1822-Universitätspreis – Was braucht gute Lehre?

: Prof. Dr. Tanja Brühl, Vize-Präsidentin der Goethe-Universität, Dr. Irene Corvacho del Toro (3. Preisträgerin), dahinter Dr. Karsten Tolle (1. Preisträger), Prof. Dr. Bernd Grünewald (2. Preisträger), Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, Robert Restani, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse. Foto: Lecher
Gemeinsamer Einsatz für gute Lehre: Vize-Präsidentin Prof. Tanja Brühl, Dr. Irene Corvacho del Toro (3. Preisträgerin), dahinter Dr. Karsten Tolle (1. Preisträger), Prof. Bernd Grünewald (2. Preisträger), Präsidentin Prof. Birgitta Wolff und Robert Restani, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse. Foto: Lecher

„Der 1822-Universitätspreis hat der Hochschullehre zu stärkerer Sichtbarkeit verholfen; engagierte Lehrende bekommen heute wesentlich mehr Anerkennung – nicht nur von den Studierenden, auch von ihren Kolleginnen und Kollegen“, so die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff, bei der Verleihung des Preises, der bereits zum 15. Mal vergeben wird. Er hat wesentlich dazu beigetragen hat, dass der Lehre mehr Gesicht und Gewicht verliehen wird. Ausgezeichnet wurden: der Informatiker Dr. Karsten Tolle (1. Preis: 15.000 Euro), der Neurobiologe Prof. Dr. Bernd Grünewald (2. Preis: 10.000 Euro) und die Linguistin Dr. Irene Corvacho (3. Preis: 5.000 Euro).

Der 1822-Preis rückt die Qualität der Lehre, die Lehrenden, ihre Interaktion mit den Studierenden in den Blick – und „damit das Lehren und Lernen, das sich normalerweise hinter verschlossenen Seminartüren vollzieht“, ergänzt die Universitätspräsidentin. Als entscheidende Voraussetzungen für gelingende Lehre bezeichnet sie: Persönlichkeit und Engagement, Kreativität und didaktisches Geschick, persönliche Reflexion über Lehre und Lernen – und eben auch ausreichend Zeit für die Vorbereitung.

Auch wenn die Reputation der Lehre in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, so bleibt doch eine Diskrepanz zwischen dem Ansehen von Lehre und Forschung. Denn immer noch steht die Forschungsleistung an erster Stelle, wenn es um die wissenschaftliche Karriere geht. „Engagement in der Forschung darf nicht gegen Engagement in der Lehre ausgespielt werden“, warnt Prof. Karin Donhauser von der Humboldt-Universität zu Berlin auch mit Blick auf die nächste Runde der Exzellenzinitiative. Die zweimalige Juryvorsitzende des „Qualitätspakts Lehre“ von Bund und Ländern setzt auf konsequente Vernetzung derjenigen, die sich umfassend mit wissenschaftlicher Lehre auseinandersetzen: „Systematische Vernetzung bringt mehr als die Einrichtung neuer Gremien“, ist Karin Donhauser überzeugt.

: Prof. Dr. Tanja Brühl, Vize-Präsidentin der Goethe-Universität, Dr. Irene Corvacho del Toro (3. Preisträgerin), dahinter Dr. Karsten Tolle (1. Preisträger), Prof. Dr. Bernd Grünewald (2. Preisträger), Prof. Prof. Dr. Bernd Grünewald (2. Preisträger). Foto: Lecher
Die Preisträger: Dr. Karsten Tolle, Dr. Irene Corvacho del Toro und Prof. Bernd Grünewald. Foto: Lecher

Es zeichnet sich ein langsamer Wandel in der Wertschätzung der Lehre ab, wie die für Lehre verantwortliche Vizepräsidentin, Prof. Dr. Tanja Brühl, beobachtet. Sie hat den 1822-Preis bereits 2008 bekommen, damals war die Politikwissenschaftlerin noch Juniorprofessorin: „Der Preis bedeutete Rückenwind für meine Karriere als Hochschullehrerin, war Anerkennung und Ansporn zugleich“, erinnert sich Brühl. „Der Lehrpreis hat mich ermutigt, mit neuen Lehrformen und -formaten zu experimentieren. Neues zu wagen und die eigene Lehre fortwährend zu reflektieren und zu professionalisieren – das ist es, was in meinen Augen gute Lehrende ausmacht.“

