Josef Mengele promovierte 1938 an der Goethe-Universität unter Otmar von Verschuer, dem Leiter des 1935 gegründeten „Instituts für Rassenhygiene und Erbbiologie“, mit einer Arbeit zu „Sippenuntersuchungen bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“. Nach Kriegsbeginn ist er zunächst Truppenarzt sowie Rassengutachter der SS und nimmt in dieser Funktion ab 1942 am „Russland-Feldzug“ Teil.
1943 wird Mengele Lagerarzt im KZ Ausschwitz-Birkenau, wo er jene Verbrechen beging, die seinen Namen heute synonym mit den Gräueltaten der Nazis machen. Nach Kriegsende floh er nach Südamerika und konnte sich bis zu seinem Tod durch einen Badeunfall im Jahre 1979 erfolgreich jedweder Strafe entziehen. Der 1981 von der Frankfurter Staatsanwaltschaft erlassene Haftbefehl – in vollem Umfang im Buch enthalten – markiert den Endpunkt einer teils grotesken Geschichte versäumter Strafverfolgung.
Mengeles Doktortitel wurden erst 1963 rechtsgültig aberkannt. Otmar von Verschuer war auch nach Kriegsende noch für einen Posten in der Frankfurter Universitätsmedizin im Gespräch und bis zu seinem Lebensende 1969 in den akademischen Kreisen der Bundesrepublik aktiv. Im Kontext des 100jährigen Jubiläums der Goethe-Universität richtet „Jenseits des Hippokratischen Eids“ den Blick auf das wohl dunkelste Kapitel der Frankfurter Wissenschaftsgeschichte.
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Benjamin Ortmeyer ist apl. Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität und leitet die Forschungsstelle NS-Pädagogik.
Jenseits des Hippokratischen Eids
Josef Mengele und die Goethe-Universität
Protagoras Academicus 2014,
Frankfurt am Main
154 Seiten, kartoniert, 14,80 Euro
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