Nicht nur sind Urteile im Kunstunterricht allgegenwertig, auch ist die Urteilsbildung in Bezug auf bildnerische Gestaltungen in den Formulierungen von Kompetenzerwartungen an das Fach Kunst zentral verankert. So finden sich Urteile im Kunstunterricht im fachlichen Schüler-Lehrer- Gespräch, in den Kommentaren der Mitschülerinnen und Mitschüler, in den Entscheidungen der Heranwachsenden innerhalb ihrer Gestaltungsprozesse sowie in der Benotung.
Einerseits ist die ästhetische Urteilsbildung also in Gestaltungsprozessen präsent, andererseits auch im Betrachten von Kunstwerken, Bildern und Objekten. Bildbetrachtung im Kunstunterricht geht freilich über die erste Äußerung von Anmutungen hinaus und sollte nach intensiver Auseinandersetzung mit einem Werk zum Verständnis dessen führen, was wiederum Basis eines Begründeten ästhetischen Urteils sein kann.
Neben Produktion und Rezeption spielt auch die Reflexion im Bilden eines ästhetischen Urteils eine zentrale Rolle. Sogenannte Evidenzurteile, also die spontan gefällten ästhetischen Urteile, werden dann vor einem kulturell bedingten Reservoir an Hintergrundwissen reflektiert. Hier setzt für die Kunstpädagogik das „Bildexpertentum“ an. Mittels fachspezifischer Unterrichtsmethoden und deren Anteil an Selbstbewertungselementen, lässt sich das Vermögen einer differenzierten ästhetischen Urteilsbildung begünstigen und entwickeln.
Im vorliegenden Band werden vielfältige kunstdidaktische Methoden, Unterrichtsentwürfe und Forschungsergebnisse vorgestellt, um zu untersuchen, was ästhetische Urteilsbildung ist und wie sie an Schülerinnen und Schüler vermittelt wird. Dem Schulfach Kunst wird das Beurteilen als zentrale Fachkompetenz zugeordnet. Wirkungsvolle Förderungen lassen sich von der Grundschule bis zur Oberstufe abwechslungsreich konzipieren und gezielt einsetzen.
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Georg Peez ist Professor für Kunstpädagogik an der Goethe-Universität.
Beurteilen lernen im Kunstunterricht
Unterrichtseinheiten, Methoden und Reflexionen zu einer zentralen ästhetik- und kunstbezogenen Fachkompetenz
kopaed 2015, München
240 Seiten, kartoniert, 19,80 Euro[/dt_call_to_action]