Serie Seniorprofessuren / Prof. Reinhard H. Schmidt im Interview

Wer sind eigentlich die knapp 30 Seniorprofessorinnen und –professoren an der Goethe-Universität, die sich auch nach ihrer Pensionierung noch in der Lehre engagieren? In einer mehrteiligen Serie werden sie hier vorgestellt. 

Um die Betreuungsrelationen zu verbessern und ein zusätzliches hochqualifiziertes Lehrangebot anbieten zu können, besteht seit Ende 2009 an der Goethe-Universität die Möglichkeit, Seniorprofessuren einzurichten. Pensionierte oder emeritierte Professorinnen und Professoren der Goethe-Universität oder anderer Universitäten mit ausgewiesener Lehrkompetenz kommen für eine Seniorprofessur infrage und können somit auch nach ihrer Pensionierung weiterhin in der Lehre tätig sein. Das Lehrdeputat liegt zwischen vier und acht Semesterwochenstunden und schließt die Verpflichtung zu prüfen ein.

Teil 5 – Prof. Reinhard H. Schmidt

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Prof. Reinhard H. Schmidt (71) ist seit März 2015 Seniorprofessor für International Banking am House of Finance der Goethe-Universität. Sein Lehrdeputat beträgt zwei Semesterwochenstunden.

 

 

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Herr Prof. Schmidt, wie kam es zu der Entscheidung für eine Seniorprofessur und was war Ihre Motivation, sich für weitere Lehrjahre an der Goethe-Uni zu entschieden, statt Ihre freie Zeit zu genießen?

Ganz einfach: ich mag das aktive Leben als Professor, unterrichte gern mit gutem Zulauf von Studierenden und publiziere nach wie vor recht viel. Deshalb bin ich gern auf das Angebot meiner Kollegen eingegangen, eine Rolle als Seniorprofessor zu übernehmen.

Gab es Situationen, in denen Sie Ihre Entscheidung bereut haben?

Eigentlich nicht – mit einer Ausnahme: wenn es darum geht, Klausuren zu korrigieren, merke ich erst jetzt, wie viel Arbeit mir früher meine Assistenten/Assistentinnen abgenommen haben.

Büro vs. Homeoffice, Gehalt vs. Rente, junge Kollegen vs. Senioren – wie haben sich die Rahmenbedingungen für Sie verändert?

Sehr wenig hat sich verändert. Nur habe ich jetzt keine MitarbeiterInnen mehr und, als ein riesiger Vorteil – ich bin nicht mehr verpflichtet viele Stunden in Gremiensitzungen zu verbringen.

Wenn Sie an Ihre allererste Vorlesung als Dozent zurückdenken und sie mit heute vergleichen: Was hat sich für Sie grundlegend in Ihrer Lehrtätigkeit gewandelt?

Meine allererste Vorlesung war wohl im Jahr 1977, als ich nach einem Jahr in Stanford in Frankfurt zum „Dozenten“ (C2 mit befristetem Vertrag) ernannt worden war. Die beinahe gleiche Vorlesung („Finanzen1“) wie damals habe ich dann mit Unterbrechungen bis zum Ende meiner „normalen“ Professur immer wieder gehalten. Trotzdem hat sich viel verändert: Die „Location“ Westend vs. Bockenheim – ein enormer Gewinn an Lehr-, Lern- und Lebensqualität; die Qualifikation und Motivation der Studierenden – unvergleichlich besser als früher; die Technologie der Lehre – PC, Beamer, Videoaufzeichnung der Anfängervorlesungen u.v.m. Besonders bei Seminararbeiten merkt man, wie viel besser unsere heutigen Studierenden sind.

Wenn Sie an Ihre Zuhörer von heute und damals denken: Wie hat sich das Bild der Studierenden verändert, das Sie wahrnehmen, wenn Sie in den Hörsaal blicken?

Ich teile die verbreitete Unzufriedenheit mit den Studierenden nicht. Sie sind (bei uns) besser ausgebildet, vielseitig interessiert und sehr motiviert. Das hat natürlich vor allem den Grund, dass wir heute nur ca. 15% der Bewerberinnen und Bewerber um einen Studienplatz aufnehmen und versuchen, die besten zu bekommen.

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?

Ich arbeite an zwei Themenbereichen: Das deutsche Finanzsystem und im Vergleich dazu die Finanzsysteme anderer Industrieländer und deren Veränderungen in den letzten Jahren und Finanzierung in Entwicklungsländern.

Gelingt es Ihnen als Seniorprofessor viel mehr Zeit mit Dingen zu verbringen, die nicht mit Ihrer Profession zu tun haben? Haben Sie in der frei gewordenen Zeit neue Leidenschaften für sich entdeckt?

Fragen Sie dazu meine Frau, die meint, es hätte sich eigentlich fast nichts verändert. Ich sehe das etwas positiver: Mir scheint, ich habe für alles heute etwas mehr Zeit als früher. Der Arbeitsdruck ist geringer geworden.

Wann ist Schluss?

In anderthalb Jahren ist definitiv Schluss.

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Teil 1 – Prof. Robert Prohl »

Teil 2 – Prof. Mechthild Hesse »

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