Wissensplattform zur Bebilderung der Alchemie mit Bethmann-Studienpreis ausgezeichnet

Ausgezeichnet für ihr Projekt zur Bebilderung der Alchemie: Leslie Zimmermann, Dr. Berit Wagner, Katja Lehnert und Laura Etz (v.l.n.r.).

Mit dem Johann Philipp von Bethmann-Studienpreis 2021 zeichnete die Frankfurter Historische Kommission Dr. Berit Wagner zusammen mit ihrem Projektteam für die virtuelle Ausstellung und digitale Wissensplattform „Matthäus Merian d. Ä. und die Bebilderung der Alchemie um 1600“ aus. Dr. Ina Hartwig, als Dezernentin für Kultur und Wissenschaft Vertreterin des Magistrats in der Historischen Kommission, überreichte den 1984 gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis zur Erforschung der Frankfurter Stadtgeschichte bei einer kleinen Feierstunde am Dienstag, 28. Juni 2022, im Institut für Stadtgeschichte. Die Gattin des Stifters, Bettina Freifrau von Bethmann, die den Preis seit dessen Tod finanziert, gehörte zu den Gästen der 33. Preisverleihung.

 „Erstmals prämiert die Historische Kommission damit ein digitales Projekt,“ so Dr. Ina Hartwig bei der Preisverleihung im Namen der Jury, der Prof. Dr. Marie-Luise Recker, Stadtrat Dr. Bernd Heidenreich und Dr. Evelyn Brockhoff angehörten: „Das Projekt hat die Jury nicht nur inhaltlich voll überzeugt. Auch seine Anlage als virtuelle Ausstellung und damit als eine neue Form der Wissensvermittlung sowie seine Konzipierung durch ein ganzes Forschungsteam ist außergewöhnlich.“

Die digitale Wissensplattform „Bebilderung der Alchemie“ ist ein Auftritt des Kunstgeschichtlichen Instituts der Goethe-Universität in Kooperation mit der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität Frankfurt unter Leitung von Dr. Berit Wagner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Institut. Das Projekt entstand parallel zu ihrem Habilitationsvorhaben mit dem Arbeitstitel „Feuer – Farbe – Alchemie. Naturmagische Bildkonzepte und ihre Transformationen von Dürer bis Rubens“, das gleichfalls im Themenfeld der Verbindung von Kunst und Alchemie angesiedelt ist. Die Webseite ist unter https://merian-alchemie.ub.uni-frankfurt.de/ abrufbar. Sie bietet eine sich ständig erweiternde und vertiefende virtuelle Ausstellung zu den Bildern des Künstlers Matthäus Merian d. Ä. sowie zu vielen weiteren Darstellungen der Alchemie um 1600 – eine Hochphase der Beliebtheit alchimistischer Literatur in Europa. Die Plattform ist ein Gemeinschaftsprojekt, an der sich Studierende des Instituts sowie Experten aus anderen Hochschulen, Archiven, Museen und Bibliotheken beteiligten, so auch die Universitätsbibliothek Frankfurt. Gezeigt werden Druckgraphiken, Bücher, Gemälde, Kunstkammerstücke und alchemistische Instrumente, die mit Objekttexten, Literaturangaben und Quellenverweisen versehen sind. Erstmals rückt mit diesem Projekt die nun weitgehend digitalisierte Sammlung der „Alchemia illustrata“, ein Prunkstück der Frankfurter Universitätsbibliothek, mit den in Frankfurt gedruckten Bildern in den Mittelpunkt des vertieften kunsthistorischen Interesses.

Das Forschungsvorhaben rekonstruiert die Rolle des jungen Matthäus Merian d. Ä. (1593-1650) als gelehrter Illustrator und entscheidender Bildgeber der frühneuzeitlichen Alchemie. Frankfurt am Main wurde mit der Zuarbeit des weit gereisten Künstlers für den Verlag seines (späteren) Schwiegervaters Johann Theodor de Bry und parallelen Arbeiten für den Verlag von Lucas Jennis für einige Zeit das wichtigste und produktivste Zentrum der „Alchemia illustrata“-Herstellung in Europa. Neben der Person Merian stehen auch die motivische und ästhetische Gestaltung der innovativen Illustrationen im Mittelpunkt des Projekts. Zu Merian selbst werden grundlegende neue und die Forschung weiterführende Erkenntnisse generiert. Aber auch für die Geschichte Frankfurts als frühneuzeitlicher Knotenpunkt für Wissenstransfer und als Verlagsstandort zeigt das Projekt wichtige neue Aspekte auf.

Dr. Berit Wagner band Studierende in Lehrveranstaltungen und durch die Vergabe von Bachelor- und Master-Arbeiten mit in das Projekt ein. Sie konnten so bereits während ihres Studiums Erfahrungen im Forschungsbereich und im Ausstellungswesen erwerben, was die Jury ebenfalls vom Projekt überzeugte.

Das Wissensportal ist auf Dauerhaftigkeit angelegt und wird beständig weiterentwickelt und aktualisiert. Die Forschungsergebnisse werden dabei weiterhin kollektiv aus der Wissenschaftsgemeinschaft zusammengetragen. Die Prämierung mit dem Bethmann-Studienpreis erleichtert dem Projektteam die Fortsetzung und den Ausbau der Wissensplattform sowie die Drucklegung eines analogen Ausstellungsbandes.

Die digitale Wissensplattform „Bebilderung der Alchemie“ online unter https://merian-alchemie.ub.uni-frankfurt.de/

Frankfurter Historische Kommission und Bethmann-Studienpreis
Die Frankfurter Historische Kommission ist eine im Jahr 1906 vom Magistrat der Stadt Frankfurt am Main eingesetzte außerordentliche Magistratsdeputation.  Sie wurde nach dem zweiten Weltkrieg durch einen Magistratsbeschluss vom 16. März 1948 wiedererrichtet und hat die Aufgabe, die systematische Erforschung der Frankfurter Stadtgeschichte durch Quelleneditionen und Publikation wissenschaftlicher Darstellungen zu fördern. Mit dem Philipp von Bethmann-Studienpreis sollen junge Wissenschaftler gefördert werden, die sich mit einer umfangreichen, längerfristigen Studienarbeit ausweisen, die geeignet ist, die wissenschaftliche Basis zur Erforschung der Frankfurter Geschichte zu erweitern. Vorsitzende der Frankfurter Historischen Kommission ist Prof. Dr. Marie-Luise Recker, den stellvertretenden Vorsitz hat Stadtrat Dr. Bernd Heidenreich inne und die Geschäftsführerin ist Dr. Evelyn Brockhoff.   

Weitere Informationen zur Frankfurter Historischen Kommission sowie die aktuelle Ausschreibung des Bethmann-Studienpreises 2022 finden sich auf der Webseite www.frankhistkom.de.

Quelle: Pressemitteilung, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, vom 28. Juni 2022

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