Der Körper als Kommunikationsnetzwerk: Biochemikerin Florencia Sánchez im Porträt

Die Biochemikerin Florencia Sánchez aus Argentinien erforscht, wie Empfängerproteine Zellreaktionen beeinflussen. Und nebenbei fotografiert sie gerne.

Nach ihrer Promotion in Biophysik und Zellbiologie stand für die junge Argentinierin fest: Sie möchte ins Ausland gehen. Nach mehreren Präsentationen und Vorstellungsgesprächen klappte es dann mit einer Postdoc-Stelle an der Goethe-Universität. Seit 2017 ist Dr. Florencia Sánchez mit ihrer Familie in Deutschland. Sie arbeitet seitdem im Team von Prof. Robert Tampé und fühlt sich auf dem Campus Riedberg sehr wohl: „Die Tampé-Gruppe war immer sehr hilfreich, nicht nur im Labor, sondern auch mit Ratschlägen in verschiedenen anderen Bereichen. In Argentinien haben wir zwar gute Universitäten, aber fehlende Strukturen und Ressourcen sind große Nachteile, wenn man Forschung betreibt“, betont Florencia Sánchez. In nächster Zukunft plant sie, sich für Professorenprogramme und Stipendien wie das Emmy Noether-Programm der DFG und den ERC Starting Grant zu bewerben.

»Schönes Oberursel«: Beim GWC-Fotowettbewerb für internationale Wissenschaftler*innen und Doktorand*innen an der Goethe-Universität 2020 belegte Florencia
Sánchez mit ihrem Beitrag den 2. Platz.

Wenn man sie nach ihrer Forschung befragt, antwortet sie mit großer Anschaulichkeit: „Unser Körper besteht aus 100 Billionen Zellen, die miteinander kommunizieren, Signale von der Außenwelt empfangen und auf diese reagieren. Eine zentrale Rolle in diesem Kommunikationsnetzwerk spielen Empfängerproteine, sogenannte Rezeptoren, die in der Zellmembran verankert sind. Dort empfangen sie Signale und leiten sie ins Innere der Zelle weiter, wo eine zelluläre Reaktion ausgelöst wird. Wir entwickeln Werkzeuge und Systeme, um zu untersuchen, wie Ansammlungen dieser Rezeptoren, sogenannte Cluster, physiologische Zellreaktionen beeinflussen.“ Zu diesem Zweck werden ultrakleine Interaktionspaare verwendet, die in Echtzeit durch Licht gesteuert werden können. „Licht ist ein perfekter Schalter, weil es innerhalb von Sekunden Fotoreaktionen auslöst und in Zeit, Raum und Intensität moduliert werden kann. Diese Methode erlaubt die Manipulation von Rezeptornetzwerken auf schnelle, hochspezifische und nicht-invasive Weise“, erläutert sie. Erst letzten Monat wurde ihre erste Arbeit, die diesen Ansatz verwendet, in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht. Sie zeige, wie wichtig es ist, die räumliche Verteilung von Rezeptorclustern und ihren Einfluss auf Zellreaktionen zu untersuchen.

Florencia Sánchez fühlt sich nicht nur am Institut für Biochemie sehr wohl, sie genießt mit ihrer Familie auch das Leben in der grünen Stadt Frankfurt. Vor allem die vielen Parks und die friedliche und sichere Stimmung auf den Straßen haben es ihr angetan. Sehr positiv äußert sich die Argentinierin auch über die Organisation ihres Aufenthaltes seitens der Universität. Vor allem das Goethe Welcome Center (GWC) kümmere sich ständig um die internationalen Wissenschaftler*innen. Die Corona-Pandemie hat leider auch ihre Reisemöglichkeiten sehr beeinträchtigt. „Wir besuchen unsere Familie in Argentinien normalerweise einmal im Jahr, aber jetzt sind wir seit Juni 2019 nicht mehr gereist.“ Von zu Hause aus zu arbeiten ist ihrer Ansicht nach manchmal schwierig, aber nicht unmöglich – „wenn man gut organisiert ist. Ich denke, diese Situation hat uns dazu gezwungen, die Zeit, die wir im Labor verbringen, besser zu organisieren und effektiver zu gestalten. Davon können wir am Ende alle auch profitieren.“

Dieser Beitrag ist in der Ausgabe 2/2021 (PDF) des UniReport erschienen.

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