23.-25. Juni: Tagung zu Juden und Christen in Frankfurt vor der Einrichtung der Judengasse

Plan der Stadt Frankfurt von Matthäus Merian von 1628
Von der Mitte des 12. Jahrhunderts an siedelten Juden mitten in der Stadt Frankfurt; die Lage ihrer Häuser markiert hier im Plan von Matthäus Merian von 1628 der weiße Kreis, in dem eine Klage über den Mord an den Frankfurter Juden im Jahr 1241 zu sehen ist.

Von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Einrichtung der Judengasse Mitte des 15. Jahrhunderts lebten Juden und Christen gemeinsam mitten in der Stadt. Wie sich dieses Zusammenleben gestaltete, zeichnet vom 23. bis zum 25. Juni eine internationale Tagung der Forschungsgruppe „Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer“ unter der Leitung der Historikerin Prof. Dr. Dorothea Weltecke nach.

Man sah und hörte einander und begegnete sich im Alltag: Von der Mitte des 12. Jahrhunderts an siedelten Juden in der Mitte der Stadt. Jüdische Ärzte versahen als Stadtärzte ihren Dienst im Frankfurter Hospital zum Heiligen Geist, zentrale jüdische Gebäude standen neben kirchlichen. Zwar war Frankfurt weder ein bedeutendes kirchliches noch ein rabbinisches Zentrum – in dieser Hinsicht war die Stadt das Hinterland von Mainz –, dennoch bündelte es Funktionen. Die Wege von Juden und Christen in der Stadt waren ebenso verwoben wie ihre geschäftlichen Beziehungen. Auch wenn die jüdische Gemeinde in dieser Zeit zweimal, in den Jahren 1241 und 1348, durch Verfolgung ausgelöscht wurde, wurde die Mitte der Stadt jedes Mal erneut ihr Lebensort. Erst mit der Einrichtung der Judengasse an der Staufermauer im Jahr 1460 wurden die Juden von dort vertrieben, die Synagoge abgerissen und das gemeinsame Zentrum zerstört.

Die Etappen dieser Frankfurter Geschichte verfolgt nun eine Konferenz, die vom 23. bis 25. Juni im Haus am Dom und digital stattfindet. Veranstaltet wird die Tagung mit internationaler Beteiligung von POLY, der DFG-Kollegforschungsgruppe „Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer“ der Goethe-Universität, in Kooperation mit dem Haus am Dom und dem Jüdischen Museum Frankfurt. Die Tagung, organisiert von Dr. Jörg Feuchter (Berlin), Dr. Jörn Christophersen (Frankfurt) und Prof. Dr. Dorothea Weltecke (Frankfurt), wird am Abend des 23. Juni mit einem Vortrag der Frankfurter Judaistin Prof. Dr. Elisabeth Hollender eröffnet. Das detaillierte Programm ist hier einsehbar.

Die Tagung „Die verlorene Mitte – Juden und Christen in Frankfurt vor der Einrichtung der Judengasse im Jahr 1460“ kann als ein Beitrag zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland“ verstanden werden. Veranstaltungen in diesem Festjahr wollen Unwissen und Vorurteile gegenüber jüdischem Leben überwinden helfen. Durch die Erforschung jüdischen Lebens an zahlreichen ihrer Einrichtungen und Professuren leistet die Goethe-Universität dazu wichtige Beiträge. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Die Vorträge der Tagung „Die verlorene Mitte – Juden und Christen in Frankfurt vor der Einrichtung der Judengasse im Jahr 1460“ sind öffentlich online zugänglich; eine Beteiligung an der Diskussion ist möglich.

Um Anmeldung wird gebeten unter: weltecke@em.uni-frankfurt.de

Das Poster zur Tagung finden Sie hier (PDF).

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