Demokratie und Partizipation: Ein Pilotprojekt an der Goethe-Universität

Das Projekt „Demokratie und Partizipation“, entwickelt vom Academic Welcome Program for highly qualified refugees (AWP) des Bereichs Studium Lehre Internationales (SLI), zielt darauf ab, potenzielle und eingeschriebene Studierende mit Fluchterfahrung sowie internationale und nationale Studierende für deren Teilnahme an demokratischen Prozessen in Theorie und Praxis im akademischen Kontext einzubinden.

Die Relevanz des Projekts ergibt sich aus der zunehmenden Diversität der Studierenden an der Goethe-Universität. Diese bringen oft unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven auf demokratische Prozesse mit. Es wird die Notwendigkeit anerkannt, sowohl die Integration aller Studierenden wie auch deren aktive Teilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben zu stärken. Angesichts des Erstarkens nationalistischer Tendenzen und einer beobachtbaren zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft ist es wichtig, Raum für offene Diskussionen und Lernmöglichkeiten zu schaffen. Die Veranstaltungsreihe ist offen für Teilnehmende des Academic Welcome Programs sowie für eingeschriebene Studierende und Studienkollegiat*innen.

Pilotphase: Eine multidisziplinäre Veranstaltungsreihe

Das Projekt gliedert sich in drei Themenblöcke, die im Rahmen einer interdisziplinären Veranstaltungsreihe ab dem Wintersemester 2024/25 bearbeitet werden. Die Reihe besteht aus Vorträgen, Workshops und Exkursionen.

Der erste Themenbereich, „Demokratische Prozesse und gesellschaftlicher Zusammenhalt“, startet am 16. Oktober 2024 mit einem Vortrag von Michael Zimmermann-Freitag (ehem. Regionalgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hessen) zum Thema „Soziale Organisationen in Deutschland und deren demokratische Strukturen“. In diesem Vortrag wird eine Einführung in die Sozialstruktur und -politik Deutschlands gegeben, mit einem besonderen Fokus auf die wichtigsten staatlich finanzierten Sozialverbände und die aktuellen Herausforderungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ergänzt wird dieser Vortrag durch einen Workshop am 23. Oktober 2024, geleitet von der Werkstatt Demokratie e.V. Marburg, der den Titel „Betzavta – demokratische Aushandlungsprozesse an konkreten Beispielen“ trägt. Dieser Workshop zielt darauf ab, individuelle Handlungskompetenzen zu stärken und für gemeinschaftliches Engagement zu befähigen.

Im zweiten Themenbereich, „Demokratische Selbstbestimmung und aktive zivilgesellschaftliche Teilhabe“, wird am 6. November 2024 eine Exkursion zum Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) in Frankfurt angeboten. Dr. Armin von Ungern-Sternberg, der Leiter des AmkA, wird die Teilnehmenden begrüßen und eine interaktive, multidisziplinäre Diskussion moderieren. Am 20. November 2024 folgt ein Workshop von Dr. Daniel Mullis (Peace Research Institute Frankfurt PRIF) und Gerlincik Tuzcu (Projektleiterin „Migrant*innen-Organisationen Netzwerk für Demokratie“ MOND, NGO KUBI). In diesem Workshop werden unterschiedliche Demokratieerfahrungen der Teilnehmenden analysiert und diskutiert mit dem Ziel, komplexe Wahrnehmungen und praktische Erfahrungen mit demokratischen Prozessen zu erörtern, Handlungsbedarfe zu erkennen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Der dritte Themenbereich beschäftigt sich mit „Deutschland als Aufnahmeland: Historische Verantwortung und gegenwärtiges politisches System“. Am 15. Januar 2025 wird Prof. Dr. Rainer Forst von der Goethe-Universität einen Vortrag halten, der sich mit Konzepten von Toleranz und Solidarität auseinandersetzt. Dieser Themenblock wird durch eine Exkursion zur Bildungsstätte Anne Frank am 20. Januar 2025 abgerundet, bei der die Teilnehmenden an einer Führung durch das Lernlabor teilnehmen und sich anschließend in einer Diskussion austauschen können. Ziel dieser Exkursion ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Erinnerungskultur und die historische Verantwortung Deutschlands in der Weltgemeinschaft zu entwickeln.

Erweiterung geplant

Die methodische Umsetzung des Projekts sieht eine Mischung aus theoretischen Vorträgen und praktischen Workshops vor, die den Teilnehmenden ein ganzheitliches Verständnis von Demokratie und Partizipation aus unterschiedlichen Perspektiven darlegen sollen. Die Veranstaltungen sind von Grund auf diskursiv ausgerichtet, um die aktive Teilhabe zu fördern. Bei erfolgreicher Durchführung ist eine Erweiterung des Projekts in zukünftigen Semestern vorgesehen, einschließlich einer möglichen Ausweitung der Themenfelder sowie der Aufzeichnung und Bereitstellung der Vorträge für eine breitere Öffentlichkeit. Die Goethe-Universität sieht in diesem Projekt einen wichtigen Schritt hin zu einer inklusiveren und partizipativeren Gesellschaft, die von den vielfältigen Erfahrungen und dem Engagement ihrer Mitglieder profitiert.

Autor: Alberto A.

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