Bei der Vergabe des 1822-Preises spielen die Studierenden eine zentrale Rolle. Dazu Dr. Kerstin Schulmeyer-Ahl, Leiterin der Abteilung Lehre und Qualitätssicherung, an die Studierenden ihre Verschläge senden: „Dass die Studierenden so rege von ihrem Vorschlagsrecht Gebrauch machen, zeugt von der Wertschätzung, die sie guter Lehre und engagierten Dozenten entgegenbringen.“ Gute Lehre ist nicht ohne die Studierenden zu realisieren, hat Schulmeyer-Ahl in den vergangenen Jahren immer wieder beobachten können, und sie fügt hinzu: „Die Perspektive der Studierenden, ihre Erwartungen, vor allem aber ihr Wissen um die konkrete Studiensituation in den einzelnen Fächern ist für die Weiterentwicklung von Lehrformaten und Studiengängen unabdingbar.“

Der von der Stiftung der Frankfurter Sparkasse und der Goethe-Universität ausgelobte „1822-Universitätspreis für exzellente Lehre“ wird seit 2002 jährlich vergeben und ist insgesamt mit 30.000 Euro dotiert. „Die Stiftung der Frankfurter Sparkasse fördert das Preisgeld für den ersten und den dritten Platz. Exzellente Lehre ist die Voraussetzung, um engagierte und qualifizierte Fachkräfte für unsere Region zu gewinnen. Diese wichtige Aufgabe der Lehre wollen wir unterstützen“, betont Robert Restani, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Sparkasse. In diesem Jahr lagen der Jury Nominierungen aus nahezu allen Fachbereichen der Universität vor. Aus diesen wählte eine Kommission, bestehend aus Studierenden, Professoren und Mitarbeitern der Universität sowie eines Vertreters der Stiftung der Frankfurter Sparkasse, die Preisträger aus.
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Die Preisverleihung bei Rhein-Main-TV
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Die Preisträger 2016 des 1822-Universitätspreises für exzellente Lehre

„Wie ein ‚roter Faden der Motivation‘ in meinem Studium“

Dr. Karsten Tolle, Informatiker (1. Preis). Foto: Dettmar
Dr. Karsten Tolle, Informatiker (1. Preis). Foto: Dettmar

Dr. Karsten Tolle, Informatiker (1. Preis)

Was Dr. Karsten Tolle an der Lehre so gefällt: „Man bekommt ein unmittelbares Ergebnis, man weiß, dass man etwas Sinnvolles tut.“ Bei einem wissenschaftlichen Aufsatz könne man nicht immer sagen, ob er von vielen gelesen werde. Den Studierenden hingegen merke er schnell an, ob seine Lehre Früchte trägt. Dass sie das tut, wurde ihm nun auch durch den 1822-Preis für gute Lehre bestätigt.

In Hannover geboren und aufgewachsen, studierte Karsten Tolle in der niedersächsischen Hauptstadt Mathematik mit Studienrichtung Informatik. Damals hatte sich die Informatik in Hannover noch nicht als eigenes Studienfach etabliert – und auch Tolle machte im Studium die ersten Schritte als Informatiker. Vielleicht kann er sich deshalb so gut in die Studierenden hineinversetzen. Seit 2000 ist er Akademischer Rat am Institut für Informatik der Goethe-Universität. Im Zentrum von Forschung und Lehre steht für ihn das Thema Datenbanken. Als Forscher betreibt er ein Kooperationsprojekt mit den Archäologen der Goethe-Universität und mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts; dabei geht es um die Erfassung, Veröffentlichung und Interoperabilität antiker Münzdaten.

