Wer sind eigentlich die knapp 30 Seniorprofessorinnen und –professoren an der Goethe-Universität, die sich auch nach ihrer Pensionierung noch in der Lehre engagieren? In einer mehrteiligen Serie werden sie hier vorgestellt.
Um die Betreuungsrelationen zu verbessern und ein zusätzliches hochqualifiziertes Lehrangebot anbieten zu können, besteht seit Ende 2009 an der Goethe-Universität die Möglichkeit, Seniorprofessuren einzurichten. Pensionierte oder emeritierte Professorinnen und Professoren der Goethe-Universität oder anderer Universitäten mit ausgewiesener Lehrkompetenz kommen für eine Seniorprofessur infrage und können somit auch nach ihrer Pensionierung weiterhin in der Lehre tätig sein. Das Lehrdeputat liegt zwischen vier und acht Semesterwochenstunden und schließt die Verpflichtung zu prüfen ein.
Teil 12 – Prof. Insa Fooken
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Prof. Insa Fooken (70) ist seit dem Wintersemester 2014/15 Seniorprofessorin am Institut für Erwachsenenpädagogik der Goethe-Universität. Ihr Lehrdeputat beträgt vier Semesterwochenstunden.
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Frau Prof. Fooken, wie kam es zu der Entscheidung für eine Seniorprofessur und was war Ihre Motivation, sich für weitere Lehrjahre an der Goethe-Uni zu entschieden, statt ihre freie Zeit zu genießen?
Ein sehr geschätzter Frankfurter Kollege hat mich gefragt/gebeten. Ich war ja nicht an der Goethe-Uni tätig, so dass es für mich reizvoll war, eine Reihe “meiner Themen” noch einmal in einer anderen universitären Konstellation einzubringen und dabei noch einmal an längst zurückliegende Forschungsthemen und Projekte wieder anzuknüpfen.
Gab es Situationen, in denen Sie Ihre Entscheidung bereut haben?
Ja, angesichts von extrem überfüllten Seminaren.
Büro vs. Homeoffice, Gehalt vs. Rente, junge Kollegen vs. Senioren – wie haben sich die Rahmenbedingungen für Sie verändert?
Nicht so sehr. Ich habe im Vergleich zu früher ein halbes Deputat und konzentriere die Lehre 14-tägig. Insofern fällt etwas mehr “Homeoffice” an als früher. Die Seniorprofessur ist ja eine Art Lehrauftrag bzw. ich bekomme – neben meiner Pension – ein Honorar pro Semester. Da bei mir Fahrt- und Übernachtungskosten anfallen und das Honorar recht hoch versteuert wird, ist es wie eine Art “kleine Aufstockung”. Meine Befürchtung ist, dass durch meine Vertragsverpflichtung Stellen für jüngere Kolleginnen und Kollegen “eingespart” werden. Das ist aber nichts, was die aktuelle direkte kollegiale Zusammenarbeit bestimmt.
Wenn Sie an Ihre allererste Vorlesung als Dozentin zurückdenken und sie mit heute vergleichen: Was hat sich für Sie grundlegend in Ihrer Lehrtätigkeit gewandelt?
Ich vergleiche die aktuellen Lehrerfahrungen eigentlich mehr mit den letzten Jahren der regulären Berufstätigkeit. In den Anfängen gab es doch zumeist (andere) Studienordnungen, die mehr direkten Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden bedeuteten. Das hat sich aber im Laufe der Jahre durch “abgespeckte” Studienordnungen immer mehr reduziert.
Wenn Sie an Ihre Zuhörer von heute und damals denken: Wie hat sich das Bild der Studierenden verändert, das Sie wahrnehmen, wenn Sie in den Hörsaal blicken?
Da ich “nur” Seminare und keine Vorlesungen (mehr) durchführe, blicke ich nicht in Hörsäle, sondern in Seminarräume. Da fällt mir auf, dass durch die ständige Präsenz von iPhone, Smartphone etc. oft nur partielle Aufmerksamkeit für das, was im Seminar läuft, vorhanden ist, sowohl bei Referaten, aber auch bei Gruppenarbeiten.
An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?
An verschiedenen Themen. Mein altes (und eigentlich schon lange “abgelegtes”) Forschungsthema zu “Männern im Alter” hat eine unerwartete Aktualität bekommen, da das Thema “Alleinlebende Männer im Alter” das zentrale Forschungsthema einer der jungen Kolleginnen in der Abteilung ist und so eine vielversprechende Zusammenarbeit begonnen hat. Ansonsten arbeite ich, vor allem in Kooperation mit meiner “alten Uni”, an einem multidisziplinären Projekt zur “Bedeutung von Puppen bzw. Mensch-Puppen-Diskursen” (unter anderem auch in Bezug auf die “neue” Bedeutung von Robotern/Androiden). Dritter Themenschwerpunkt ist das Thema/Konzept der “Ambivalenz” als eine äußerst bereichernde Betrachtungsperspektive für sehr unterschiedliche Forschungsthemen und -fragen.
Gelingt es Ihnen als Seniorprofessorin viel mehr Zeit mit Dingen zu verbringen, die nicht mit Ihrer Profession zu tun haben? Haben Sie in der frei gewordenen Zeit neue Leidenschaften für sich entdeckt?
Eher nicht. Es ist eher so, dass ich im Moment (endlich) mehr Zeit für Forschungsthemen (auch solche jenseits des “Mainstream”) habe, da ich nicht mehr dauerhaft und extensiv in den ganzen Bereich der akademischen Selbstverwaltung eingespannt bin, der früher einen enormen Teil meiner “Lebenszeit” mit Beschlag belegt hat.
Wann ist Schluss?
Mit der Lehre in Frankfurt am Ende des Sommersemesters 2019. Mit der Forschung, die mir Spaß macht, hoffentlich nie.
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