Mehr studentische Vernetzung: Prof. Christiane Thompson, Vizepräsidentin für Studium, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung, über das Programm »Get in Touch & Re:Start your Campuslife!«.
UniReport: Frau Thompson, im Sommersemester finden die meisten Lehrveranstaltungen wieder in Präsenz statt; auch die Campi werden gerade bei sommerlichen Temperaturen sehr gut von den Studierenden angenommen. Also alles wieder wie vor der Corona-Pandemie?
Prof. Thompson: Es stimmt natürlich, dass die Campus-Standorte der Goethe-Universität wieder sehr belebt sind. Man merkt, dass Studierende, aber auch Mitarbeitende nach zwei Jahren Pandemie wieder den direkten Austausch im Seminarraum, in der Mensa oder auf der Wiese zu schätzen wissen. Aber wir merken auch, dass keineswegs wieder alles wie vorher ist. Viele Studierende müssen sich eine ganz neue soziale Infrastruktur auf dem Campus aufbauen. Peergroup-Kontakte und außercurriculare Aktivitäten sind für diese soziale Infrastruktur ganz entscheidend. Wir wissen, dass das Sozialleben in der Universität maßgeblich durch das Engagement der Studierenden in Fachschaften, der studentischen Selbstverwaltung, den studentischen Initiativen und Hochschulgruppen sowie durch kulturelle und sportliche Freizeitaktivitäten gestaltet wird. Aber all diese Angebote waren während der Corona-Wellen größtenteils gar nicht oder nur online möglich. Deswegen ist jetzt die Kultivierung und Belebung des studentischen Austausches sehr wichtig.
Verschiedene Studien belegen, dass sich durch die COVID-19-Pandemie die psychischen Belastungen unter Studierenden verschärft haben.
Auch an der Goethe-Universität wird eine Gefährdung bzw. Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Studierenden im Zusammenhang mit der Pandemie und den digitalen Semestern deutlich. Bei der Psychotherapeutischen Beratungsstelle für Studierende ist die Nachfrage nach Beratung im Verlauf der Pandemie deutlich gestiegen. In den Beratungsgesprächen wird eine Zunahme an depressiven Verstimmungen, Isolation, Antriebsverlust sowie psychischen Erkrankungen deutlich. Zudem melden sich zunehmend internationale Studierende und auch solche Studierende, die früher bereits in Beratung waren und aufgrund der Pandemiefolgen erneut in eine Überlastungssituation geraten sind.
An der Goethe-Universität wurde nun das Programm »Get in Touch & Re:Start your Campuslife!« ins Leben gerufen. Was ist an Maßnahmen geplant?
Das Land Hessen hat eine ähnliche Einschätzung der Situation vorgenommen und daher das Förderprogramm „Quis_Plus“ aufgelegt. Aus diesem Programm stehen der Goethe-Universität Mittel zur Verfügung, um die Auswirkungen der Pandemie im Hinblick auf psychologische, soziale oder fachliche Aspekte abzumildern.
Wir konzentrieren uns auf zwei Handlungsfelder: zum einen auf die Förderung der Interaktion, der sozialen Vernetzung und sportlichen Betätigung von Studierenden, zum anderen auf die psychologische Betreuung. Auf dem erstgenannten Handlungsfeld möchten wir mit sogenannten „Get-in-Touch – Events“ allen studentischen Zusammenschlüssen, also Fachschaften, Initiativen, studentischen Gruppen etc., die Möglichkeit bieten, ihre zugehörigen Studierenden (wieder) zusammenzubringen. Beispielsweise können Sportflächen der Universitätssportanlagen inkl. Sportmaterialien zur Verfügung gestellt werden; das Lastenfahrrad des Hochschulsports ist ausgestattet mit einer Musikanlage sowie Bewegungsspielen, wie Wikingerschach, Frisbee, Spikeball, Picknickdecken und vieles mehr. Das Lastenfahrrad ist mobil und damit an vielen Standorten in Frankfurt einsetzbar. Weitere Aktionen sind das beliebte Gruppensingen, Breitensport-Turniere und kulturelle Angebote. Ebenfalls gefördert werden sollen studentisches Engagement und studentische Eigeninitiative. Denn durch die Pandemie wurde es auch schwierig, aktive Studierende zu finden, die Orientierungsangebote und Studienberatung unterstützen, bei Veranstaltungen mithelfen und sich an Gremienarbeit beteiligen.
Auf dem zweiten Handlungsfeld – der psychologischen Betreuung – sollen im Rahmen des Projekts die derzeit vorhandenen Beratungskapazitäten an der Psychotherapeutischen Beratungsstelle aufgestockt werden, um auf die gestiegene Nachfrage und Zunahme psychischer Belastungen adäquat reagieren zu können. Das Projekt „Re:Start nach der Krise“, das zum Ziel hat, Studierenden bei der Rückkehr an die Universität Hilfe und Orientierung anzubieten, soll noch stärker integriert und verlängert werden. In einem weiteren Schritt soll ein Weiterqualifizierungsprogramm Mitarbeitende der Universität und Studierende befähigen, Studierende in der Entfaltung ihres Potenzials und bei der Bewältigung kleinerer Krisen und Unsicherheiten zu unterstützen, bevor diese Schwierigkeiten sich zu Risiken für die psychische Gesundheit oder den Studienerfolg zuspitzen.
Der Höhepunkt der Campusbelebung im Sommersemester wird ja in gewisser Weise das Sommerfest sein, das am 18. Juli auf dem Campus Westend stattfinden wird. Können Sie schon etwas zum Programm sagen?
Ja, wir freuen uns alle schon auf ein richtiges universitäres Fest, das hat es ja auch zum letzten Mal im Jahre 2019 gegeben. Die Planungen laufen schon auf Hochtouren. Näheres zum Programm werden wir zeitnah bekannt geben. Soviel sei schon gesagt: Dieses Mal soll das Sommerfest ganz klar auf die Studierenden und Mitarbeitenden der Goethe-Universität ausgerichtet sein.
Fragen: Dirk Frank