Universitätsbibliothek / Pessach – das Fest der Freiheit

Hagadah shel Pesaḥ, gedruckt von Gershom Kohen in Prag, 1526. Er gründete im 16. Jh. Die erste hebräische Druckerei in Prag. Die Illustrationen sind Holzschnitte im Stil Holbeins und Dürers.

Das Pessach-Fest, das an den Auszug der Juden aus Ägypten und an die Befreiung aus der pharaonischen Sklaverei erinnert, symbolisiert die Entstehung des jüdischen Volkes. Es beginnt mit dem Sederabend, einem Festmahl im Kreise der Familie und Freunde, in dessen Mittelpunkt das Vorlesen der Hagadah steht, einer Zusammenstellung von biblischen Texten, Gebeten, Liedern und Regeln. Im Laufe der Jahrhunderte wurde eine Vielzahl von Hagadot (Plural von Hagadah) verfasst und gedruckt und seit dem Mittelalter auch von Generationen von Künstlern reichhaltig bebildert und ausgeschmückt.

In der Sammlung der Universitätsbibliothek, die den umfangreichsten Bestand in Deutschland an Literatur zum Judentum und zum Staat Israel besitzt und den Fachinformationsdienst Jüdische Studien verantwortet (www.jewishstudies.de), finden sich zahlreiche Exemplare der Hagadah unterschiedlichster Herkunft und Ausrichtung. Hier sind hebräische Originalhandschriften und Faksimiles bedeutender illuminierter Handschriften aus ganz Europa ebenso zu finden wie ein Exemplar des ältesten Drucks einer mit Illustrationen versehenen Hagadah (Prag 1526, s. Abb.) Das dritte in Frankfurt gedruckte Buch im Jahre 1512 ist die Übersetzung des Inhalts der Hagadah ins Lateinische von Thomas Murner unter dem Titel „Chukat ha-Pesach. Ritus et celebratio phase iudeo[rum]“.

Isaac Tyrnau, Minhagim, Amsterdam 1722/23

Darstellungen der religiösen Gebote an Pessach finden sich auch als Holzschnitte in den jiddischen Minhagim, Brauchtums- büchern des 18 Jahrhunderts. Hier ist das Backen der Matzen mit ungesäuertem Teig zu sehen, da der Verzehr von gesäuertem Brot an Pessach strikt verboten ist.

Mit dem Beginn der Moderne hat sich der Inhalt der Hagadah verändert und sich den neuen Formen jüdischen Lebens angepasst. Die Hagadah wurde in die jeweilige Landessprache übersetzt, so auch ins Deutsche, und zu den biblischen Geschichten traten vermehrt neue Inhalte mit aktuellen jüdischen Ereignissen hinzu. Aus den Kibbutzim in Israel besitzt die UB diverse Ausgaben, in denen die religiösen Elemente durch die Darstellung des kollektiven Lebens und der Landarbeit ersetzt werden. Nach dem Krieg wurden schmucklose Exemplare der Hagadah von Holocaustüberlebenden in den DP-Lagern veröffentlicht. Viele moderne Hagadot wenden sich direkt an die Kinder, um deren Aufmerksamkeit während des Festmahls zu erhalten, und sind entsprechend formuliert und bebildert. Andere sind Ausdruck des Selbstverständnisses der unterschiedlichen Strömungen im Judentum.

Anzeige aus: Neue Jüdische Presse / Frankfurter Israelitisches Familienblatt, 30.1.1903

Autorin: Rachel Heuberger

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 2.19 des UniReport erschienen.

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