Universitätsbibliothek / Digitalisierung historischer Leitzeitungen in Hessen

Die historischen Zeitungen der hessischen Bibliotheken sind bedeutende Quellen zur Regional- und Ortsgeschichte und von hohem kulturhistorischem Wert. Sie stellen eine wertvolle Ergänzung zur archivischen Überlieferung dar. Denn sie beleuchten zum einen die Ereignisse aus einer anderen (nichtoffiziellen) Sicht und für ein anderes Publikum. Zum anderen schließen sie vorhandene, meist kriegsbedingte Überlieferungslücken. Die hessischen Zeitungen sind auf viele Einrichtungen verteilt und aufgrund der schlechten Papierqualität meist schwer zugänglich. In einem von der DFG geförderten Landesprojekt wird die Universitätsbibliothek Frankfurt in den nächsten 12 Monaten gemeinsam mit vier weiteren hessischen Universitäts- und Landesbibliotheken (Fulda, Gießen, Marburg, Wiesbaden) und der HeBIS-Verbundzentrale (Hessischer Bibliotheksverbund) speziell ausgewählte historische Leitzeitungen von überregionaler Bedeutung digitalisieren lassen. Über ein Portal werden die mit Texterkennungssoftware (OCR) erschlossenen Volltexte für Wissenschaft, Forschung und Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.

Die ausgewählten Leitzeitungen, die in besonderer Weise die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Vielfalt des Landes Hessen für die politisch wichtigen Zeiträume 1871 – 1913 und 1919 – 1945 widerspiegeln, sind:

  • Casseler Neueste Nachrichten
  • Frankfurter Zeitung und Handelsblatt
  • Fuldaer Zeitung
  • Gießener Anzeiger
  • Oberhessische Zeitung
  • Wiesbadener Tagblatt

Für die Universitätsbibliothek Frankfurt nimmt die komplett überlieferte „Frankfurter Zeitung“ aufgrund regionaler wie nationaler Bedeutung eine herausgehobene Stellung ein. Sie gilt als Vorgängerin der 1949 neu begründeten “Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und steht für die historische Rolle Frankfurts als ein Zentrum des Liberalismus in Deutschland, geprägt von starkem gesellschaftlichen Engagement ihrer Bürger. Im Feuilleton der Frankfurter Zeitung veröffentlichten regelmäßig fast alle wichtigen Intellektuellen und Schriftsteller der Zeit, darunter Walter Benjamin, Erich Kästner, Thomas Mann, Theodor W. Adorno, Theodor Heuss oder Stefan und Arnold Zweig. Ab 1933 war die Zeitung gezwungen, zahlreiche jüdische Mitarbeiter und Autoren des Frankfurter Verlagshauses zu entlassen. Sie konnte sich allerdings der Gleichschaltung der Presse entziehen, bis sie 1943 von den Nationalsozialisten endgültig verboten wurde. Aufgrund dieser großen Bedeutung ließ die Frankfurter Universitätsbibliothek ihren Bestand der FZ im vergangenen Jahr komplett von einem Spezialdienstleister „entsäuern“, um dem eingetretenen Papierzerfall entgegenzutreten.

In dem bewilligten Verbundprojekt stellen die Bibliotheken die Leitzeitungen in den nächsten Monaten sowohl für die Forschung, als auch für die interessierte Öffentlichkeit kostenfrei und komfortabel zur Verfügung. Voraussichtlich werden 1,2 Millionen Zeitungsseiten online zur Benutzung bereitgestellt. Das Projekt bildet damit auch die Grundlage für weitere verteilte Digitalisierungsmaßnahmen mit der Perspektive, dass mittelfristig das gesamte Spektrum der hessischen Zeitungen im Netz sichtbar wird. Es schließt direkt an die Digitalisierung und Erschließung der regionalen hessischen Zeitungen aus der Zeit des ersten Weltkrieges an. Hierbei hatten die hessischen Bibliotheken in enger Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL) das umfangreiche Material von über 120 Regionalzeitungen der Jahre 1914 bis 1918 digitalisiert, mit OCR aufbereitet und u.a. durch einen Themennavigator inhaltlich strukturiert. Das Ergebnis: „Der Blick auf den Krieg“, http://hwk1.hebis.de/

Quelle: Pressemitteilung vom 29. April 2019

Relevante Artikel

Ganzheitliche Lösungen für die Nutzenden

Im Gespräch: Dr. Yves Vincent Grossmann, seit März 2024 Leiter Forschungsdatenmanagement (FDM) und Bibliothek Naturwissenschaften (BNat) an der Universitätsbibliothek UniReport:

Öffentliche Veranstaltungen

Kein Sommermärchen

Der Sportsoziologe Robert Gugutzer hat mit Studierenden das Public Viewing bei der letzten Fußball-EM untersucht. Auch weil die „Atmosphärenprofis“ gefehlt

You cannot copy content of this page