Für Studierende der Informatik gehört die Beschäftigung mit Datenbanken zum Basiswissen. In den großen Veranstaltungen im Grundstudium drängen sich oft fast zweihundert Studierende im Hörsaal, der Lärmpegel sei hoch, und darunter leide oft auch das Lernergebnis, berichten Studierende. Nicht so bei Dr. Tolle: Mit feinem Humor, Geduld und Kompetenz schaffe er es, seine Zuhörer zu erreichen, so dass sie tatsächlich etwas lernten. „Grundlagen der Programmierung 2“ ist eine solche Veranstaltung. Drei Stunden Vorlesung, das sei schon harter Tobak für alle Beteiligten, meint Tolle. Da sei es wichtig, die Studierenden einzubeziehen, sie zum Mitmachen zu animieren. „Auch bei 150 Zuhörern schaffe ich es immer wieder, einzelne Studierenden an die Tafel zu holen und gemeinsam mit ihnen etwas zu erarbeiten“, sagt er stolz.

Als Informatiker vertritt er ein Fach, das einem steten Wandel unterworfen ist. So investiert er viel Zeit in die Vorbereitung und Aktualisierung seiner Lehrveranstaltungen. Um das neueste Wissen weiterzugeben, weicht er von klassischen Vortragsarten ab, tritt in Dialog mit den Studierenden, entwickelt gemeinsam mit ihnen neue Ideen. Dass das nicht die Norm zu sein scheint, lässt das Statement einer Studentin erahnen: Karsten Tolle begleite sie als „roten Faden der Motivation“ durch ihr Studium.

Was macht gute Lehre für Tolle selbst aus? Vor allem müsse der Lehrende motiviert sein, Spaß an der Lehre und an seinem Thema haben, findet er. Und er müsse in der Lage sein, Emotionen zu wecken und in Beziehung zu den Zuhörenden zu treten: „Nicht jeder muss mich mögen, aber wechselseitiger Respekt von beiden Seiten hilft.“ Und auch kritisches Feedback sei wichtig: „Wenn ein System nicht gewartet wird, ist es irgendwann tot“, weiß der Informatiker – und das gilt für ihn auch für die Lehre.

Der Neurobiologe weiß nicht nur, wie Insekten lernen

Prof. Dr. Bernd Grünewald, Neurobiologe (2. Preis). Foto: Dettmar
Prof. Dr. Bernd Grünewald, Neurobiologe (2. Preis). Foto: Dettmar

Prof. Dr. Bernd Grünewald, Neurobiologe (2. Preis)

Eine Sache gern zu tun, ist die Voraussetzung, um sie auch gut zu machen. Diese Voraussetzung erfüllt Prof. Dr. Bernd Grünewald voll und ganz: „Mein Arbeitsplatz in der Lehre ist einer der besten, die es gibt“, sagt er. Es sei eine große Bereicherung, mit jungen, motivierten Menschen wissenschaftliche Inhalte erarbeiten zu dürfen, zu sehen, „wie es fruchtet“. Und auch das hat mit seinem Fachgebiet der Neurobiologie zu tun: Grünewald, der in diesem Jahr den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre erhält, beschäftigt sich mit der Neurobiologie von Insekten – damit, wie Insekten lernen. Und er ist Leiter des Instituts für Bienenkunde in Oberursel der Polytechnischen Gesellschaft.

1962 in Remscheid geboren, ging Bernd Grünewald zum Studium ins bayerische Regensburg. Die junge Universität gefiel ihm auf Anhieb: Auf dem Campus lag alles nah beieinander, so dass er neben seinem Biologiestudium auch noch Vorlesungen in Psychologie und Alter Kirchengeschichte besuchen konnte. Eigentlich wollte Grünewald ja Botaniker werden, doch einmal an der Regensburger Universität, änderte er diesen Plan: Hier gab es einen Forschungsschwerpunkt zur Sinnesbiologie von Insekten – der Grundstein für seine spätere wissenschaftliche Spezialisierung war gelegt. Als Doktorand an der Freien Universität Berlin beschäftigte sich Bernd Grünewald intensiv mit den Lernprozessen von Honigbienen. Dann wechselte er nach Tucson, Arizona, und erforschte die hormonelle Kontrolle von Ionenströmen während der Metamorphose des Tabakschwärmers, einem Nachtfalter, der sich im Gegensatz zu anderen Insekten von den giftigen Blättern der Tabakpflanze ernährt.

