Politikstudent Lukas Schlapp ist einer von zwei deutschen UN-Jugenddelegierten

Lukas Schlapp, UN-Jugenddelegierter; Foto: Dettmar

Wenn man ihn im Augenblick auf dem Campus Westend trifft, ist er mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Trolley unterwegs: Lukas Schlapp befindet sich gewissermaßen auf dauerhafter Deutschland-Tour in Diensten der Vereinten Nationen. Der Student der Politik- und Kunstwissenschaft ist einer von zwei deutschen „UN-Jugenddelegierten“, die sich für die Belange von Jugendlichen in der UN-Generalversammlung einsetzen sollen.

Schlapp reist mit seiner Kollegin Antonia Kuhn durch die Lande, um Stimmen und Meinungen von Jugendlichen einzuholen. Die beiden organisieren mehrmals wöchentlich Workshops für Jugendverbände, in denen nicht nur die Vereinten Nationen vorgestellt werden, sondern vor allem im Gespräch Forderungen junger Menschen erarbeitet werden. „Nicht alle formulierten Forderungen richtet sich an die UN.

Es sind viele Themen aus der Kommunal- und Bundespolitik“, erklärt Schlapp. Ein wichtiges Thema für die nächste UN-Generalversammlung, die im Oktober in New York stattfinden wird, ist die Bedeutung von Freiwilligendiensten (Volunteering) und Privatheit im digitalen Zeitalter. Im dritten Ausschuss der Generalversammlung, der soziale und kulturelle Themen verhandelt, wird dann der deutsche Botschafter den beiden Jugenddelegierten das Rederecht übertragen.

Dann wird es ernst, und Schlapp wird auf Englisch ein Statement vor 250 Diplomaten vortragen. „Durch meine zahlreichen Auslandsaufenthalte ist das an sich kein Problem für mich“, erklärt Schlapp. Allerdings muss er sich noch etwas das Diplomaten- Englisch der UN aneignen, erzählt er. Jenseits der Generalversammlung wird er mit seiner Kollegin Events für Diplomaten organisieren.

In der Vorbereitung kann er noch viel von Antonia Kuhn lernen, die sich mit den Simulationen der Vereinten Nationen (MUN) gut auskennt. Auch die Goethe-Uni sendet einmal im Jahr eine Delegation zur NMUN nach New York, um an diesen höchst professionellen Veranstaltungen teilzunehmen. Die Stellen der beiden deutschen UN-Jugenddelegierten werden jährlich von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und vom Deutschen Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit ausgeschrieben.

Schlapp konnte sich im Telefoninterview und dem zweitägigen Auswahlverfahren immerhin gegen 100 Mitbewerber durchsetzen. „Ich denke, dass meine vielen Erfahrungen, die ich bei Auslandsaufenthalten, im freiwilligen Engagement und in der Jugendarbeit sammeln konnte, letztendlich ausschlaggebend waren“, sagt Schlapp. Eine politikwissenschaftliche Expertise habe er im Bewerbungsgespräch hingegen nicht vorweisen können, sagt er und grinst.

Während seiner Schulzeit verbrachte er ein Jahr in den USA, nach dem Abi ein Jahr in Südindien. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), in dem er am Frankfurter Städel die Museumsarbeit kennenlernte, war zuerst Kunst sein großes Steckenpferd. Nachdem der gebürtige Nürnberger sich entschlossen hatte, in der „überhaupt nicht langweiligen“ Großstadt Frankfurt zu studieren, avancierte aber zunehmend die Politologie zu seinem Hauptfach.

„Die Goethe-Uni verfügt ein sehr großes politikwissenschaftliches Institut, das thematisch sehr breit aufgestellt ist“, schwärmt Schlapp. Beruflich würde ihn später einmal die Entwicklungszusammenarbeit interessieren. Umweltschutz und Tierrecht sind die beiden Großthemen, die ihn umtreiben. „In der Projektarbeit in Indien ging es unter anderem darum, ein Bewusstsein für Müll zu stärken.

Tierrecht ist für mich ganz persönlich ein sehr wichtiges Thema: Als Veganer möchte ich mit dazu beitragen, dass die Bedürfnisse von Lebewesen, die über keine eigene Stimme in der Politik verfügen, beachtet werden.“ Dabei interessieren den 22-jährigen nicht nur globale Themen.

So ist Schlapp auch in Sachsenhausen bei der SPD und den Jusos aktiv. So gesehen ist er schon ein richtiger Polit-Profi, möchte aber junge Menschen gerne dazu motivieren, sich stärker einzubringen, auch wenn einschlägige Erfahrungen noch fehlen: „Jugendliche haben das Recht zu partizipieren. Das kann auch auf ganz naive Weise geschehen – man muss es eben nur versuchen.“

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 4.18 des UniReport erschienen. PDF-Download »

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