Römerberggespräche: Was soll vom 68er-Erbe bleiben?

Kooperationsveranstaltung am 28. April im Schauspiel Frankfurt zum Thema „1968 – 2018: What is left?“ mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität

„1968 – 2018: What is left? Errungenschaften und Bürde eines politischen Aufbruchs“ – Unter diesem Titel fragt die traditionsreiche Reihe der Frankfurter Römerberggespräche am 28. April, was uns „68“ heute noch zu sagen hat: Was ist vom Aufbegehren übriggeblieben, und was davon sollte in die Zukunft weitergetragen werden? Zu den institutionellen Partnern der öffentlichen Veranstaltung im Schauspiel Frankfurt (Beginn 10 Uhr, Eintritt frei) gehört der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität, der auch personell beteiligt ist.

„Wir wollen erörtern, wo das Erbe von 1968 liegt, wie man es richtigerweise annehmen könnte und in welchen Punkten man es womöglich ausschlagen sollte“, so Miloš Vec, Vorsitzender des ausrichtenden Trägervereins. Vec ist Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des Frankfurter geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes. Auf dem Programm der kommenden Römerberg-Ausgabe stehen fünf Vorträge und eine Podiumsdiskussion. Die Moderation liegt in den Händen von Insa Wilke (Literaturkritikerin und Moderatorin u.a. für WDR und SWR) sowie Alf Mentzer (Leiter des Ressorts hr2-Tagesprogramm im Hessischen Rundfunk).

Der erste Vortragende, um 10.15 Uhr, ist Armin Nassehi, Soziologieprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er widmet sich dem Thema: „Reflexion und Moralisierung als Pose – was von 1968 geblieben ist“. Nassehi sieht im heutigen linken Spektrum, aber auch auf der rechten Seite, die Tendenz, dass der Bezug auf gute Gründe ersetzt wird durch das Einnehmen von Identitäts-Posen, die sich selbst als unhinterfragbare Grundlage für Anerkennungsansprüche darstellen.

Um 11.15 Uhr geht Priska Daphi in ihrem Vortrag der Frage nach: „Wie sieht heutige Protestkultur aus?“. Die promovierte Soziologin lehrt an der Goethe-Universität und leitet die Nachwuchsgruppe „Konflikt und Soziale Bewegungen“ am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), einem Partner im Verbund des Frankfurter Clusters. Daphi schlägt einen Bogen von den 68er-Protesten bis zur heutigen Zeit und nimmt dabei Kontinuitäten, Bezüge und Unterschiede in den Blick.

„Reform und Revolte – 1968 in diachroner und transnationaler Perspektive“ lautet um 12.15 Uhr der Analysegegenstand von Ulrich Herbert, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Dem Autor der viel beachteten „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“ geht es auch um einen Vergleich der damaligen Geschehnisse in der Bundesrepublik, der DDR und im Osten Europas – wobei verschiedene, keineswegs einheitliche Facetten sichtbar werden.

„Vom Nutzen und Nachteil der 68er-Geschichte für linke Politik“ handelt um 14.15 Uhr der erste Vortrag nach der Mittagspause. Referent ist Wolfgang Kraushaar von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Der promovierte Politikwissenschaftler sieht Organisationen und Bewegungsformationen, die sich auf das utopische Projekt einer Gesellschaftsveränderung berufen, dem Totalitarismusverdacht ausgesetzt. Die 68er hätten vor allem soziokulturelle Wirkungen gehabt. Beispielsweise hätten die vielen seither entstandenen Bürgerinitiativen für das Gefühl gesorgt, Politik auch selbst gestalten zu können.

Für 15.30 Uhr ist die Podiumsdiskussion terminiert. „Wie emanzipatorisch war 1968?“ lautet ihr Titel, die Teilnehmerinnen sind Christina von Hodenberg, Professorin für Europäische Geschichte an der Queen Mary University in London, und Gisela Notz, promovierte Sozialwissenschaftlern und freie Publizistin mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte der Frauenbewegung. Ebendiese wird bei der Betrachtung der späten sechziger Jahre und ihrer Langzeitwirkung häufig nicht hinreichend gewürdigt. Die Anstöße für Veränderungen der Geschlechterrollen und sexueller Normen kamen ganz wesentlich von Frauen, die vielfach in Vergessenheit gerieten.

Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität und Mitglied des Exzellenzclusters, hält den abschließenden Vortrag. Sein Thema um 17 Uhr: „Was hieß (und was heißt) ‚Demokratisierung der Demokratie‘?“ Man könne, so Saar, argumentieren, dass die Zeit um 1968 eine Station auf dem Weg zur Selbstkritik und zivilgesellschaftlichen Öffnung demokratischer Institutionen war, verbunden mit der Forderung, dass nur eine reflexive, plurale Demokratie Legitimität beanspruchen dürfe. In diesem Sinn stecke der Stachel „1968“ bis heute noch im Fleisch des politischen Lebens der westlichen Demokratien.

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Programm: www.roemerberggespraeche-ffm.de

Informationen: Gabriele Schmidt, Koordinatorin der Römerberggespräche, Tel.: 0 176 8181 6560, gabriele.schmidt@roemerberggespraeche-ffm.de
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

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Quelle: Pressemitteilung vom 24. April 2018

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