetrieb extrem wichtig, betont Frielinghaus: „Die Studierenden können anhand dreidimensionaler Objekte Dinge lernen; die allein mithilfe zweidimensionaler Abbildungen in Büchern nur eingeschränkt vermittelbar sind.“

Wer Archäologie studieren möchte, müsse eine sehr große Begeisterung mitbringen: Denn die Hürden seien allein im Hinblick auf Latinum und Graecum nicht gering, betont Frielinghaus. Oftmals bestünden bei Erstsemestern irrige Vorstellungen: Der mit Schaufel bewaffnete Forscher in der Ausgrabungsstätte sei aber nur ein Aspekt der Archäologie; der Umgang mit lange bekannten Objekten und die Arbeit in der Bibliothek seien ebenso wichtige Bestandteile.

Das Georg Forster-Gebäude. Foto: Hartmann
Das Georg Forster-Gebäude; Foto: Hartmann

Wer sich auf das Fach einlasse, erschließe sich ein Wissensgebiet, das keineswegs verstaubt sei, sondern durchaus auch auf Fragen unserer heutigen Gegenwart potenzielle Antworten geben könne. „Beispielsweise spielten Ein- und Auswanderungswellen in verschiedenen antiken Kulturen immer wieder eine große Rolle; zu schauen, wie die Menschen damals damit umgegangen sind, kann ein wertvoller Beitrag für unsere heutigen Diskussionen sein.“

Heide Frielinghaus kam nach dem Studium in Bochum und Heidelberg und weiteren Stationen unter anderem in Athen und Wien 2007 nach Mainz. Und nach wie vor ist sie vom Arbeitsumfeld dort begeistert: „Das Spektrum in der Archäologie ist so nur an wenigen Standorten in Deutschland zu finden“, schwärmt Frielinghaus. Fünf archäologische Disziplinen sind hier vertreten: neben der Klassischen Archäologie die Vor- und Frühgeschichte, die Christliche Archäologie/ Byzantinische Kunstgeschichte, die Vorderasiatische Archäologie und die Biblische Archäologie.

„Entscheidend ist aber auch das Umfeld hier in Mainz: Mit dem RGZM, dem Römisch- Germanischen Zentralmuseum, haben wir den perfekten Kooperationspartner gleich vor der Tür, mit dem sogar ein gemeinsamer Studiengang auf die Beine gestellt wurde: Archäologische Restaurierung.“ Auch wenn Frielinghaus die Forschungs- und Museumslandschaft über die Stadtgrenzen von Mainz hinaus betrachtet, sieht sie ein ausgezeichnetes Umfeld für Kooperationen.

Ende 2015 haben archäologisch arbeitende Einrichtungen im Gebiet Rhein-Main mit VARM – „Verbund Archäologie Rhein Main“ – einen Verbund initiiert, in dem sich Mitglieder der drei Rhein-Main-Universitäten Mainz, Frankfurt und Darmstadt, aber ebenso des RGZM und der Römisch-Germanischen Kommission, von Landesdenkmalämtern und Museen zusammengefunden haben.

Im Rahmen des RMU-Verbundes, der ebenfalls Ende letzten Jahres unterzeichnet wurde, ermuntern die Hochschulleitungen ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sich noch stärker mit den Partnerunis zu vernetzen und Projekte gemeinsam zu stemmen. „Praktikumsplätze konnten wir im Rahmen von RMU bereits uniübergreifend vermitteln. Zu wünschen ist, dass wir auch neue Aufbau-Studiengänge entwickeln, die die Region noch attraktiver machen, die aber eine einzelne Uni gar nicht stemmen könnte“, sagt die Archäologin.

»Läuft doch alles einigermaßen« – das entspannte Studieren in Mainz

Seit Ende letzten Jahres gibt es die Allianz der drei Rhein- Main-Unis, die Resonanz war bundesweit sehr groß, wie auch Unipräsident Krausch betont. Aber haben auch die Studierenden in Mainz diesen Verbund schon wahrgenommen? „Ich glaube eher nicht“, vermutet Siglinde Brahmst. Die Studentin am Institut für Erziehungswissenschaft sitzt in Mainz im Hochschulrat, war vorher lange Mitglied im Senat und in verschiedenen Senatsausschüssen und Berufungskommissionen.