Nach Frankfurt kam Grünewald 2007. Im Jahr 2008 – dem Jahr, in dem die Goethe-Universität zur Stiftungsuniversität wurde –, trat er hier eine Stiftungsprofessur an, gestiftet von der Polytechnischen Gesellschaft, die auch das Institut für Bienenkunde trägt. Grünewald hat „die ganz normalen Aufgaben eines Professors“ – zum Glück. Die Studierenden schätzen an ihm, dass er vom Beginn ihres Studiums an präsent ist; bereits bei den Informationsveranstaltungen für Studieninteressierte und den Willkommenstagen für Anfänger ist er anwesend. Er habe den Online-Studienwahl- Assistenten (OSA) des Fachbereiches mitgestaltet, versuche, Kontakte zwischen Erfahrenen und Neulingen zu stiften, und engagiere sich bei der Night of Science. Den Studierenden lege er Vernetzung – auch international – ans Herz. Er selbst würde liebend gerne einmal ein Seminar mit Soziologen und Kunsthistorikern halten. Thema: „Bienen sind auch nur Menschen“.

Grünewald weiß jedoch nicht nur, wie Insekten lernen, sondern ist auch ein engagierter Hochschullehrer. In der universitären Lehre ist ihm wichtig, dass die Studierenden die Inhalte nicht in sich hinein pauken; vielmehr möchte er sie zu unabhängigem Denken und eigenem Erkennen anregen, oft über eigenständig durchgeführte Experimenten. Grünewald duldet Widerspruch nicht nur, er wünscht ihn sich. Und wenn die Studierenden mit eigenen Forschungsfragen auf ihn zukommen, freut ihn das besonders. Im Modul „Freies Studium“ und in den Masterstudiengängen erhalten die Kursteilnehmer Projektvorschläge aus dem Umfeld von Grünewalds Forschung. Anhand von Versuchen erstellen die Studierenden ein Poster, wie es für eine Fachtagung geeignet wäre, und schreiben ein Protokoll, das als wissenschaftliche Publikation verwendet werden könnte.

Auch als Studiendekan setzt sich Bernd Grünewald für die Belange der Studierenden ein. So trug er dafür Sorge, dass die Studierenden aktiv in die Studiengangsentwicklung eingebunden wurden, und verschaffte den studentischen Interessen in den Diskussionen um die Reakkreditierung der biologischen Studiengänge Gehör. Dass die Studierenden ihn daraufhin baten, seine Amtszeit als Studiendekan zu verlängern, ist ebenso Ausdruck ihrer Wertschätzung für sein Engagement wie der Umstand, dass sie ihn für den 1822-Preis vorgeschlagen haben.

Rechtschreibung braucht gute Vermittler – in der Uni wie in der Schule

Dr. Irene Corvacho del Toro, Linguistin (3. Preis). Foto: Dettmar
Dr. Irene Corvacho del Toro, Linguistin (3. Preis). Foto: Dettmar

Dr. Irene Corvacho del Toro, Linguistin (3. Preis)

Rechtschreibung ist nicht gerade das Lieblingsthema deutscher Schülerinnen und Schüler. Doch was tun gegen die Rechtschreibprobleme in deutschen Klassenzimmern? Dr. Irene Corvacho del Toro hat viele Ideen, die sie mit ihren Studierenden umsetzt. Für ihre innovative Herangehensweise hat sie den diesjährigen 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre erhalten.

Irene Corvacho del Toro selbst liebt die Orthographie. Die gebürtige Kolumbianerin wurde – wie viele Jugendliche aus der gebildeten Schicht – früh dazu angehalten, Sprachen zu lernen. Und ihre erste Fremdsprache war Deutsch, das sie an der Deutschen Schule in Barranquilla lernte. Später ging sie nach Hamburg, um dort Sprachlehrforschung und Anglistik – nicht etwa Germanistik – zu studieren. Erst ihre Promotion schrieb sie im Fach Germanistik, und zwar im Rahmen des Projekts PERLE – „Persönlichkeits- und Lernentwicklung von Grundschülern“; ihr Doktorvater war Prof. Dr. Günther Thomé. „Ich wollte schon immer forschen, hatte aber keine Stelle“, erzählt Corvacho, die zwischendurch auch vier Jahre im Frankfurter Architekturmuseum gearbeitet hat. In ihrer Dissertation konnte sie belegen: Zwischen Lehrerwissen und Schülerkompetenzen besteht gerade in der Rechtschreibung ein enger Zusammenhang.

