Auf Blog und Teller

Das Jubiläum »100 Jahre Studierendenwerk« wird noch bis in den Winter hinein mit vielen Aktionen gefeiert

Was haben beispielsweise Olympiasieger, Politiker und ein Zukunftsforscher gemeinsam? Vermutlich so einiges, aber ganz sicher den Studienort, nämlich die Goethe-Uni Frankfurt. Manche waren schon vor ihrem Studium prominent, andere wurden es erst danach – und vielleicht auch gerade dank ihrer Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesen Jahren. Im Gespräch mit dem Studierendenwerk haben sich Alumni wie der ehemalige „Albatros“ Dr. Michael Groß, der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Tarek Al-Wazir und die Gerichtsreporterin und Podcasterin Heike Borufka an ihre Studienzeit erinnert. Auch Berichte und Statements nichtprominenter Alumni sowie langjähriger Mitarbeiter werden nach und nach im erst kürzlich eingerichteten Studiwerk_ffm Blog veröffentlicht.

Gerade die Verpflegungsbetriebe haben bei fast allen befragten Ehemaligen nachhaltige Eindrücke hinterlassen. Kein Geheimnis ist ja, dass das Mensaessen vor wenigen Jahrzehnten noch deutlich weniger abwechslungsreich war. Mit einem Nudelgericht konnten zwar gerade die Sportler nie viel falsch machen, aber so manche Studierende hätten sich sicherlich mehr „Gesundes“ gewünscht. Dass sich nicht nur Geschmack und Präferenzen der Studierenden, sondern auch in den gastronomischen Betrieben inzwischen viel geändert hat, zeigt sich in der Vielfalt der Einrichtungen und deren Angebote.

Mit der kulinarischen Zeitreise huldigen wir einigen der beliebtesten Gerichte aus den vergangenen Jahrzehnten, zu denen die heutigen Mensen einladen. So standen jetzt im Sommersemester mit „Toast Hawaii“ und dem „Schaschlikspieß“ zwei frühere Lieblingsgerichte erneut auf der Karte – natürlich jeweils auch in kreativer vegetarischer beziehungsweise veganer Variante. Am 21. Juni wird den Fischstäbchen gehuldigt, die in den 70er-Jahren ihren Siegeszug durch deutsche Tiefkühltruhen und Pfannen antraten. Gibt es die klassische Version mit Original-Remouladensauce, werden die „Backstäbchen“ komplett vegan serviert. Weitere solche Aktionstage sind für das Wintersemester bereits in Planung!

Hilfe zur Selbsthilfe

Einen ersten spannenden Rückblick auf die wechselvolle Geschichte der Verpflegungsbetriebe, Wohnheime und Beratungsangebote nehmen wir auf unserer Webseite. Motiv für die Gründung des damaligen Studentenwerks war die wirtschaftliche Not nach dem Ersten Weltkrieg: Arbeitslosigkeit, Inflation und Armut erschwerten ein Studium an der im Wintersemester 1914/15 eröffneten Frankfurter Universität. Als Essen, Kleider, Schreibutensilien und Bücher für Studierende kaum noch erschwinglich und außerdem Wohnungen und Zimmer rar waren, rief das Universitätskuratorium einen „Studentenhilfeverein“ ins Leben, der die wirtschaftliche Not der Studierenden und der Universitätsangehörigen lindern sollte. Der Zweck bestand nicht im Verteilen von „Almosen“, sondern in der „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Das aus dem Verein hervorgegangene Studentenwerk unterhielt Mensen zur täglichen Essensausgabe, baute Wohnheime, beriet Studierende vor allem in Sachen Finanzierung und bot eine eigene studentische Arbeitsvermittlung an. Verschiedene „Fürsorgeabteilungen“ kümmerten sich um Freitische, Beihilfen, Darlehen, Stipendien und Jobs bis hin zu einer ärztlichen Versorgung. Bevor 1972 das BAföG eingeführt wurde, erleichterte das sogenannte „Honnefer Modell“ das Studium. So konnte auch Heidemarie Wieczorek-Zeul, frühere Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, nur aufgrund dieser finanziellen Unterstützung Englisch und Geschichte auf Lehramt studieren – und „die werden, die ich jetzt bin“, wie sie betont.

Im Wandel der Zeit

Auf Basis von zig Akten und Dokumenten aus den vergangenen Jahrzehnten sowie Überlieferungen aus dem Universitätsarchiv und anderen öffentlichen Archiven, erarbeitete PD Dr. phil. habil. Michael Maaser, Archivar der Universität und Privatdozent am Historischen Seminar der Universität Frankfurt, eine quellennahe Darstellung, die auch die dunklen Kapitel der 100-jährigen Geschichte nicht ausspart. Entstanden ist eine mit historischen Motiven reich illustrierte Chronik, die das vielfältige Dienstleistungsportfolio – Essen & Trinken, Wohnen, BAföG & Finanzierung sowie Beratung & Service – des Studierendenwerks Frankfurt am Main wiedergibt und demnächst erscheinen wird.

Für das Wintersemester 2023/24 ist im Foyer des IG-Farben-Hauses eine Ausstellung mit Exponaten aus den vergangenen Jahrzehnten geplant. So gibt es unter anderem Geschirr von Ferdinand Kramer sowie Besteck und Tabletts aus den Mensen zu sehen, außerdem Einrichtungsgegenstände aus den Wohnheimen. Was es mit einem Kaugummiautomaten auf sich hat, wird ebenfalls erklärt. Um hinsichtlich der Jubiläumsaktionen und -veranstaltungen des Studierendenwerks auf dem Laufenden zu bleiben, lohnt sich immer mal wieder ein Blick auf die Website, die Social-Media-Kanäle oder auch den Blog.

Stephanie Kreuzer

Relevante Artikel

Ausgezeichnete Ideen für Nachhaltigkeit

Goethe-Unibator prämierte Startups Am 24. April veranstaltete das von Innovectis gemanagte Gründungszentrum, der Goethe-Unibator, zum zweiten Mal auf dem Campus

Uni-Sammlungen global denken

Die Sammlungen der Goethe-Universität erproben Wege, Sammlungsgut aus Afrika global zugänglicher zu machen. Die Diskussion um den Umgang mit wissenschaftlichen

Öffentliche Veranstaltungen

UniReport Ausgabe 5.24 ist erschienen

Der Soziologe Christian Stegbauer erläutert im aktuellen UniReport die Grundprinzipien der Netzwerkforschung. In seinem neuen Buch zum Thema stellt er

You cannot copy content of this page