Das Interesse an RMU wäre allerdings größer, vermutet sie, wenn die Studierendenwerke noch besser zusammenarbeiten würden. „Mit dem RMV-Ticket kann man ja bereits alle Hochschulen erreichen, aber man müsste mit der Mainzer Mensa-Card auch in Frankfurt essen gehen können und umgekehrt.“ Auch gemeinsame Angebote im Sportbereich hält sie für sehr sinnvoll. Siglindes jüngerer Brüder Jonathan studiert Rechtswissenschaften in Mainz.

Schwergewichte in der Hochschulpolitik: Siglinde und Jonathan Brahmst. Foto: Frank
Schwergewichte in der Hochschulpolitik: Siglinde und Jonathan Brahmst; Foto: Frank

Er sitzt im Senat, war AStA- Vorsitzender und hat eine ähnlich lange Liste an hochschulpolitischen Aktivitäten vorzuweisen wie seine Schwester. „Für die Exzellenzinitiative und die folgende Exzellenzstrategie interessieren sich Studis schon, denn dadurch verändert sich ja das Renommee ihrer Hochschule“, sagt Jonathan, der wie seine Schwester in der Grünen Hochschulgruppe („Campus Grün“) aktiv ist. Er wünscht sich aber vor allem eine Verbesserung der Studienbedingungen.

Attraktiv sei Mainz zum Studieren, aber die Mieten seien kaum günstiger als in Frankfurt. Beide begrüßen die RMU-Allianz, sehen dagegen den zunehmenden bundesweiten Wettbewerb der Hochschulen eher kritisch. „Eine solide Grundfinanzierung fänden wir besser“, ergänzt Siglinde; sie verstehen aber ihren Hochschulpräsidenten, der seine Hochschule für die Konkurrenz fit machen müsse. „Die Bewerbung bindet natürlich Ressourcen, die man auch für andere Dinge einsetzen könnte.“

Gleichwohl sehen beide auch positive Effekte: „Das Gutenberg Lehrkolleg zur Förderung der Lehrkompetenz ist sicherlich ein gutes ‚Nebenprodukt‘ der Exzellenzinitiative.“ Siglinde und Jonathan sind keine politischen Hardliner, die den dauerhaften Clinch mit der Hochschulleitung suchen. Eher Pragmatiker, wie überhaupt in Mainz die Studis Hochschulpolitik weniger ideologisch betreiben als in Frankfurt, schätzt Jonathan.

Er ist aber mit seinen Kommilitonen auch nicht ganz zufrieden, wünscht sich mehr Engagement: „Die Unterfinanzierung der Universitäten in Rheinland-Pfalz ist schon ein brisantes Thema. Wir hatten im Frühjahr Probleme mit dem Bücherturm, an die Lehrbücher kam man nur sehr umständlich heran. Aber ein Protest hat sich nicht geregt.“ Jonathan studiert Jura auf Staatsexamen, seine Schwester ist eine der letzten Diplom-Studierenden ihres Faches.

Vielleicht hat sich mit der Bologna-Reform ein neuer Studierendentypus etabliert? Sie geben zu, dass ihre langjährige hochschulpolitische Betätigung viel Zeit beansprucht hat und in einer anderen Studienstruktur vielleicht gar nicht möglich gewesen wäre. Die meisten Studierenden in Mainz dächten heute eher in die Richtung: „Läuft doch alles einigermaßen hier, wofür denn protestieren?“ Siglinde und Jonathan – das Geschwisterpaar wird nicht mehr lange das Gesicht der Mainzer Studierendenschaft sein, denn beide stehen kurz vor dem Abschluss ihres Studiums.

Wie schauen sie auf ihre Zeit in Mainz zurück, würden sie die Uni Studieninteressierten empfehlen? „Abraten würde ich sicherlich keinem, hier zu studieren; meinen Bruder habe ich ja auch hierhingeholt“, sagt Siglinde und lacht. Durchaus ein Lob der Uni, vielleicht etwas nordisch unterkühlt – die Brahmsts stammen nämlich aus Kiel.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 5.16 (PDF-Download) des UniReport erschienen.

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