Neue Leitung des BzG

Agnes Brauer wird auch das Team Digital Humanities führen.

UniReport: Frau Brauer, Sie sind neue Leiterin des Bibliothekszentrums Geisteswissenschaften (BzG) und leiten gleichzeitig das Team Digital Humanities an der Universitätsbibliothek. Wie fühlt sich die Doppelrolle an?

Agnes Brauer: Die Doppelfunktion empfinde ich als herausfordernd – im besten Sinne. Beide Bereiche sind sehr stark in Bewegung und bieten viel Spielraum für Gestaltung, was ich persönlich sehr schätze. Glücklicherweise treffe ich im BzG auf ein wunderbar motiviertes, interessiertes und offenes Team, was mich bezüglich der (Weiter-)Entwicklung des BzG und des Bereichs Digital Humanities sehr optimistisch stimmt.

Was hat Sie dahin geführt, können Sie ein paar Stationen Ihrer Ausbildung und Ihres Werdegangs nennen?

Agnes Brauer, Foto: UB Frankfurt
Agnes Brauer, Foto: UB Frankfurt

Ich habe an der Universität Trier Germanistik und Philosophie studiert und durfte bereits während meines Studiums Themen, Methoden und Technologien der Digital Humanities kennenlernen. Geisteswissenschaftliche Inhalte und Fragestellungen mit digitalen Werkzeugen und Konzepten anzugehen, ließ mich dann nicht mehr los. Während meiner Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Computerphilologie an der TU Darmstadt war ich nah dran am Aufbau und der Konsolidierung wichtiger Infrastrukturprojekte wie TextGrid oder DARIAHDE und erkannte dabei die wichtige Rolle von Bibliotheken als starke Infrastrukturpartnerinnen, die für eine langfristige Begleitung forschungsgetriebener Projekte und die nachhaltige Verfügbarmachung ihrer Ergebnisse unabdingbar sind. Gleichzeitig stellen sie mit ihrem reichen (digitalisierten) Bestand einschließlich großer Textkorpora und qualitativ hochwertigen Meta(daten) das Fundament, aus dem geisteswissenschaftliche Forschung generiert wird. Als sich mir die Möglichkeit eröffnete, an der Universitätsbibliothek in Frankfurt an genau dieser Schnittstelle von geisteswissenschaftlicher Bibliothek und Digital Humanities tätig zu sein, habe ich daher nicht gezögert.

Die Bibliothek ist in vielfacher Hinsicht ungewöhnlich: auf die beiden äußeren Gebäudeteile des IG-Farben-Hauses verteilt und eher vertikal ausgerichtet, mit einem sehr beliebten und vorzeigbaren Lesesaal: Was gefällt Ihnen persönlich an der Bibliothek?

Es ist gerade das Besondere und Ungewöhnliche des BzG, das mir gefällt. Die zahlreichen unterschiedlichen Räume mit vielfältigen Nutzungsoptionen bieten unseren Nutzenden ein Arbeiten und Lernen, das sie jeweils an ihre Bedürfnisse anpassen können. Vom offenen Gruppenarbeitsraum mit verschiedenen Zonierungen und gemütlichen Möbeln, wo auch entspannter Austausch möglich ist, über große, kleine und kleinste Lesesäle findet jede/r das für sich Passende. Besonders gut gefallen mir auch Räume oder Bereiche, die vor allem als Möglichkeitsräume existieren und daher viel Gestaltungspotential eröffnen. In diesem Jahr werden wir beispielsweise ein DHLab einrichten – als Experimentierraum für Vernetzung, Vermittlung und Austausch im Bereich Digital Humanities.

Was haben Sie sich für die nähere Zukunft vorgenommen?

Ich möchte die Bibliothek vor allem gut für die Zukunft aufstellen. Selbstverständlich wird der klassische analoge Bestand in einer geisteswissenschaftlichen Bibliothek auch künftig eine zentrale Rolle spielen und die Mitarbeiterinnen des BzG leisten großartige Arbeit, die hohe Servicequalität weiterhin zu bieten und weiterzuentwickeln. Gleichwohl müssen auch wir uns eingestehen, dass sich die Relevanz einer Bibliothek längst nicht mehr allein am physischen Bestand misst. Mein Ziel ist es daher, die Bibliothek und ihre Angebote stärker in die Fachbereiche zu bringen, Forschung, Wissenschaft und Lehre bestmöglich zu unterstützen, indem wir Raum für interdisziplinären Austausch schaffen, den Forschungsprozess infrastrukturell begleiten, insbesondere zu Fragen der Nachhaltigkeit, Standards, technologischen Umsetzung sowie Ressourcenplanung und Schulungen anbieten zu Themen wie digitale Editionen, KI-gestützte Recherche, Data Literacy u.a. Das klassische Bild der stillen Buchhalle hat sich gewandelt – und das ist gut so. Heute sind gut aufgestellte Bibliotheken verlässliche Partnerinnen der Forschung und Teil des wissenschaftlichen Diskurses. Deshalb hat der Ausbau unserer Services im Bereich Digital Humanities – deutlich über das bestehende Angebot „Praxislabor Digital Humanities“ hinaus – besonderes Gewicht für die künftige Ausrichtung.

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