Also muss es darum gehen, den Studierenden zunächst die fundierte Kenntnis des Systems „Deutsche Sprache“ zu vermitteln, eines faszinierenden Systems, wie Corvacho findet. Die Regelhaftigkeit von Phonologie, Morphematik und Grammatik zu durchdringen, ist eine wichtige Voraussetzung für guten Deutschunterricht. Dann geht es um die Vermittlung dieses Wissens an die Schülerschaft. Bei Irene Corvacho läuft beides Hand in Hand: Sie hat ein Format entwickelt, bei dem die Aneignung von Fachwissen mit der didaktischen Praxis parallelisiert wird. Das Hauptseminar „Individuelle Förderung der Rechtschreibentwicklung bis Klasse 9“ hat bereits dreimal stattgefunden – mit großem Erfolg bei den Studierenden.

Die Lehramtsstudentinnen und -studenten suchen sich selbst einen Schüler oder eine Schülerin mit Schwierigkeiten in der Rechtschreibung, die sie ein Semester lang begleiten. Im Seminar werden die spezifischen Schwierigkeiten der einzelnen Schüler diskutiert und analysiert, um das weitere Vorgehen festzulegen. Woran kann es liegen, dass eine Schülerin ständig „d“ und „t“ verwechselt? Intuitives Sprachgefühl, wie es die meist muttersprachlichen Studierenden mitbringen, reicht zur Erklärung ebenso wenig aus wie zur gezielten Förderung der Kinder. Dafür sind umfassendere Kenntnisse der Phonologie notwendig – zum Beispiel das Wissen darum, dass sich die beiden Laute allein durch das Merkmal der Stimmhaftigkeit unterscheiden. So vertiefen die Studierenden ihr fachliches Wissen und erweitern zugleich ihr didaktisches Instrumentarium.

Wie Irene Corvacho del Toro fachwissenschaftliche und fachdidaktische Inhalte miteinander verbindet, das findet Lauritz Fastenrath, der an der Goethe-Universität Lehramt für die Grundschule studiert, faszinierend. Er habe bei Corvacho ein Seminar zum Gebrauch des Smartboards im Unterricht besucht und hierfür eine Unterrichtsstunde über ein Orthographiethema vorbereitet. „Sie wusste genau, wo sie uns abholen musste, und hat uns eng begleitet. Wir haben viel bei ihr gelernt“, sagt er. Auch deshalb habe sie den 1822-Preis mehr als verdient.

Der Band zum Preis „Was braucht gute Lehre? – Personen, Projekte, Positionen“

Pünktlich zum kleinen Jubiläum, der 15. Vergabe des 1822-Universitätspreises, ist dieser Band erschienen. Die 36 Preisträgerinnen und Preisträger aus 15 Jahren, die hier ebenso wie ihre Lehrprojekte vorgestellt werden, repräsentieren einen breiten Querschnitt durch die Goethe-Universität: vom jungen Nachwuchswissenschaftler zur Vizepräsidentin, vom selbständigen Wissenschaftscoach zum Sprecher eines Exzellenzclusters, von der Judaistin zum Neurobiologen. Die Gruppe der Preisträger ist bunt und sie zeigt, dass gute Lehre durchaus mit Forschungsstärke oder der Übernahme hochschulpolitischer Verantwortung einhergehen kann. Der Band vermittelt Erkenntnisse der aktuellen Lehr- und Lernforschung wie der hochschulpolitischen Diskussion.

Lehre ist immer auch ein Experiment, das Kreativität erfordert. Dieses Element greift der Band auf, indem er mit Textformaten und Visualisierungen spielt. In Porträts und Projektskizzen informieren Journalistinnen über die Preisträger, in Interviews antworten diese auf Fragen rund um Studium und Lehre. Dabei zeigt sich: Exzellente akademische Lehre folgt nicht automatisch aus guter Forschung – auch wenn sie zweifelsohne auf dieser basiert. Exzellente Lehre ist voraussetzungsreich: Sie erfordert Theorien und Konzepte, didaktisches Wissen und (Selbst-)Reflexion und nicht zuletzt hinreichend Vorbereitungszeit.

Ulrike Jaspers/ Anke Sauter

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